Sanfter Schnitt für Artenvielfalt und Tradition

Sissach Im Gedenken an den Sensenmäher Hansjörg von Känel führten ehemalige Schüler eine Mähaktion durch

Eine Gruppe von Sensenmäherinnen und -mäher bearbeitete eine Wiese oberhalb von Sissach.Fotos: M. Schaffner

Eine Gruppe von Sensenmäherinnen und -mäher bearbeitete eine Wiese oberhalb von Sissach.Fotos: M. Schaffner

Während dem Mähen muss die Sense regelmässig gewetzt werden.

Während dem Mähen muss die Sense regelmässig gewetzt werden.

Der kürzlich verstorbene Sensen-Profi Hansjörg von Känel. Foto: zVg

Der kürzlich verstorbene Sensen-Profi Hansjörg von Känel. Foto: zVg

Worte an die Anwesenden von der Präsidentin Erika Rüegg-Handschin.

Worte an die Anwesenden von der Präsidentin Erika Rüegg-Handschin.

Ein Grossteil des Hangs konnte an dem Einsatz gemäht werden.

Ein Grossteil des Hangs konnte an dem Einsatz gemäht werden.

Die Morgensonne strahlt immer heisser, aber die 25 Frauen und Männer sind unermüdlich an ihrer Arbeit. Mit rhythmischen, eingeübten Bewegungen lassen sie ihre Sense durchs Gras gleiten, das elegant zur Seite fällt. Hinter ihnen frisst sich ein Pfad aus zentimeterhohen Stoppeln durch die wuchernde Wiese. In gut zwei Stunden ist ein Grossteil des 1,3 Hektaren messenden Hangs im Gebiet Fluhberg bei Sissach gemäht.

Mit der Sense mähen ist eine meditative Arbeit. Die Mäherinnen und Mäher sind manchmal so vertieft, dass sie sich kaum losreissen können. Auch als Zuschauer möchte man es ihnen am liebsten gleichtun – es sieht so leicht und befriedigend aus.

In den letzten Jahren hat sich ein grosses Interesse für diese traditionelle Art des Mähens entwickelt. Wiesen, die nicht intensiv genutzt werden, stellen wertvolle Reservoire für die Artenvielfalt dar, müssen aber regelmässig gemäht werden, damit sie nicht verbuschen. Gegenüber dem maschinellen Mähen ist das Mähen mit der Sense viel schonender, wie Urs Chrétien, Projektleiter bei Pro Natura Baselland, erklärt. Einerseits werde der Boden nicht verdichtet, andererseits würden Kleintiere verschont. Das Hauptproblem beim maschinellen Mähen sei, dass die Tiere überfahren würden. «Wenn man mit dem Traktor, vielleicht sogar mit Doppelreifen, x-mal über das Feld fährt, ist das eine rechte Fläche», veranschaulicht Urs Chrétien. Das Mähen an sich sei weniger problematisch, so seien Balkenmäher relativ schonend. Rotationsmäher würden jedoch einen Sog erzeugen, in dem wenige Tiere überleben könnten, und auch Mähaufbereiter seien sehr schädlich. Ein grosser Vorteil der Sense sei zudem, dass man langsam vorwärtskomme – so hätten die Kleintiere Zeit, um zu fliehen.

Sensenmähen erlebt einen Boom

Eine Person, die das Sensemähen populär gemacht und unzählige Interessierte in Kursen ausgebildet hat, ist Hansjörg von Känel aus Gunzwil (LU). Am 7. Juni ist er überraschend an seinem 74. Geburtstag verstorben. Eine Gruppe von seinen ehemaligen Schülerinnen und Schülern hat deshalb letzte Woche die Mähaktion in Sissach durchgeführt, um ihm zu gedenken. Sind an «normalen» Mäheinsätzen etwa fünf bis zehn Personen beteiligt, konnte Urs Chrétien in wenigen Tagen 25 Leute aus der ganzen Schweiz aufbieten. Wäre es weniger kurzfristig gewesen, wären sogar doppelt so viele gekommen, ist er überzeugt.

Das Mähen mit der «Sägesse» erlebe einen richtigen Boom, fährt Urs Chrétien fort: «Traditionen sind im Trend, wie man das zum Beispiel beim Schwingen sieht, und da gehört auch die Sense dazu.» Kurse seien meistens ausgebucht, bevor sie offiziell ausgeschrieben würden, und es seien nicht nur Naturschützer, die teilnähmen, sondern ganz verschiedene Leute.

Ein unersetzbarer Vollprofi

Wie es jetzt nach dem Tod von Hansjörg von Känel mit den Kursen weitergeht, ist offen. Es gibt zwar noch andere Anbieter in der Schweiz und im Baselbiet hat es einige ausgebildete Mäher/-innen, die einen Kurs geben könnten. Aber Hansjörg von Känel habe nicht nur das Mähen gelehrt, erläutert Urs Chrétien, sondern habe auch jeweils 20 Sensen und 20 Dangelstöcke mitgebracht. Als Vollprofi habe er eine Werkstatt betrieben, in der er die Sensen selber gebaut und auf die jeweilige Person angepasst habe. «Wir müssten zuerst diese ganze Infrastruktur aufbauen, was nicht so einfach ist», ist sich Urs Chrétien bewusst. Zurzeit werde intensiv diskutiert, was mit der Werkstatt geschehe und wie es mit den Kursen weitergehe. «Jemand müsste es an die Hand nehmen, aber es ist klar, dass Hansjörg von Känel nie eins zu eins ersetzt werden kann.»

Weitere Infos: www.sensen-werkstatt.ch

Wetzen – Dengeln

Beim Mähen mit der Sense kommt es einerseits auf die richtige Bewegung an: «Bei jedem Kurs habe ich etwas dazugelernt», sagt Urs Chrétien. «Man kann so viel falsch machen, zum Beispiel, dass man zu wenig aufrecht steht, den falschen Fuss vorne hat, oder die Sense bei jedem Schwung anhebt.» Andererseits kommt es darauf an, dass die Sense wirklich scharf ist, damit das Gras geschnitten und nicht nur gehackt wird – Ersteres ist eine Freude, Letzteres laut Urs Chrétien eher ein Frust.

Damit das Blatt scharf bleibt, muss es regelmässig mit einem Wetzstein gewetzt werden (siehe Bild). Dadurch erodiert sie jedoch nach und nach. Deshalb muss immer wieder ein neuer Streifen des Dangels dünn geschlagen werden. Dies geschieht mit einem «Dangelhammer»; die Tätigkeit nennt sich «Dengeln».

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