«Der wichtigste Platz im Baselbiet»
Liestal Der «Törliplatz» hat eine neue Beschriftung erhalten
Das inoffizielle Strassenschild mit der Aufschrift «Törliplatz» (die ObZ berichtete) ist von einer aufwendigeren Variante abgelöst worden. «Törlifreunde» haben am vergangenen Samstag die neue Beschriftung vor dem Café Mühleisen feierlich enthüllt. Es handelt sich um einen 1,80 Meter hohen Vierkantpfahl mit einem Baselbieterstab auf der Spitze und einem blauen Strassennamenschild, das in beide Richtungen zeigt – zum Liestaler Törli und nach aussen, also zum übrigen Baselbiet. Café-Inhaber Felix Mühleisen, wie könnte es anders sein, gab dazu ein Ständchen auf dem Alphorn, begleitet von zwei Trachtenfrauen vom Trachtenverein Liestal.
Dieser bildhaften Szene geht eine lange Geschichte voraus. Felix Mühleisen kämpft seit Jahren für den Platz zwischen seinem Lokal und dem Stadttor, immer wieder mit originellen Ideen und mit viel Hartnäckigkeit. Gewisse Erfolge hat er, zum Teil mit der Unterstützung von Gleichgesinnten, bereits errungen. 2019 wurde die Fläche, die bisher zum Wasserturmplatz gehörte, offiziell umbenannt. Auf dem Geoportal des Kantons Baselland kann dies nachgeprüft werden – wobei die Stadt Liestal auf eine neue Strassenbeschriftung verzichtet, damit die Anwohner/-innen ihre bisherige Postadresse nicht ändern müssen.
Ausserdem wird die Autobus AG ihre Haltestelle «Wasserturmplatz» mit dem kommenden Fahrplanwechsel umbenennen. Der Wasserturmplatz sei zu gross, findet Felix Mühleisen: «Beim Törli hat er nichts zu suchen.» Seiner Meinung nach ist der Bereich vor dem Törli der wichtigste Platz – nicht nur Liestals – sondern des Baselbiets. Liestal müsste sich mehr als Kantonshauptort vermarkten, und dabei würde der «Törliplatz» eine wichtige Rolle spielen. Das «Törli» sei ein Wahrzeichen für Liestal und fürs Baselbiet, auf das man stolz sein müsste. Stattdessen beobachte er immer wieder, dass Schulklassen kämen, um das Stadttor anzuschauen, und dann enttäuscht seien: «Sie können es gar nicht in Ruhe anschauen, weil sie zur Seite springen müssen, wenn ein Auto kommt.» Seiner Ansicht nach müsste der Platz vor einem solchen Wahrzeichen verkehrsfrei sein.
Gute Altstadt-Stimmung sollte sich bis vors Törli weiterziehen
Felix Mühleisen weist darauf hin, dass die Erneuerung der Rathausstrasse, für die er sich auch eingesetzt habe, die Stimmung im Stedtli wesentlich verbessert habe. Neue Cafés hätten sich entwickelt und die Leute würden sich gern in der Altstadt aufhalten, weil sie sich wohl fühlten. Aber die gute Stimmung werde nicht durch das «Törli» hindurch nach aussen weitergegeben. «Daran muss Liestal arbeiten und sich nicht in den Stadtmauern verschanzen», fordert er. Er wünscht sich, dass sich die Leute auch vor dem Tor gern aufhalten – und das sei machbar. «Das Restaurant Neuhaus könnte wieder aufmachen und der Engel könnte tagsüber wieder offen haben», ist Felix Mühleisen überzeugt. Nach den Herbstferien will er sich mit einem Politiker treffen, um ein mögliches Vorgehen auf politischer Ebene zu besprechen.
Finanziell gehe es dem Betrieb sehr gut, betont Mühleisen. Die örtliche Lage sei super, aber wenn die Stimmung schlecht sei, müsse man umso mehr leisten und sich einsetzen. «Ich habe das Jahrzehnte lang gemacht, aber ich kann das nicht ewig weitermachen, und es muss ja weiter gehen», sagt er mit Blick auf seine Nachfolger/-innen. Er denkt nicht nur an das Café, sondern an Liestal und ans Baselbiet. Ein «Törliplatz» als Baselbieter Platz würde gute Stimmung ins Baselbiet bringen und dafür sorgen, dass die Leute gern in den Hauptort Liestal kämen. «Ich habe viel Feines hier erleben dürfen und hoffe, dass es Liestal weiter gut geht», meint Felix Mühleisen abschliessend.
Auch «Törlifreund» Stefan Saladin findet, dass Liestal stolz sein dürfe. Nicht nur auf den neuen Bahnhof, sondern vor allem darauf, dass die Stadt Kantonshauptort sei. Die neue Beschriftung mit dem Baselbieterstab verkörpert für ihn das Motto: «Nicht locker lassen gewinnt.»
«Ich habe mich natürlich sehr gefreut, ich habe das nicht in Auftrag gegeben», gibt Felix Mühleisen zu verstehen. Stefan Saladin stehe zu Liestal und zum Kanton, und er habe gute Ideen, «das muss man ihm lassen!»