Durch rhythmische Landschaften

Liestal Singstimmen Baselland sang in der Stadtkirche ihr Programm «Im Takt»

Markus Schmied schaltet an der Elektronik.

Markus Schmied schaltet an der Elektronik.

Chor und Elektronik sind gespannt auf ihren Einsatz. Fotos: A. Jegge

Chor und Elektronik sind gespannt auf ihren Einsatz. Fotos: A. Jegge

Ein ungewohntes Bild zeigte sich beim Eintritt in die Liestaler Stadtkirche: Im Zentrum des Geschehens waren viel Percussion und elektronische Apparaturen installiert. Man fragte sich, wer hier wohl die Hauptrolle spielten würde, der Chor oder die Elektronik. Der Chorleiter der Singstimmen, Jürg Siegrist, hat mit dem Berufsperkussionisten Markus Schmied das Programm zusammengestellt, «Im Takt, eine Klangreise durch rhythmische Landschaften». Aufgeführt wurde Chormusik mit unterschiedlichem Bekanntheitsgrad und aus allen Zeiten.

Beim Einzug des Chores war sofort klar, dass der Chor im Zentrum stand. Ergänzt durch Trommeln und Pauken stand bei Schmied vor allem das Vibrafon im Vordergrund, ein Instrument, das sowohl perkussiven als auch melodischen Charakter hat. Den Auftakt machte der Chor, der eine Art Sprechfuge sprach und sang. Die Elektronik bediente sich beim Gesungenen und die Musikerinnen und Musiker bauten damit eine grosse Klangwelt auf, die dank dem zugrundeliegenden Rhythmus, dem Takt, nie ausuferte.

Nach dieser Hymnik ein Schmuckstück frühbarocker Chormusik: Heinrich Schütz’ «Also hat Gott die Welt geliebt», weitere Renaissancelieder folgten. Der Chor, immer wieder unterstützt von Markus Schmieds Percussion, zeigte sein ganzes Können, die präzise Vorbereitung sowohl musikalisch als auch mental. Der Chor war die ganze Zeit präsent. So konnte man sich beim Hören ganz hineingeben in Lassos «Bon Jour mon Coeur» oder Hasslers «Feinslieb Du hast mich gfangen». Danach erklang Distlers Version von «Grosser Gott, wir loben Dich».

Weiter ging die Reise hauptsächlich durch Europa, alle Destinationen braucht man gar nicht aufzuführen, denn der Takt blieb der rote Faden des Abends und hielt die Musik zusammen. Die kongeniale Zusammenarbeit von Chor, Percussion und Technik erzeugte eine Klangwelt aus einem Guss.

Der Abend klang aus mit einem Satz des Beatles-Songs «Can’t buy me Love». Zum Finale dichtete Siegrist Lassos Lied in «Bonsoir mon coeur» um, dessen schöne Melodie dann in «Hey Jude» von den Beatles überging. Dazu wurde das Publikum zum Mitsingen animiert. Nach den zwei Zugaben verliess man den Kirchenraum auf einer inneren Klangwolke in die Frühherbstnacht.

Die zu Beginn gestellte Frage der Dominanz stellte sich zusammenfassend gar nicht, denn die Elektronik wurde sowohl als Dienerin, als auch als Leaderin des Chores eingesetzt und zeigte auf, mit welchen Mitteln man heute Chormusik attraktiv gestalten kann, ohne sich irgendeinem Trend anzubiedern. Es zeigte aber auch, dass solche Modernisierung nicht immer gelingt. So blieb Distlers «Grosser Gott» viel zu stark am Original kleben, wogegen Stan Getz’ Jazzversion des Schwedischen Heimatliedes «Värmlandsvisan» ein echter Gewinn für die Zuhörenden war.

Siegrist und Schmied haben exemplarisch aufgezeigt, wie aktuell Chormusik immer noch ist und sein wird, ein Genuss für alle Beteiligten.

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