Die erste Badi, die auch Plastik sammelt

Liestal Das Sport- und Volksbad Gitterli führt selbstentwickelte Entsorgungsstationen ein  

Gruppenfoto vor einer Entsorgungsstation: Badmeister Robert Arthofer; Marc Briand, Geschäftsführer sammelsack.ch; Tobias Zurfluh, stv. Geschäftsführer EZB; Fabian Thommen und Roman Thommen, Thommen HSM; Christian Stäubli, Geschäftsführer Sport- und Volksbad Gitterli AG (v.l.).Fotos: M. Schaffner

Gruppenfoto vor einer Entsorgungsstation: Badmeister Robert Arthofer; Marc Briand, Geschäftsführer sammelsack.ch; Tobias Zurfluh, stv. Geschäftsführer EZB; Fabian Thommen und Roman Thommen, Thommen HSM; Christian Stäubli, Geschäftsführer Sport- und Volksbad Gitterli AG (v.l.).Fotos: M. Schaffner

Pro Gartenbad-Saison, die rund fünf Monate dauert, zählt das Gitterli-Bad in Liestal bis zu 70000 Badegäste. Dazu kommen 60000 Hallenbadgäste. All diese Menschen produzieren eine Menge Abfall: Zehn bis 15 Tonnen fallen insgesamt an, wovon ein Grossteil aus Plastik besteht – ein Wertstoff, der rezykliert werden könnte. Doch bisher gab es im Sport- und Volksbad Gitterli keine Möglichkeit, Plastik getrennt zu entsorgen. Abgesehen von PET-Flaschen, für die vier Sammelbehälter bereitstanden, landete der ganze, ungetrennte Abfall in 18 blauen Containern, die über das Areal verteilt waren, sprich im Hauskehricht.

«Es ist paradox, im Privathaushalt steigt die Recyclingquote, aber im Gitterli ist nichts gegangen», war sich Geschäftsführer Christian Stäubli schon vor einigen Jahren bewusst. Also suchte er das Gespräch mit der langjährigen Entsorgungspartnerin des Bads, der Entsorgungszentrum Bubendorf EZB AG. Entstanden ist daraus ein schweizweit einzigartiges Konzept: Seit vergangener Woche stehen für die Badegäste neun speziell entwickelte Entsorgungsstationen zur Verfügung, an denen sie Plastik, PET und Restmüll getrennt entsorgen können. «Wir haben neun Stationen gebaut, damit wir sie wirklich im ganzen Gartenbad anbieten können, um die Laufwege so minim wie möglich zu halten», sagt Christian Stäubli.

Die bewährten Gartenbad-Aschenbecher sowie ein Kübel für kalte Asche sind ebenfalls an den Stationen zu finden. Das Ziel ist laut Stäubli, das Gartenbad noch sauberer zu halten, aber keinen Mehraufwand für das operative Personal zu generieren.

Das in Liestal gesammelte Plastik wird bei der EZB in Ballen gepresst und gelangt von dort zur nächsten Partnerin in der Entsorgungskette, der Inno-Recycling AG in Eschlikon TG. Mit ihr arbeitet die EZB seit gut fünf Jahren zusammen: Die «sammelsack.ch»-Plastiksammelsäcke haben sich inzwischen bei den Privathaushalten in der Region gut etabliert. Die abgegebenen Haushaltskunststoffe – beispielsweise Essigflaschen, Shampoo-Verpackungen, die Plastikschalen aus den Guetzli-Packungen, Aufschnittverpackungen oder auch Tetra-Paks – werden möglichst sortenrein sortiert und zu Granulat verarbeitet. Daraus entstehen, zum Teil in der Schweiz, zum Teil im Ausland, wieder neue Produkte wie Kisten, Paletten, ­Eimer, Rohre, Baufolien, Tragetaschen oder Kleiderbügel.

CO2-Ausstoss wird reduziert

«Die durchschnittliche Lebensdauer ­einer Verpackung beträgt vier Wochen von der Herstellung bis zur Verbrennung», gibt Marc Briand, Geschäftsführer von «sammelsack.ch», zu bedenken. Mit Recycling könne diese Zeitspanne auf Jahre ausgedehnt werden.

Wird Plastik wiederverwertet, kann nicht nur der Rohstoff Erdöl, eine begrenzte Ressource, eingespart werden, es wird auch nur halb so viel Energie benötigt wie bei der Herstellung von Neukunststoff. Auch CO2 wird eingespart: laut Inno-Recycling 2,83 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Recyclingplastik. Würde die potenzielle Sammelmenge von Haushaltskunststoffen in der Schweiz von 112000 Tonnen erreicht, könnte der jährliche CO2-Ausstoff um 316000 Tonnen reduziert werden.

Pioniere in der Schweiz

Sinnvoll sei das Recycling auch, fügt Marc Briand hinzu, weil die Wertschöpfung in der Schweiz bleibe. Und die ganze Welt habe einen Nutzen davon, weil weniger Wertstoffe gebraucht würden. Das Sport- und Volksbad Gitterli ist die erste «Badi» in der Schweiz, die Haushaltskunststoff separat sammelt. «Ihr seid Pioniere», sagt Marc Briand zu den Verantwortlichen, die gemeinsam das neue Konzept aufgegleist haben. Er hoffe, dass die Idee Schule mache und sich weiterverbreite.

Christian Stäubli hat die anderen Gartenbäder in der Region bereits über die neuen Entsorgungsstationen informiert.

Erfolg dank Partnerschaft

Der Gitterlibad-Geschäftsführer betont auch, dass das Projekt nur dank der Unterstützung, auch finanzieller Art, aller beteiligten Partner möglich gewesen sei.

Die technische Umsetzung hat die Thommen HSM GmbH (Hydraulik, Schlosserei und Mechanik) in Läufelfingen realisiert. «Wir dachten, das sei eine gute Idee», erzählt Roman Thommen. Nach vielen Überlegungen sei schliesslich die neue Entsorgungsstation entstanden. «Es freut uns, dass wir damit einen Beitrag für die Umwelt leisten können», so Thommen.

«Wir haben manche Stunde gebraucht, bis wir wussten, wie wir es machen», ergänzt Tobias Zurfluh, Verwaltungsratspräsident der EZB AG. Die Entsorgungsstation sollte nicht zu gross werden, sondern einfach bleiben. Am Ende sei es dann gelungen, das Maximum nach dem heutigen Wissenstand herauszuholen.

Die EZB AG habe das Gitterli von Anfang an unterstützt, fährt Zurfluh fort. Mit der Entsorgungsstation sei diese lange Tradition nun vertieft worden. Gespannt sei er nun auf das Echo der Badegäste und wie viel gesammelter Plastik Ende Jahr zusammenkomme.

Das Projekt reiht sich in die Nachhaltigkeitsbemühungen der Sport- und Volksbad Gitterli AG ein. Dazu gehören nebst energetischer Sanierung, Fotovoltaik und Wärmepumpe auch Abfallvermeidung in der Gastronomie und der Verzicht auf Dünger und Pestizide.

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