Der Widerhall der Geschichte

Lausen Die Chorgemeinschaft Contrapunkt führte Teile des «Canto Generals» auf 

Chor und Ensemble mit dem Bariton Valerie Zanolli.

Chor und Ensemble mit dem Bariton Valerie Zanolli.

Die Chorgemeinschaft Contrapunkt mit dem Ensemble liberté.Fotos: A. Jegge

Die Chorgemeinschaft Contrapunkt mit dem Ensemble liberté.Fotos: A. Jegge

Der chilenische Dichter Pablo Neruda schrieb während Jahren an seinem Gedichtzyklus «Canto General». Er wollte die ganze Geschichte Südamerikas in Hymnen erzählen und ehren. Der griechische Musiker Mikis Theodorakis machte sich zur Aufgabe, Teile dieses Textes in ein Oratorium zu giessen. Dabei kam ein schwergewichtiges Werk heraus, das der Gründer der Chorgemeinschaft Contrapunkt, Georg Hausammann, mit seinem jungen Chor 1981 aufführte. Der Canto wurde zum musikalischen Markenzeichen politisch progressiver Menschen, in der ganzen Welt. Man las Neruda, hörte Theodorakis und Maria Farantouri. Es war so etwas wie künstlerisch musikalische Heimat.

Zu seinem 40-Jahar-Jubiläum schenkte sich der Chor nun nochmals etwas Canto. Die Dirigentin Abélia Nordmann wählte vier Teile aus, welche Charakter und Geist der Musik gut beschreiben. Zusammen mit dem Ensemble liberté und deren Co-Leiterin Maija Gschwind ordneten die beiden Musikerinnen das Werk in seine Zeit ein und stellten ihm gleichzeitig zwei Auftragswerke gegenüber, ein Werk der Brasilianerin Tatiana Catanzaro (Sonnenstrahl von Barnimstrasse), und eines der Kolumbianerin Violeta Cruz (La patria dividia). Beide setzten sich mit Neruda auf ihre Weise auseinander. So ertönte neben dem teilweise gewaltigen Gesang des Canto (mit der Mezzosopranistin Aura Gutiérrez und dem Bariton Valerio Zanolli) die filigrane und etwas ruhigere Musik der Gegenwartskomponistinnen. Sie nahmen den Canto aus seiner geschichtlichen Gebundenheit heraus und gaben der älteren Musik eine neue Wertigkeit.

Dazu trug auch die Chorgemeinschaft bei, die aus dem Canto kein affektiertes Gedröhne mit politischem Grundkern machte, sondern filigran gesungene Chormusik, die ihre Verbundenheit mit dem einfachen Volk nie bestritt. Das Engagement und die Ernsthaftigkeit der Sängerinnen und Sänger war nicht nur beim Canto spürbar, sondern auch bei den sehr schwierigen Neukompositionen.

Noch immer bleibt Theodorakis Musik die musikalische Heimat vieler, was man sowohl beim Publikum als auch bei den Sängerinnen und Sängern spürte. Viele sind mit der Musik älter geworden, haben sie aber immer noch verinnerlicht. Die jungen Interpretinnen und Interpreten haben bewiesen, dass diese Art von Musik weiterentwickelt wird und weiterlebt. Das Konzert bleibt so in eindrücklicher Erinnerung.

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