Mit allen Registern
Gelterkinden Chorgesang trifft auf Volksmusik
Dieses experimentelle Projekt traf mitten ins Schwarze und füllte sowohl in Liestal, wie auch in Gelterkinden die Kirchen mit Publikum, das sich sehnte nach Musik, die zum Herzen spricht und Freude macht in dieser unsicheren Coronazeit. Es wurde nicht nur, wie angesagt, mit allen Registern musiziert, sondern berührte auch alle seelischen Register der Zuhörer/-innen. Es war schlicht brillant, was die beiden musikalischen Leiter mit der grenzüberschreitenden Annäherung der zwei unterschiedlichen Gruppen erreichten. Jürg Siegrist mit dem Chor «Singstimmen Baselland», dem einstigen Lehrergesangsverein, der üblicherweise klassische Werke singt, aber sichtlich Spass an den für sie ungewohnten Jodelliedern hatte. Ebenso eine Herausforderung für Simon Dettwiler und die «Schwyzerörgeli Grossformation Tschoppehof». Es entstand ein witziger Dialog zwischen Chor und Musikanten von lüpfiger instrumentaler Volksmusik sowie Volks- und Jodelliedern, die von traditionell bis modern interpretiert wurden. Witzige Einlagen überraschten. Der Einsatz eines Bumbasses, die stimmliche Nachahmung von Alphörnern, solistisch vorgetragene selber gedichtete Vierzeiler in unterhaltsamen Ratzliedern, dazwischen geistliche Klänge mit dem kirchlichen Lied «Jauchzet dem Herrn». Raffiniert ausgedrückt wurde die Spannung und Unsicherheit des Liedes «Du fragsch mi, wär i bi» mit den «tiefen Atemzügen» der Schwyzerörgeli und dem scheinbaren suchenden Durcheinander des Chors zu Beginn.
Die professionelle Formation «Pflanzblätz» mit Simon Dettwiler, Thomas Aeschbacher und Jürg Nietlispach brillierte mit einem Mix von traditioneller und moderner Volksmusik. Vielen Zuhörer/-innen juckten die Füsse, zu den Walzer-, Schottisch- und anderen Rhythmen zu tanzen. Zu Tränen rührte der kristallklare Klang der glockenhellen Stimme der Solistin Seraina Clark. Die einzige Solojodlerin der Region Basel trug auch selber komponierte Jodel mit groovigem Folk vor mit anderen Musikstilen kombiniert – und begleitete sich selber mit der Gitarre. Fantastisch! Das Publikum, das Refrains mitjodeln durfte, dankte für das grossartige und einmalige Konzert mit Standing Ovation und wurde dafür mit einer Zugabe eines Medleys belohnt.
Die heitere Stimmung setzte sich im Gemeindesaal fort, wo zu einer Stubete geladen war, der aus einem Apéro bestand und weiterer volkstümlicher Musik, zu der gesungen und getanzt werden durfte. Seraina Clark hatte mit ihrem Einstiegslied «Wemmer nid es bitzeli luschtig sii» nicht zu viel versprochen. Wie wohltuend und gesundheitsfördernd erlebte man dieses Vergnügen und die Begeisterung, die dieser originelle musikalische Anlass bewirkte!