Alter Windkraft-Traum hat sich erfüllt
Liestal Eine private Windturbine auf dem «Wetterchrütz» erzeugt erneuerbare Energie
Monica und Giovanni Bonavia wohnen seit 45 Jahren im Gebiet «Wetterchrütz», eine Anhöhe oberhalb von Liestal an der Strasse nach Seltisberg. Dass der Flurname nicht von ungefähr kommt, merkten sie bald: «Wenn es stürmt, dann stürmt es», sagt Giovanni Bonavia.
Ende der 90er-Jahre hörte er von einem Windrad auf dem Bruderholz – eine Idee, die ihn faszinierte – und machte sich im Internet schlau über Klein-Windkraftanlagen. Die zwei, drei Modelle auf dem Markt überzeugten ihn jedoch nicht. Die Zeit schien noch nicht reif dafür, im Gegensatz zu anderen Technologien im Bereich erneuerbare Energie. So begnügten sich Bonavias über die Jahre hinweg mit Fotovoltaik und Warmwasseraufbereitung auf dem Dach.
Doch die Zeiten ändern sich. Beim erneuten Stöbern fand Giovanni Bonavia über 50 Anbieter von Windturbinen. Ein preisgekröntes Modell, von dem schon über 30000 Stück im Einsatz sind, und das für 2300 Euro zu haben war, beeindruckte ihn. «Jetzt wäre der Moment, wo ich es machen kann», dachte er sich.Der Wendeltreppen-Anbau am Haus erwies sich als stabile Basis für ein Windkraftwerk – eine Abklärung bestätigte den Gedanken, den er schon lange im Hintergrund gehabt hatte.
Blieb aber noch die Frage nach der Installation. Die Firmen in Liestal, die Beratungen für Windräder machen, beschränken sich auf mittlere und grosse Anlagen, und so wandte sich Bonavia schliesslich an die Elektra Baselland.
Bei der Beratung tauchte ein zusätzlicher Aspekt auf: 2035 will der Bund das Heizen mit Elektrizität verbieten. «Ein Grund mehr, die Kapazität zu erhöhen und selbstständig zu werden», sagte sich Giovanni Bonavia. Das Ziel sei, den jährlichen Strombedarf inklusive Elektro-Speicher-Heizung selber zu produzieren, und das sei im Winter mit dem Wind eher möglich.
Ende November reichte das Ehepaar die Baubewilligung ein und bestellte die Turbine. Nach der dreimonatigen Lieferfrist war letztere da, aber erstere noch nicht durch. Ein Nachbar hatte Einsprache erhoben. Auf den Vorschlag des Kantons, sich gütlich abzusprechen, gingen Bonavias bewusst nicht ein. Sie wollten nämlich, dass die Bürokratie den Fall einmal ganz «durchspielt», quasi als Pilotprojekt. Die Strategie ging auf: Einige Zeit später kam eine positive Antwort des Kantons. «Es ist eine ganz saubere Sache, alles ist mit dem Gesetz abgeklärt», betont Giovanni Bonavia.
Er ist überzeugt, dass die Windturbine einen sinnvollen Beitrag an die gesamte Energieproduktion des Hauses leistet. Die bestehende Fotovoltaik-Anlage auf dem Dach decke gerade den Stromverbrauch der Einliegerwohnung, für das ganze Haus wäre wesentlich mehr nötig. Die Nennleistung der Windkraftanlage betrage etwa 1,0 kW, also könnten pro Jahr maximal rund 8700 kWh produziert werden. Bonavia rechnet realistischerweise mit 1717 kWh im Jahr: «Das würde für unser Studio im OG genügen.» Nur die Speicherung mit dem passenden Akku, einem Salzspeicher, sei technisch noch nicht «reif».