Heitere und traurige Töne im Oberbaselbiet

Kilchberg Das Orchester Gelterkinden gibt sich die Ehre  

Feinfühliges Zusammenspiel der Bläsergruppe.

Feinfühliges Zusammenspiel der Bläsergruppe.

Bildlegende Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Bildlegende Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Maestro Osvaldo Ovejero dirigiert sein Orchester.  Foto: zvg

Maestro Osvaldo Ovejero dirigiert sein Orchester. Foto: zvg

Erwartungsvolle Konzertbesucher in der Kirche St. Martin in Kilchberg.

Erwartungsvolle Konzertbesucher in der Kirche St. Martin in Kilchberg.

Mit den Sonderkonzerten in den Kirchen Gelterkinden und Kilchberg begrüsste das Orchester Gelterkinden vergangenes Wochenende den Frühling.

Unter der Leitung des Dirigenten Osvaldo Ovejero, läutete das Bläserquintett mit der Ouvertüre zur Oper «Die Zauberflöte» von Wolfgang Amadeus das Programm ein. Was die Instrumentalisten Flöte, Klarinette, Fagott, Horn und Oboe schon zu Beginn in ihrem Mozart im Zusammenspiel zeigen, ist beeindruckend. Die Freude am Musizieren steht ihnen ins Gesicht geschrieben. Erst recht dann bei den zwei fröhlichen Werken der Komponisten Alexander von Zemlinsky (Humoreske) und Terence Greaves (Mozart’s Turkey rock Mambo).

Streicher pur

Das von Samuel Barber im Jahre 1938 komponierte «Adagio for Strings» blieb ganz den Streichern überlassen. Pathetisch, in langsamem Tempo und dunklen Klangfarben vorgetragen schrauben sich die Töne behutsam nach oben, steigern sich im grossen wellenförmigen Crescendi und sinken dann ebenso elegisch langsam wieder zurück. Die Ausführung solcher Stellen sind vielen Schwierigkeiten unterworfen, weil in allen Stimmen die wachsende Geschwindigkeit der «Bewegung» völlig gleichzeitig geschehen muss. Nichts Grelles darf an die Ohren der Zuhörer dringen. Nur so, konstatiert ein Sachverständiger, würde Barbers Adagio die Tiefen der menschlichen Seele erreichen und sich die perfekte Form von Trauer manifestieren.

Fern ab von Trauermärschen, so ist nachzulesen, handelt es sich offenbar um populäre Beerdigungsmusik. Persönlichkeiten wie Franklin D. Roosevelt, John F. Kennedy, Grace Kelly, Albert Einstein seien zu diesen Klängen zu Grabe getragen worden. Barber selber habe keinen Gefallen daran gefunden, dass sein «Adagio» in seiner Popularität sein weiteres Schaffen in den Schatten gestellt habe.

So tickt Haydn

Eine Reihe an originellen Schönheiten bietet Joseph Haydn in seiner Symphonie Nr. 101 «Die Uhr». In vier Sätzen gibt sich jetzt das ganze Orchester die Ehre. Auch hier sind die Musiker gefordert, denn ganz so harmlos, wie sie aufs Erste scheinen mag, ist Haydns Symphonie nicht zu interpretieren. Beim Komponieren zerlegte Haydn sie melodisch und rhythmisch in seine kleinsten Bestandteile mit Überraschungsmomenten, die dann eben die Wirkung des ganzen Stückes ausmachen. So wird denn auch das Adagio im ersten Satz eher verhalten, dunkel vorgetragen, so lange bis das Presto heiter zum eigentlichen Uhr-Thema überleitet und die Fagotte und Streicher zu Beginn des zweiten Satzes ein «Tick, Tack, Tick, Tack» intonieren, das sich in pendelnden Bewegungen durch den ganzen Satz zieht und der Symphonie bei der Uraufführung in London 1794 den Spitznamen «Die Uhr» gaben. Als Zugabe wurde nochmals das Allegretto aus dem Menuett des 3. Satzes freudig vorgetragen. Eine schöne Idee, das Sonderkonzert durchzuführen, erst noch in gepflegter schwarzer Robe mit roten Fliegen für die Männer und roten Ansteckrosen für die Damen. Dennoch konnte das Programm durch seine Auswahl der Kompositionen nicht die Farben und Fröhlichkeit eines Frühlings für jedermann gebührend in den Konzertraum zaubern. Zweifelsohne war es für das OG ein grosser Schritt aus der Covid-Misere in Richtung Lebensfreude und Normalität.

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