Kaffee- und Bauernkantate im Kulturhaus Cheesmeyer

Sissach Neu gegründeter Verein Vitamin M spielte Bach 

Die Solistin und die Solisten: Der Tenor Ronan Caillet (v. l.), die Sopranistin Clara Brunet und der Bassist Lisandro Abadie.Fotos: a. jegge

Die Solistin und die Solisten: Der Tenor Ronan Caillet (v. l.), die Sopranistin Clara Brunet und der Bassist Lisandro Abadie.Fotos: a. jegge

Elisa Siber erklärt die Kaffeekantate.

Elisa Siber erklärt die Kaffeekantate.

Johann Sebastian Bach komponierte Musik zur Unterhaltung der Gesellschaft? Aber ja doch, die bürgerliche Gesellschaft, zumal in Deutschland, emanzipierte sich und gründete im Zeitalter der Aufklärung einen eigenen Stand und dieser war gesellig. Gerade die weltliche Musik des Komponisten ist so ein Kind seiner Zeit. Das Café Cheesmeyer ist nun auch solcher Ort des geselligen Zusammenseins und hier wurden die beiden bekanntesten weltlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs aufgeführt: die Kaffee- und die Bauernkantate.

Um es vorwegzunehmen, am letzten Sonntagnachmittag wusste man nicht, worüber man mehr erfreut sein sollte: über die Musikerinnen und Musiker des neu gegründeten Vereins «Verein Vitamin M» unter der Leitung der Cellistin Elisa Siber, über die fröhlich aufgespielte Musik oder über die schönen Stimmen der Solisten. Die Melodien, zumal die der Kaffeekantate sind bekannt und können im Geiste mitgesummt werden. Dass der Text von Bachs Freund Picander geschrieben, heute nicht mehr wirklich verständlich ist, darüber kann man getrost hinwegsehen. Sie machen aber, wie auch die Texte seiner geistlichen Musik, trotzdem Spass und Freude.

Die Anzahl der Musikerinnen und Musiker war bewusst klein gehalten, es traten eigentlich nur Solistinnen und Solisten auf. Hervorzuheben sind die zwei Sänger und die Sängerin. Der Tenor Ronan Caillet sang seine Rezitative mit klarem Ernst und Schalk zugleich. Dem Bassisten Lisandro Abadie nahm man den polternden Herr Schlendrian nur mit Augenzwinkern ab, denn Clara Brunet (Sopran) brachte mit ihrer klaren, keck eingesetzten Stimme auch den miesepetrigen Vater zum Schmunzeln. Eine swingende Darbietung, die fast zum Tanzen einlud.

Die Bauernkantate gilt als überhaupt letzte von Bach komponierte Kantate und hat einen anderen Hintergrund. Es war Musik zu Ehren des kurfürstlich-sächsischen Kammerherrn Carl Heinrich von Dieskau auf dem Rittergut Kleinzschocher bei Leipzig anlässlich seines 36. Geburtstags. Der Text, ebenfalls von Picander, ist volkstümlich derb, aber da von Johann Sebastian Bach komponiert, ganz leise und nie vulgär. Die Lieder nehmen auf so viele Menschen und damals aktuelle Ereignisse Bezug, dass das volle Verständnis dazu heute fehlt. Trotzdem kann man den fröhlichen Melodien und den humoristischen Sentenzen gut folgen und grosses Vergnügen daran finden.

Was an der Aufführung grosse Freude machte, war die Spielfreude und Präsenz der jungen Musikerinnen und Musiker. Ausserdem kämpfen sie nicht mehr um die wahre Aufführungspraxis, sondern ernten die Früchte, die von den Pionieren vor nunmehr 50 Jahren gesät wurden. Authentisch, lebendig und absolut überzeugend setzen sie diese zur Vervollkommnung der vortrefflichen Kunst um.

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