Absurde Episoden, neu durchlebt

Musiktheater Das «Young Actors Lab» liess Sibylle Berg auf Tom Waits treffen

Zwischen Glamour und Nihilismus: Die Tom-Waits-Songs passten bestens zum Stück

Zwischen Glamour und Nihilismus: Die Tom-Waits-Songs passten bestens zum Stück

Langeweile und das Gefühl, betrogen worden zu sein: typisch 90er. Fotos: M. Schaffner

Langeweile und das Gefühl, betrogen worden zu sein: typisch 90er. Fotos: M. Schaffner

Party, Spass, Alkohol, Sex, das gehörte zum Lebensgefühl der 90er-Jahre, wie auch Leere, Langeweile, Beziehungsunfähigkeit und Endzeitstimmung. Oder Anorexie und Jugendliche, die sich die Haut ritzen. All dies hatte Sibylle Berg 1997 in ihrem Erstlingsroman «Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot» beschrieben, verpackt in absurde und zum Teil makabere Episoden.

Das «Young Actors Lab» unter der Leitung von Urs Blindenbacher (Regie und Konzept) hat sich mit der Bühnenversion des Romans nicht gerade ein einfaches Stück ausgesucht. Aber die acht jungen Schauspieler/-innen meistern die Herausforderung souverän. Emotionen – Gelächter, Schmerz, beklemmende Sterbeszenen – kommen ebenso authentisch daher wie wortlastige Passagen. Nachdem die Auftritte wegen der Pandemie verschoben werden mussten, konnte die Truppe nun je zweimal im Palazzo in Liestal und im Basler Sommercasino auftreten.

Genial ist die Idee, Sibylle Bergs Stück mit der Musik von Tom Waits zu verbinden. Die Schnittmengen sind offensichtlich: absurde Storys, allerlei Kurioses, Beziehungsschmerz. Und: Waits-Lieder zu interpretieren ist mindestens so schwierig, wie einen Berg-Text zu spielen. Glücklicherweise hat das «Young Actors Lab» eine ideale Band gefunden: Baschi Hausmann, Michael und Beni Bürgin (Fucking Beautiful) haben die wilden 90er genauso intus wie die verrauchte Bar-Romantik von Waits. Gekrönt wurden die Musikstücke von der Schauspielerin und Sängerin Natalina Muggli, öfters sangen auch die «Young Actors» selber.

Es war spannend zu sehen, wie unbefangen die jungen Theaterleute mit dem Stoff – Text und Musik – umgingen, der aus einer Zeit stammt, die sie selber nicht miterlebt haben. Das Resultat war ein unterhaltsames und auch schönes Musiktheaterstück, das trotz des nostalgischen Settings zeitlos wirkte.

Auch Palazzo-Co-Theaterleiter Eric Rütsche befasst sich mit Generationenfragen, sowohl was das Publikum betrifft, als auch, was die Produktionen betrifft. «Wir wollen das Palazzo mit jungen Leuten füllen, die hier proben, experimentieren, den Tresen belagern», schilderte er am Schluss des Premierenabends. Mit dem «Young Actors Lab» hat das Theater Palazzo einen vielversprechenden Schritt in diese Richtung getan. Einen wesentlichen Anteil daran trägt Urs Blindenbacher, der die jungen Schauspieler/-innen auf einfühlsame Art fördert, «immer mit einer Portion Chaos», wie Eric Rütsche feststellte.

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