Ungebremste Musizierfreude
Sissach Klanglichter eröffnete neue Saison mit Werken von Bach
Unter dem Motto «Reflexionen» startete die Konzertgesellschaft Klanglichter am letzten Samstagabend in der Roten Fabrik mit dem Organisten, Dirigenten, Improvisator und Komponisten Rudolf Lutz in die neue Saison 2022. Der Ehrendoktor der Theologischen Fakultät der Universität Zürich ist seit 16 Jahren musikalischer Leiter eines grossen Projekts der Bach-Stiftung in St.Gallen. Diese führt innerhalb von 25 Jahren das gesamte Werk von Johann Sebastian Bach auf. Bei einem Rhythmus von einer Kantate pro Monat sollte das Vorhaben im Jahr 2027 seinen Abschluss finden. In seinen Konzerten vereinigen sich intensive Auseinandersetzung historischer Aufführpraxis mit ungebremster Musizierfreude und sinnlichem Ausdruck. Das musikalische Programm war Bach und dessen Triosonaten gewidmet, die zwischen 1727 und 1732 entstanden sind. Aus der Auseinandersetzung von Rudolf Lutz, der auf dem Cembalo spielte und sich für die Moderation des Musikabends verantwortlich zeichnete, resultierte in der «Königsdisziplin des Komponierens» eine Eigenkomposition als Uraufführung – eine Triosonate in der Musiksprache Bachs.
Reiner Ausdruck von Emotionalität
Die anspruchsvollen Performances mit einem hohen Anspruch an musikalische Qualität verlangten dem Ensemble mit Eva Borhi (Violine), Tomoko Mukoyama (Flöte) und Maya Amrein (Cello) einiges ab. Beeindruckend auch die Virtuosität im Tastenzauber auf dem Cembalo von Rudolf Lutz, was dem Instrument, das inzwischen fast zum obligatorischen Mobiliar der Kammermusik gehört, mit seinem hellen, obertonreichen Klang einen ganz individuellen Charakter gab. Die Begegnung von drei beziehungsweise vier instrumentalen Stimmen stand sinnbildlich für die im beginnenden Barock schönen Ideen der Kammermusik. Ein Musikstil, zeitlich so unendlich weit weg und an diesem Abend doch so greifbar nah. Die Intensität des Konzerts, gespickt mit einer Prise Humor, erforderte vom Publikum zwar gelegentlich einiges an Höranstrengung, dieses bedankte sich am Schluss mit einem grossen Applaus. Musik steht oft für den reinen Ausdruck von Emotionalität und ist die Sprache des Gefühls. In der Pandemie hatte sie damit oft einen verbindenden Charakter. Es ist zu hoffen, dass diese stimmige musikalische Darbietung nach einer für die Konzertgesellschaft schwierigen, fast musiklosen Zeit, wie die künstliche Leiterin Paola De Piante Vicin in ihrer Begrüssung unterstrich, in dieser Verbindung symbolisch ist für einen Start in eine weitere erfolgreiche Klanglichter-Saison.