«Schangi-Huus» vor neuer Zukunft
Wittinsburg Spatenstich für Mehrgenerationenhaus
Der Dornröschenschlaf des «Schangi-Huus» an der Oberdorfstrasse auf dem Wytschbrg ist vorbei. Vor wenigen Tagen leitete Gemeindepräsidentin Caroline Zürcher im Beisein der Bevölkerung, die danach zu einem Apéro eingeladen war, die Bauarbeiten offiziell ein. Bevor sich die Juristin auf den Bagger schwang und das Publikum mit ihrem professionellen Einsatz verblüffte, blätterte sie in den Protokollen und im Geschichtsbuch des Objekts. So entschied sich die Gemeindeversammlung im Dezember 2001 denkbar knapp mit 32 gegen 30 Stimmen, das 1961 Quadratmeter haltende Areal mit dem 1830 erbauten und seit 1995 unbewohnten Bauernhaus für 640 000 Franken von Familie Möschinger zu erwerben. Die Bezeichnung «Schangi-Huus» ordnete die Präsidentin einem Vorbesitzer namens Johannes, genannt Jean, oder eben Schangi, zu. Beim Kauf vor zwei Jahrzehnten herrschte die Meinung vor, auf dem Grundstück an bester Lage ein neues Gemeindezentrum mit Verwaltung, Gemeindesaal, einem Kindergarten, einem Postlokal sowie Wohnungen zu realisieren. Doch die Entwicklung des Dorfes verlief weniger rasant als angenommen. 2017, so Zürcher, habe eine Arbeitsgruppe den Ball wieder aufgenommen und empfohlen, das in der Kernzone liegende Areal, das einigen Kleingewerblern diente, in Wohnraum umzunutzen.
Wie Bruno Zumbrunn, Präsident der Baukommission, ausführte, habe sich die Kommission stets für ein Objekt ausgesprochen, das sowohl dem Heimatschutz und dem Dorfbild als auch den finanziellen Interessen der Gemeinde Rechnung trägt. Am 12. Juni 2019 sprach die Gemeinde einen Planungskredit von 75 000 Franken. Die Baukommission lud im Einladungsverfahren fünf Architekturbüros ein, eine Studie einzureichen, wie das Areal künftig genutzt werden könnte. Aus diesem Wettbewerb ging die Studie «Noah» der Peter Günthert Architektur AG, Bennwil, siegreich hervor. Danach wurde die Studie nach den Vorstellungen der Baukommission zu einem Projekt verfeinert.
Dorfbild aufgewertet
Am 11. August 2020 machte die Gemeindeversammlung der 430 Köpfe zählenden Kommune mit grossem Mehr einen Baukredit von knapp fünf Millionen Franken für ein Mehrgenerationenhaus mit zwölf Wohnungen verschiedener Grössen locker. Am 7. April 2021 erteilte das Bauinspektorat die Baubewilligung. Wegen einer Einsprache gegen die im Sinne des Submissionsgesetzes vergebenen Baumeisterarbeiten verzögerte sich der Baustart. In der letzten Juliwoche begann das Personal der Firma Hans Grieder AG, Tecknau, mit den inzwischen abgeschlossenen Rückbauarbeiten. Und am Montag führte die Gysin Tiefbau AG, Hölstein, die von der Gemeindepräsidentin eingeleiteten Aushubarbeiten für das neue Schangi-Huus weiter. Läuft alles rund, dürften die Wohnungen Ende 2023 bezugsbereit sein.
«Weil die Gemeinde selber als Bauherrin auftritt, bestimmen wir, was gebaut wird», erklärte Gemeinderat Jürg Zumbrunn gegenüber dieser Zeitung. Somit sei gewährleistet, dass sich das neue Schangi-Huus optimal in das Dorfbild einfügt. Wäre das Areal an einen Investor veräussert worden, hätte die Gemeinde faktisch nur noch über Details, wie etwa den Farbton der Fensterläden, mitreden können. «Zudem», rechnete Zumbrunn vor, «dürfte das Objekt auf Dauer eine willkommene Rendite in die Gemeindekasse spülen.»