Verfehlungen der Obrigkeit aufgedeckt
Rothenfluh Schnitzelbänke bringen die Wahrheit ans Licht
Wie in den besten Zeiten – Coronaviren hin oder her – ging am Fasnachtsdienstag im Rössli in Rothenfluh der Schnitzelbankabend über die Bühne. In rascher Folge legten die sieben Bänke schonungslos dar, welche Fehlleistungen sich die Obrigkeit in den vergangenen zwölf Monaten zu Schulden kommen liess. Die Formationen aus dem ganzen Oberbaselbiet scheuten sich nicht, dem Volk reinen Wein einzuschenken. Die Untertanen brannten darauf, die Wahrheit zu erfahren. Das Rössli-Team mit Wirtin Anca Zamfira an der Spitze war gut auf den Ansturm vorbereitet und bunkerte ausreichend kulinarische Vorräte, sodass alles wie am Schnürchen ablief. «Wir spielen wie geplant das ganze Programm durch. Einschränkungen wegen der Corona-Geschichte gibt es nicht», erklärte ihr Partner Remo Ratti gegenüber dem Nachtheuel im Vorfeld des Anlasses zuversichtlich. Und so kam es denn auch.
Die grüne Welle war erwartungsgemäss für mehrere Bänke ein willkommenes Sujet. So meinte «dr Rätschueli»:
S änderet im Läbe vill, s isch nümme wie früehner.
Politisch, me hett’s gseh cho, das wird immer grüener.
Im Baselbiet do isch’s frappant, mir säge das ganz küehn,
z’Oltige lüchte jetz sogar d Strosselampe grüen.
Die «Wüehlmüüs» aus Rickenbach» hakten hier ein und meinten:
Sir de letschte Wahle isch s uf dr ganze Wält bekannt:
Oltige isch die grüenschti Gmein im ganze Schwizerland.
Me chönnt jo dört jetz d Greta Thunberg als Ehrebürger neh.
Denn würd die s erscht Mol in ihrem Läbe es Traktorpulling gseh.
Die «Buckter Fröschebei», optisch und akustisch seit Jahrzehnten ein Highlight in der Szene. Das Familienunternehmen überzeugt auch stimmlich und setzt auf den praktischen Wert der grünen Welle:
Dank dr Greta Thunberg hei mir d’Auge offe,
Gseie, was uf der Wält alles falsch isch gloffe.
Es isch halt alles nümm eso wie früehner.
Drum wird s Parlamänt nach de Wahle au vill grüener.
Die Farb mag me nid numme z Bärn,
Au mir hei grüen sehr gärn.
Mir schätze’s sehr, mit der grüene Wälle z’fahre
Z Basel vom Ample zu Ample mit eusem Chare.
Die «Wüehlmüüs» scheuen sich nicht, seit bald vierzig Jahren brisante weltpolitische Eisen anzufassen. Einmal mehr fuhren sie Donald Trump an den Karren:
Dr Donald Trump will Grönland chaufe! Dä sell das nume mache!
Und no grad dört ane zieh mit allne sine Sache.
Mir wüsse, dass das komisch tönt und villicht chli vermässe.
Doch s chönnt jo sy, dass ihn e Ysbär gli druf abe würdi frässe.
Lokalpolitisch traditionell stark sind die «Büchel Rueche» aus Zunzgen. Dass sie keine Gelegenheit auslassen, dem lieben Nachbar Sissach eins auszuwischen liegt auf der Hand:
Sissach und Zunzge hei ’s eigentlich guet mitenand.
Wenn me sich gseht, seit me höi oder git sich d’Hand.
Süscht hei mer eigentlich nüt meh z’säge, that’s it,
Fehlt für Sissech nur no sone Art wie e Brexit.
Die Gelterkinder «Brootwurschtzipfel» sorgen sich um die Zukunft der Gemeinde und setzten sich mit der Wahl um das Gemeindepräsidium auseinander:
S Christin Mangold seit adieu, die Lingge spitze d’Ohre.
Mir wei dr Martin Rüegg als Presidänt, hei die sich gschwore.
Jetz stellet euch das vor, dr Rüegg wird euse oberscht Maa.
Drumm bitte, bitte, liebe Christin, hän no es paar Jöhrli draa.
Der gleiche Bank befasste sich auch mit dem Irrflug der Patrouille Suisse und unterhielt sich deswegen mit Bundesrätin Viola Amherd:
D Verteidigungsamhärdminischtere het eus erklärt,
au eusi Patrouille Suisse, die isch veraltet und isch nüt wärt.
Drum fliege die im Schissdräck umme, und das isch dr Bescht,
statt zu de Oscar Bider Gescht, nach Mümliswil ans Jodlerfescht.
Zum Schnitzelbankabend im Rössli gehören traditionell auch Mehlsuppe, Chees- und Ziebelewäihe. Zudem belebte heuer ein Dudelsackpfeifer im Kilt, dem schottischen Knierock, die Szene. Und draussen vor der Tür erleuchteten ein paar Originalchienbesen aus Liestal die Gassen unter der Roten Flue.