Die Liestaler Jahrhundert-Baustelle

Vom Liestaler «Stationshof» zur modernen Bahndrehscheibe 

Bahnhof Liestal um 1900.Fotos: Staatsarchiv BL

Bahnhof Liestal um 1900.Fotos: Staatsarchiv BL

Stationshof Liestal zur Zeit der Bahngründung. Im Hintergrund der «Schützengarten».

Stationshof Liestal zur Zeit der Bahngründung. Im Hintergrund der «Schützengarten».

Seit nun rund zwei Jahren stehen entlang der Bahnstrecke mitten durch Liestal unzählige Baukräne, und zwar im Zusammenhang mit dem Ausbau des Bahnknotens Liestal. Die Liestalerinnen und Liestaler müssen bis zur Fertigstellung (2025) viele Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen, doch ist zu hoffen, dass am Schluss nicht nur der Vierspurausbau und das Wendegleis für die S-Bahn den Bahnbetrieb verbessert, sondern auch ein für eine Kantonshauptstadt repräsentativer und moderner Bahnhof zur Verfügung steht. Und nicht zu vergessen, wir möchten vor allem auch von zusätzlichen Schnellzugshalten profitieren, damit möglichst viele Destinationen von Liestal aus direkt bedient werden können.

Die Geschichte der Bahn durch Liestal hat eine lange Tradition. Im Dezember 1854 wurde die erste Eisenbahnlinie mit Anschluss ins Ausland auf der Strecke Basel-Liestal eröffnet. Später erfolgten dann die weiteren Etappen Richtung Mittelland. Damals verkehrten täglich fünf Züge in jede Richtung. Zurzeit der Bahngründung wurde auch der Liestaler Stationshof (Bahnhof) gebaut. Baukosten rund 38000 Franken.

Ende 1852 anfangs 1853 wurden die Planungs- und Vermessungsarbeiten durchgeführt. Anschliessend erhielt der Gemeinderat Gelegenheit, zum Projekt Stellung zu nehmen. Zwei Linienführungen wurden vorgeschlagen; die «untere Linie» auf dem rechten beziehungsweise auf dem linken Ergolzufer und die «obere» Linie. Die Gemeindeversammlung entschied sich mit grosser Mehrheit für die «obere Linienführung», «weil sie die dem hiesigen Orte am wenigsten nachtheilige» sei. Es stand sogar noch eine weitere Variante zur Diskussion. Die Gemeinden des Waldenburger- und Reigoldswilertales traten für die «obere Linie» ein, wünschten aber den Bahnhof im Gebiet des Alten Markt angelegt. Diesem Gesuch wurde nicht stattgegeben. Ganz anders waren die Wünsche aus Frenkendorf und Lausen.

Beinahe wäre Liestal eine wichtige Drehscheibe im Bahnverkehr geworden. Es waren nämlich eine Bahnstrecke Liestal-Wasserfallentunnel ins Mittelland sowie eine Verbindung Liestal-Aarau geplant. Beide Vorhaben konnten aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert werden.

Von den Bahnen zu reden und das «Waldenburgerli» nicht zu erwähnen wäre eine arge Unterlassung. Es ist die älteste und war bis anfangs dieses Jahres auch die schmälste Schmalspurbahn der Schweiz, die 1880 ihren Betrieb aufnahm. Die WB besass in der Endstation Liestal einen recht grossen Kopfbahnhof.

Neben dem Personenverkehr entwickelte sich auch der Güterverkehr bei der Bahn allgemein rasant, denn die Kombination Schiene und Strasse erwies sich als äusserst wirtschaftsfördernd. Über längere Strecken war die Bahn besonders geeignet, und kürzere Strecken wurden durch Pferdefuhrwerke und später Lastwagen bedient. Der Liestaler Güterbahnhof wurde so rasch ein zentraler Umschlagsplatz für das mittlere Baselbiet, die Frenkentäler und das Schwarzbubenland. Heute werden in Liestal keine Güter mehr ent- und beladen. Auch die Postwagen bei der Bahn sind nicht mehr in Gebrauch. Der Bahnhof dient nur noch für den Personenverkehr.

Die erste ganz grosse Veränderung des Bahnhofareals und der Trasseeführung durch Liestal erfolgte zwischen 1935 und 1949. Zur Vergrösserung des Bahnhofes wurde der Rotacker-Hügel abgetragen, und der Bahnübergang beim Postgebäude wurde aufgehoben. Als neue Verbindung ins Oristal erfolgte der Bau der Zentralunterführung. Auch das Bahnhofgebäude und die Perons mussten den neuen Bedürfnissen angepasst respektive neu erstellt werden.

Wenn man heute das Bahnhofareal betrachtet, oder vielmehr was noch vom ehemaligen Güterbahnhof übrig geblieben ist, kommt schon etwas nostalgische Stimmung auf. Der Knotenpunkt Liestal wird – wie eingangs erwähnt – zu einem top modernen Personenbahnhof umgebaut. Ein Güterbahnhof ist gar nicht mehr nötig, denn die ganze Verteil-Logistik hat sich total verändert und erfolgt von anderen Bahnhöfen aus. Als letzte kleine Erinnerung steht noch ein mächtiger Kran, aber ob er im neuen Bahnhofareal einen Ehrenplatz finden wird, steht in den Sternen.

Durch den Bahnbau wurde das Liestaler Stadtgebiet entzweigeschnitten. Dies wird durch den grossen Umbau der Bahnanlagen, welcher im Moment im Gange ist, noch zusätzlich sichtbar.

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