Dem Wald fehlen die Fachkräfte

Liestal Forstbetriebe wollen (noch) attraktiver werden 

Die Eiche verträgt den Klimawandel besser als die Buche. Foto: O. Graf
Die Eiche verträgt den Klimawandel besser als die Buche. Foto: O. Graf

Dem Wald machen die klimatischen Veränderungen zu schaffen. Zudem leiden die Forstbetriebe, die den Wald bewirtschaften und den grössten Freizeitpark in der Region unterhalten, an Personalmangel. Denn etwa die Hälfte aller jungen Leute, die sich für eine Forstwartlehre entschieden haben, wendet sich nach Abschluss der Ausbildung andern Branchen zu, etwa dem Gartenbau. Dabei spielt auch die Entlöhnung eine gewisse Rolle. Damit der Wald seine vielfältigen Funktionen als Lieferant von Nutz- und Energieholz, als Wasserspeicher, Luftfilter sowie als Erholungs- und Freizeitanlage auf die Dauer erfüllen kann, ohne Schaden zu nehmen, braucht es Fachpersonal.

Am traditionellen Medien-Waldspaziergang von Wald beider Basel (WbB), des Verbands der Waldeigentümer, auf der Sichtern bei Liestal betonte Philipp Schoch, Präsident WbB, die Forstbetriebe müssten als Arbeitgeber attraktiv sein. Mit einer dynamischen und flexiblen Beschäftigungspolitik, die der körperlichen Leistungsfähigkeit, den Neigungen und den finanziellen Vorstellungen, aber auch der Witterung Rechnung trägt, könnten die Leute besser bei der Stange gehalten werden. Grössere Betriebe, so Schoch, seien in einer besseren Ausgangssituation als Kleinbetriebe mit nur wenigen Beschäftigten.

Die Bürgergemeinde Liestal als Gastgeberin zeigte auf, wie sie dem Personalmangel begegnen will. Daniel Wenk, Geschäftsführer der Bürgergemeinde Liestal, verwies auf den hohen Arbeitsaufwand, der im Wald anfällt. Auf einer drei Hektaren haltenden Schlagfläche erklärte er den Medienleuten, was hier seit dem letzten Jahr passiert ist. So fällte das Forstpersonal alle angeschlagenen Stämme auf dieser Fläche, mehrheitlich Buchen. Lediglich Bäume, die mit den veränderten Bedingungen besser zurechtkommen, blieben stehen, etwa die Föhre, die Eiche oder der Mehlbaum. Eingepflanzt wurde nichts. Aber die Naturverjüngung hat die Fläche dank des zusätzlichen Lichteinfalls in einen üppig spriessenden Jungwald verwandelt.

Damit die erwünschten Baumarten nicht von schneller wachsenden Gewächsen, zum Beispiel von den Ahornen und Eschen, überwuchert werden, muss die Fläche während etwa 20 Jahren regelmässig mit einem grossen personellen Aufwand durchforstet werden. Insgesamt, rechnete Wenk vor, betreue der Forstbetrieb eine Jungwuchsfläche von 100 Hektaren, was einem Zehntel der ganzen Bestandesfläche des Walds der Bürgergemeinde Liestal entspricht. Zusätzlich sei die Nachfrage nach Brennholz wegen der sich abzeichnenden Energiekrise enorm angestiegen.

Unfallrisiko mit Technik minimieren

Wie Forstwart und Berufsbildner Serge Witschi berichtete, ist das Fällen dürrer Buchen eine heikle Sache. «Dürre Äste können durch die kleinste Erschütterung unvermittelt abbrechen und das Personal gefährden.» Deshalb setzt er vermehrt mechanische Hilfsmittel ein, um das Unfallrisiko zu senken, was wiederum entsprechend ausgebildetes Fachpersonal erfordert.

Die Forstwartin Alina Müller schwärmt von ihrem Job. «Ich arbeite gerne im Wald und kann weitgehend selber entscheiden, wo ich die Säge ansetzen kann und wo nicht. Und am Abend sieht man, was man tagsüber gemacht hat», erklärt sie. Die 22-Jährige ist unter anderem für den Bereich «Erholungs- und Freizeitraum Wald» zuständig.

Sie sorgt dafür, dass nahe an den Feuerstellen und anderen Freizeiteinrichtungen abgehende Bäume gefällt werden. Simon Janssen, Leiter Dienstleistungen und Ausbildung bei der Bürgergemeinde Liestal, machte sich für eine gute Kommunikation innerhalb des Betriebs sowie für die Weiterbildung des Personals stark.

Raphael Häner, Geschäftsführer WbB, unterstrich die Bedeutung des Waldes innerhalb der Gesellschaft. 210 Quadratkilometer, über 40 Prozent der Kantonsfläche, seien bestockt. Der Wald werde, abgesehen vom wirtschaftlichen Faktor, auch als Erholungsgebiet und Freizeitarena sehr geschätzt. Damit er seine vielfältigen Aufgaben auch in Zukunft erfüllen kann, sei ein sorgsamer Umgang mit dem fragilen Naturgebilde unumgänglich.

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