Präsenz, aber auf neue Art

Gelterkinden GVG-Mitglieder haben entschieden: 2024 gibt es keine Gewerbeausstellung

Eine «traditionelle» Gewerbeausstellung wie letztmals 2016 im Zeughaus-Areal wird es zumindest 2024 nicht geben.Foto: Archiv/Nicole Nars-Zimmer
Eine «traditionelle» Gewerbeausstellung wie letztmals 2016 im Zeughaus-Areal wird es zumindest 2024 nicht geben.Foto: Archiv/Nicole Nars-Zimmer

Eigentlich war es absehbar: Bei einer Umfrage hatten sich 60 Prozent gegen eine Gewerbeausstellung 2024 in Gelter­kinden ausgesprochen. Doch der Vorstand des Gewerbevereins Gelterkinden und Umgebung (GVG) wollte den Absage-Entscheid nicht allein fällen und berief deshalb eine ausserordentliche Mitgliederversammlung ein. Das Inte­resse daran war allerdings mässig, nur 36 Personen kamen letzte Woche in den Gemeinde­saal. Mit 17 zu 16 Stimmen fiel das Nein schliesslich sehr knapp aus, aber auf alle rund 180 stimmberechtigten Mitglieder gesehen, ist es eindeutig.

Das Hauptargument gegen die Gewerbe­ausstellung war, dass sich voraussichtlich zu wenig Aussteller anmelden und die ganze Übung kurz vor der Ausstellung abgebrochen werden muss. «Das wäre schade für die Arbeit», meinte GVG-Präsident Marc Grieder an der Mitgliederversammlung. Normalerweise wäre jetzt bereits ein OK gegründet und an der Vorbereitung, aber der Vorstand habe sich gefragt, ob sich der Aufwand lohne.

Bei den Anwesenden gingen die Meinungen auseinander. Mit Material- und Personalkosten belaufe sich ein Stand für eine Firma locker auf 10000 Franken, gab ein Unternehmer zu bedenken. Andererseits meldeten sich viele zu Wort, die es schade fänden, wenn gar nichts stattfände. «Wichtig ist einfach, dass wir etwas machen, denn die umliegenden Regionen wie zum Beispiel das Fricktal sind stark», meinte ein Mitglied. «Wenn wir die Gewerbeausstellung alternativlos absagen, dann stellt sich die Sinnfrage des Gewerbevereins», fand auch Vorstandsmitglied Mathias Dini.

Anfänglich wollte der Vorstand als ersten Schritt über ein Ja oder Nein zur Gewerbeausstellung 2024 abstimmen lassen und erst danach über mögliche Alternativen diskutieren – sei es, dass die traditionelle Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen wird, sei es eine völlig andere ­Aktivität. Die Anwesenden wollten hingegen zuerst die Alternativen hören, bevor sie einen Entschluss fassen. Nur: Für eine Ausstellung 2024 müssten jetzt die Vorarbeiten beginnen, wie GVG-­Vorstandsmitglied Marc Weder den Anwesenden einschärfte. Um hingegen ein völlig neues Alternativkonzept umzusetzen, würde die Zeit bis 2024 sowieso nicht reichen.

Viele Ideen für Alternativen

Die Diskussion nahm aber dann doch ihren Lauf und plötzlich stand eine Vielzahl von Ideen im Raum. Warum nicht eine regionale Ausstellung durchführen? Der Gewerbeverein Homburger-/Diegtertal und Umgebung hatte die «Visita­22» mangels Ausstelleranmeldungen abgesagt – «Zusammen kämen wir auf die nötigen 80», bemerkte eine Votantin. Diverse zentrale Standorte wurden aufgeführt: Das Turnfestgelände bei Thürnen, die Poststrasse in Gelterkinden oder die Begegnungszone in Sissach – viele lokale Gewerbetreibenden sind ohnehin in allen drei Gewerbevereinen Mitglied. Alle Varianten sind jedoch mit Nach­teilen und Hürden verknüpft – es wäre sicher keine leichte Aufgabe, alle Ansprüche unter einen Hut zu bringen, allein schon wegen des zeitlichen Rhythmus. Was der GVG-Vorstand zudem klarstellte: Ein Dorffest will er nicht, sondern wirklich eine Ausstellung fürs Gewerbe.

Eine weitere Idee war eine dezentrale Veranstaltung, bei der das Publikum die Firmen besucht, vielleicht mit einem Shuttlebus. Der Vorteil wäre, dass sich beispielsweise Läden oder Produktionsbetriebe präsentieren können, die an einer herkömmlichen Ausstellung nicht viel zeigen können. Erfahrungen mit Industrienächten oder Handwerker­tagen wurden bereits von anderen gemacht, es wäre also nichts völlig Neues.

Auch Zwischenvarianten wurden aufgeworfen, beispielsweise etwas in der Art des «Winter-Gwärb-Sunntigs» oder ein dezentraler Aktionstag im Dorf mit Zelten für die Auswärtigen. Eine weitere Alternative wäre ein Begegnungszelt, in dem die Unternehmen nicht eine «Schuhschachtel» mit ihren Angeboten gestalten, sondern sich mit potenziellen Kundinnen und Kunden in einer Lounge treffen.

Auch eine rein digitale Lösung kam zur Sprache, etwa eine Onlineplattform fürs Gewerbe, wie sie beispielsweise für Liestal existiert. GVG-Präsident Marc Grieder könnte sich vorstellen, dass der Erlös aus einem Dorffest dafür verwendet werden könnte, auch wenn er eine dorffestähnliche Ausstellung als solche nicht favorisiert.

«Wir müssen präsent sein, aber auf neue Art», lautete ein Grundtenor. Den Stimmen, die eine Ausstellung oder Messe für ein Auslaufmodell hielten, standen andere entgegen, die betonten, dass beispielsweise die Olma immer noch erfolgreich sei.

Als weiteres Vorgehen soll nun eine Arbeitsgruppe gegründet und Kontakt mit den anderen Gewerbevereinen aufgenommen werden.

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