Heiliger Eifer lässt die Musik fliessen
Konzert Gemeinschaftsprojekt mit dem OG, Männerchor und zwei Basler Chören
Einmal mehr vermochte das Orchester Gelterkinden sein Publikum nicht nur emotional zu bewegen. Besucher/-innen strömten am letzten Samstagabend scharenweise in die katholische Kirche Gelterkinden.
Tatsächlich stand ein besonderer Konzertabend bevor. In einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Männerchor Gelterkinden, dem Orchester Gelterkinden (OG) und den Chören der Basler Gymnasien Kirschgarten und Münsterplatz wurden im ersten Teil des Konzerts Lieder aus der Romantik vorgetragen. Beginnend mit «O Isis und Osiris» aus der Oper «Die Zauberflöte» von Wolfgang Amadeus Mozart wurde der Bogen zum späteren Requiem im zweiten Teil des Abends geschlagen.
Stücke zu finden, die im Konzertprogramm vor Mozarts dramatischer und klanggewaltiger Seelenmesse stehen können, war keine leichte Aufgabe, insbesondere für den Dirigenten des Männerchors Luca Martin. Sie sollen die wunderbare Melancholie des Requiems nicht vorwegnehmen oder allzu sehr kontrastieren. Zudem kam der Umstand dazu, dass die Anzahl an Kompositionen für Männerchor und Orchester im Vergleich zu anderen Genres eher gering sind. Dieses Dilemma löste Luca Martin, indem er Ludwig van Beethovens «Hymne an die Nacht» sowie Schuberts «Ständchen» op.135 neu arrangierte. Bei Letzterem wurden gezupfte Töne durch die Violinen (Pizzicati) effektvoll als Klangerweiterung eingesetzt.
Vorerst mit Pauken und Trompeten erklang die «Landerkennung» Op. 31 aus der Wikinger-Saga des norwegischen Komponisten Edvard Grieg (1843– 1907). Den Solopart des effektvollen Werks übernahm wiederum Luca Martin, derweil der Chor selber diese nicht alltäglich anspruchsvolle musikalische Besonderheit souverän meisterte und dafür den wohlverdienten Applaus erhielt.
Die Macht Richard Wagners (1813–1883) schlägt im «Pilgerchor» aus der Oper «Tannhäuser» durch. Auch dieses Musikstück wurde vom Männerchor wunderbar gesungen, ein tiefes Gefühl von Spiritualität und Sehnsucht machte sich breit. Wagnerianer kamen hier für Momente auf ihre Rechnung.
Mit ebenso viel Gefühl gings weiter mit dem Lied «Verleih uns Frieden» von Felix Mendelssohn (1809–1847). Die Botschaft ist aktueller denn je!
Sodann oblag dem Männerchor eine hochwertige Präsentation all der obengenannten Lieder – ja Perlen der Chor- und Orchestermusik, denen der «Knabenchor» in reinweissen Hemden mit ihrem inbrünstigen Auftritt noch mehr Glanz verlieh!
Göttliche Komposition
Wolfgang Amadeus Mozarts (1756– 1791) Requiem in d-Moll, wurde sozusagen als festliches Konzert «inszeniert». Mozart schrieb es 1791 im Auftrag. Er hat es nicht mehr gänzlich vollenden können. Der Komponist starb im gleichen Jahr über der Arbeit an Erschöpfung. Nach seinen Skizzen stellte es Franz Süssmayr, ein Schüler Mozarts, fertig. Somit wurde das Requiem zum eigenen Sterbegesang – eines der herrlichsten Werke, das je geschrieben wurde.
In der Tat ein unglaubliches, nicht nur in seiner Entstehung mysteriöses Meisterwerk und göttliche Komposition mit dem Potenzial, die Seele auf eine andere Ebene zu führen. Die Chöre der Gymnasien Kirschgarten und Münsterplatz Basel spannen zusammen, betreten die Bühne, alle in schwarzer Kleidung, denn keine Äusserlichkeiten soll vom musikalischen Geschehen ablenken, denn alsbald verschmelzen sie zu einem grossen Ganzen, dem Klangkörper. Alles junge bis sehr junge Gesichter, die gemeinsam Freude verkünden, als würden sie durch ihren Gesang ahnen, wohin das Requiem führt. Raphael Ilg, Dirigent des OG hat die Gesamtleitung, Anita Zeller als Konzertmeisterin an seiner Seite. Parat sind auch die Vokalsolisten Julian Schmidlin (Altus), Michel Freund (Tenor), Benjamin Widmer (Bass) und Jessica Jans, die junge Sopranistin, die glücklicherweise spontan den Part von Christina Lang übernimmt, die auf ihren Auftritt aufgrund einer Erkältung verzichten muss. Sodann hebt Ilg mit heiligem Eifer den Taktstock und lässt die Musik fliessen, die Gefühle kommen ins Strömen und die Kontrast-Dramaturgie der ganzen Klangschöpfung begeistert und durchdringt die Zuhörerschaft – eine atemberaubende Darbietung! Auch 233 Jahre nach Mozarts Tod!
Nur äusserst bedauerlich, hat diese Zuhörerschaft am Ende der eindrücklichen Aufführung eher spärlich mit Ovationen reagiert, sie verliess nach nur einer Zugabe das Kirchenschiff und verschwanden in die regnerische Nacht.