Verkehrsfreier Samstag in der Begegnungszone abgelehnt
Sissach Heftige Diskussion an der Einwohnergemeindeversammlung
Und ewig grüsst die Begegnungszone. Nicht zum ersten Mal stand die Einkaufsmeile des Sissacher Dorfkerns in letzter Zeit im Mittelpunkt von lebhaften und kontroversen Diskussionen. Als Folge ein geschichtsträchtiger Aufmarsch, welchen Sissach so noch nie erlebt hat und eine für die Gemeindeversammlung mit 443 Stimmberechtigten fast restlos besetzten Turnhalle des Schulhauses Dorf. Ein absoluter Rekord für Sissach, wie Gemeindepräsident Peter Buser am Anfang der Gemeindeversammlung verlauten liess. Und wartete mit einem Paukenschlag auf. Im Mittelpunkt stand der Antrag von Urs Chrétien, ehemaliger Geschäftsführer von Pro Natura Baselland, der eine am Samstag teilweise verkehrsfreie Begegnungszone forderte. Darauf hatte der Gemeinderat, der sich für diesen Vorschlag nicht begeistern konnte – Gemeinderat Stephan Marti: «Der Antrag ist zu rigide» – und diesen für unerheblich erklären wollte, selber einen Gegenvorschlag eingereicht. Dieser sah einen generellen Einbahnverkehr vor. Der Gemeinderat zog diesen zur Überraschung der Stimmberechtigten am Beginn der Gemeindeversammlung wieder zurück.
Der Gewerbeverein wehrt sich
Urs Chrétien zeigte sich in seinem Referat über die negativen Reaktionen aus dem Gewerbe doch sehr überrascht. Trotzdem sind aus seiner Sicht verkehrsfreie Samstage «eine Riesenchance, auch wenn diese mit Risiken verbunden ist.» Das sah die Präsidentin des Gewerbeverbands, Christine Tschan, anders. «Für eine attraktive Begegnungszone braucht es ein funktionierendes Gewerbe», sagte sie. «Sollte der Samstag für den Verkehr gesperrt werden, sei dies nicht mehr möglich.» Die Debatte wurde mit vielen Voten teilweise sehr emotional geführt und zeigte wieder mal auf, wie die Begegnungszone die Dorfbevölkerung beschäftigt. Und dies schon seit Jahren. Der Antrag des Gemeinderats, den Antrag von Urs Chrétien für nicht erheblich zu erklären, wurde schliesslich mit 282 Ja-Stimmen zu 150 Nein-Stimmen bei sieben Enthaltungen angenommen. Der Gemeinderat musste Busse tun, denn sie hätte bereits an der letzten Gemeindeversammlung im April über den Antrag befinden müssen. Trotzdem kommt Bewegung in der Begegnungszone. Der Gemeinderat wird jetzt in eigener Kompetenz versuchsweise ab Sommer für 60 Tage einen Einbahnverkehr anordnen. Im Herbst oder im Winter könnte dann diese Versuchsphase ausgewertet werden.
Rechnung mit einer Million Überschuss
Und ach ja, da waren noch die Rechnungen 2021 der Einwohnerkasse, der Stützpunktfeuerwehr Sissach, des Begegnungszentrums Jakobshof und der Friedhofkasse Sissach-Böckten-Diepflingen-Itingen-Thürnen. Die Erfolgsrechnung der Einwohnergemeinde weist für das Rechnungsjahr 2021 einen Gewinn in Höhe von einer Million Franken aus, dies bei einem Gesamtaufwand von 29,9 Millionen Franken. Die Rechnungen wurden vom Souverän einstimmig genehmigt. Auch angenommen wurde die Sanierung der Hauptstrasse Ost/Bahnhofstrasse, der Beitritt zur «Versorgungsregion Oberbaselbiet» und die Teilrevision des Polizeireglements. Am Schluss der Versammlung wurde Beatrice Mahrer nach zehn Jahren als Gemeinderätin mit einem grossen Applaus feierlich verabschiedet.