Wie wohnen in der Zukunft?

Sissach Soziale und ökologische Aspekte von Wohnen

Sie diskutierten die verschiedenen Aspekte über das Wohnen in der Zukunft. Moderator David Foggetta, Thomas Noack, Martina Turnes, Sandra Strüby und Thomas Burmeister (v. l.).Foto: s. van riemsdijk
Sie diskutierten die verschiedenen Aspekte über das Wohnen in der Zukunft. Moderator David Foggetta, Thomas Noack, Martina Turnes, Sandra Strüby und Thomas Burmeister (v. l.).Foto: s. van riemsdijk

Unter dem Motto «Wohnen in der Zukunft» diskutierte auf Einladung der SP Sissach und Umgebung eine Expertengruppe aus Politik, Verband, Wohnbaugenossenschaft und urbaner Raumplanung unter der Leitung von Moderator David Foggetta im Bistro «Cheesmeyer» in Sissach zu den Themen, wie und wo wir künftig wohnen und wie die Wohnungen wohl aussehen könnten. Im Vorwort zur Diskussion hielt Foggetta fest, dass «Wohnen uns alle angeht und ein zentrales Element vom Leben ist.» Thomas Noack, Raumplaner, Leiter Stadtbauamt Liestal und Präsident der Umweltschutz- und Energiekommission, erläuterte, dass «Wohnen mit Bauen zu tun hat und das Bedürfnis an Wohnraum für kleinere Haushalte mit den gesellschaftlichen Veränderungen einher geht und stetig wächst.» Dieses Wachstum verleiht der künftigen Wohnproblematik eine gewisse Dringlichkeit. Was uns allen in dieser Entwicklung existenziell beschäftigt, so Thomas Noack, sind die Fragen wo und wie wohnen wir künftig und gibt es überhaupt noch zahlbaren Wohnraum?

Bauen ist C02-intensiv

Unter dem raumplanerischen Aspekt betrachtet, soll die Bau-Entwicklung in Zukunft zum Schutz der Landschaft nicht mehr «draussen auf der grünen Wiese umgesetzt werden», sondern dort wo schon gebaut worden ist, sprich an Lagen in bestehenden Siedlungen, die gut erschlossen sind, so Thomas Noack. «In diesem Sinne redet man heute von einer Verdichtung nach innen.» Und erinnerte diesbezüglich an die Aussage vom dänischen Architekten Jan Gehl: «Sorgt gut für die Menschen und das Leben zwischen den Häusern.» Im Rahmen der Ökologie liess der Leiter Stadtbauamt Liestal mit der Bemerkung aufhorchen, dass das Bauen sehr CO2-intensiv ist –laut UNO stammen aus dem Gebäudesektor weltweit etwa 40 Prozent der C02-Emissionen – und das es in der Bauwirtschaft diesbezüglich ein Umdenken mit der zentralen Frage stattfinden sollte, wie wir in Zukunft die Bausubstanz besser benützen könnten?

Wie das Wohnen organisieren?

Martina Turnes, Vorstandsmitglied des 1988 gegründeten Verbands für umweltbewusste und faire Wohneigentümerinnen und -eigentümer «Casafair Nordwestschweiz», stellte die Frage in den Raum, wie wir das Wohnen künftig organisieren sollten. Zudem fragte sie sich, wie der Wohnraum in kollektiven Wohnformen so zu organisieren ist, dass im Rahmen eines sozialen Zusammenlebens sowohl gemeinsame Aktivitäten als auch Raum für Privates möglich ist. Sie ist davon überzeugt, dass das kollektive Wohnen mit weniger Wohnraum und mit einer Alters- und Schichtdurchmischung eine sehr gute Wohnform für künftige Generationen sein könnte, auch gerade für ältere Menschen.

Dies sieht Sandra Strüby, SP-Landrätin Wahlkreis Sissach und Mitglied der Bau- und Planungskommission, ebenso. Wobei der ökologische Vorteil nicht zu unterschätzen ist, wie sie meint. «Im Rahmen der Wohnbauförderung muss generell ein Wandel im Energiebereich stattfinden.» Zudem plädiert Sandra Strüby bei der Wohnbauförderung für mehr Zusammenarbeit zwischen den Gemeinden, sodass die vorhandene Professionalität gebündelt werden kann und nicht bei der Ortsgrenze aufhört.

Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit

Für Thomas Burmeister, Mitglied der Baugruppe «Wohnbaugenossenschaft Kordia Sissach», einem gemeinschaftlichen Projekt in der Planungsphase zur Schaffung einer Mehrgenerationen-Wohnsiedlung auf der Allmend in Sissach, ist es wichtig, dass die Bevölkerung bei der Wohnbauförderung sagen soll, was sie will. Er sieht beim einmaligen Projekt «Kordia» die vielen Vorteile im sozialen, ökologischen und raumplanerischen Bereich und welche verschiedenen Formen vom Zusammenleben mit einer neuen Nachbarschaftskultur bei bezahlbarem Wohnraum dabei möglich sind. Er plädiert für mehr Gemeinsamkeit, denn «die Zukunft könnten wir gemeinschaftlicher gestalten.»

Thomas Noack spricht am Schluss der Podiumsdiskussion die Hoffnung aus, dass der genossenschaftliche Wohnbau die Zukunft sein wird. Und stösst mit dieser Aussage auf einen zwar stillen, aber spürbaren Zuspruch. Die Erfüllung dieser Hoffnung von Thomas Noack setzt jedoch voraus, dass wir unsere Wohnform und damit ein wichtiger Teil unserer Lebensweise grundlegend und unumkehrbar verändern müssten. Schon der Gedanke könnte uns in grossem Masse überfordern, was nicht gleichbedeutend sein muss, es nicht zu versuchen.

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