Das Röserental wird Naturwaldreservat
Liestal Bürgergemeindeversammlung bewilligt die Unterschutzstellung dieses Waldgebiets
«Der Wald wird sich selbst überlassen und somit ohne menschliche Eingriffe seine natürliche Weiterentwicklung ermöglicht.» Etwa so lautet das Credo der Naturschützer für bestimmte Waldstücke die forstwirtschaftlich einem Nutzungsverzicht unterstellt werden. Gemäss den Vorgaben des Bundes sollten fünf Prozent der gesamten Baselbieter Waldfläche als solche Naturwaldreservate ausgeschieden sein. Aktuell sind es erst 3,9 Prozent. Nach jahrelangem Stillstand kommt jetzt wieder Bewegung in dieses Vorhaben, so auch in Liestal. Denn der Wald im Röserental inklusive dem Wiesenanteil auf der Tugmatt gilt unter Fachleuten als kantonaler Hotspot was den Naturwert anbelangt. Deshalb ist dieses Gebiet in den Richt- und Zonenplänen des Kantons, der Stadt Liestal und der Bürgergemeinde entsprechend erfasst und ausgeschieden. Im August 2019 hat der Bürgerrat mit einem Schreiben an die kantonalen Amtsstellen das ordentliche Verfahren für eine Unterschutzstellung ausgelöst und nun den Vorschlag des Kantons mit Perimeter, Massnahmen und Abgeltung erhalten. Für die total 92 Hektaren Waldfläche, wovon 45 Hektaren einem Nutzungsverzicht und der entsprechenden Unterschutzstellung zugeführt werden, wird eine Entschädigungszahlung von 324252 Franken ausgerichtet.
Bürgerrat im Power-Modus
Der im Frühjahr neu gewählte fünfköpfige Bürgerrat mit Franz Kaufmann als Präsident lässt nichts anbrennen. Nachdem die von ihren Vorgängern anberaumten Geschäfte über die Weiterentwicklung der Deponie «Höli plus» und die Fertigstellung der Überbauung Grammet vor Kurzem den Medien vorgestellt wurden, hatte dieses Ratsgremium am Montag anlässlich der Bürgergemeindeversammlung im Pfarreiheim Bruder Klaus nun seinen ersten öffentlichen Auftritt. «Unsere Vorgänger haben uns in gutem Einvernehmen die sauber geführten Dossiers übergeben, jetzt wollen wir mit Vollgas weiter arbeiten», sagte Kaufmann zum Auftakt der Versammlung. Und da sind zwei Punkte besonders bemerkenswert. So waren die 72 Stimmberechtigten eben mit der eingangs beschriebenen formellen Unterschutzstellung von Teilen des Röserentals für die nächsten 25 Jahre und der entsprechenden finanziellen Abgeltung einverstanden und von diesem Projekt auch begeistert.
Im Weiteren wurde vor dem Hintergrund der guten Finanzlage bei einem Ertragsüberschuss von rund fünf Millionen Franken ein Antrag von Jürg Holinger, der Einwohnergemeinde Liestal mit ihrer aktuell maroden Kasse den Baurechtszins des gesamten Gitterli-Komplexes von rund 330000 Franken im Sinne des Solidaritätsgedankens für ein Jahr zu erlassen, knapp angenommen. Genauso wie ein Antrag von Gerhard Senn, der 300000 Franken aus der Schatulle der wohlhabenden Bürgergemeinde für die Corona-geschädigten örtlichen Sport – und Kulturorganisationen bereitstellen will. So ist es halt meistens: Gute Finanzen wecken Begehrlichkeiten.