Glücklich über ein Pack Windeln

Gelterkinden In diesen Wochen werden die gesammelten Waren der Aktion «2 x Weihnachten» an Armutsbetroffene verteilt

Die Kisten, die das Rote Kreuz Baselland packt, sind nur grob sortiert. Bei der lokalen Verteilung muss alles noch genau geordnet werden, was einiges an Arbeitsaufwand bedeutet. Foto: zvg

Die Kisten, die das Rote Kreuz Baselland packt, sind nur grob sortiert. Bei der lokalen Verteilung muss alles noch genau geordnet werden, was einiges an Arbeitsaufwand bedeutet. Foto: zvg

Im Lindenhof in Gelterkinden stellen Freiwillige die Waren parat. Fotos: M. Schaffner

Im Lindenhof in Gelterkinden stellen Freiwillige die Waren parat. Fotos: M. Schaffner

«Ich bin Fan!» steht auf den Taschen, die das Rote Kreuz Baselland zur Verfügung stellt.

«Ich bin Fan!» steht auf den Taschen, die das Rote Kreuz Baselland zur Verfügung stellt.

Wir alle kennen das, wenn wir im Laden stehen und ein Produkt nach dem anderen einscannen oder aufs Band legen: ein Pack Nudeln, «Piep!», eine Dose Linsen, «Piep!», ein Deo, «Piep!», Tampons «Piep!», Zahnpasta, «Piep!», Biscuits, «Piep!» ... und der angezeigte Gesamtbetrag wächst und wächst. Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs stellen für die meisten von uns einen beträchtlichen Posten im Haushaltsbudget dar. Umso mehr gilt das für Menschen, denen lediglich das Geld zur Verfügung steht, das die Sozialhilfe zahlt, oder die als «Working Poor» so wenig verdienen, dass der Lohn nur knapp reicht, um sich und ihre Familie über die Runden zu bringen.

Die schweizweite Aktion «2 x Weihnachten», die das Rote Kreuz jedes Jahr durchführt, verschafft diesen Menschen eine willkommene Erleichterung. Ab dem 24.Dezember bis Mitte Januar konnten Privatpersonen entweder Sachspenden einschicken – vor allem lang haltbare Trockenwaren und Hygieneprodukte – oder ganzjährlich via den Grossverteiler Coop ein Online-Paket packen. Inklusive zusätzlichen Warenspenden seitens Coop kommt ein riesiger Berg an Hilfsgütern zusammen. Dieses Jahr waren es über 53000 Pakete im Wert von über 700000 Franken.

In diesen Wochen werden die Pakete an die Empfänger/-innen verteilt. Im Kanton Baselland werden die Waren in der Halle der Autobus AG in Liestal zwischengelagert und grob sortiert, die Feinverteilung geschieht dann in den Gemeinden. Dazu melden die kommunalen Sozialhilfebehörden im Voraus ihren ungefähren Bedarf an und holen anschliessend die gefüllten Kisten ab. Vor Ort sortieren sie die Waren in Einkaufstaschen, die ebenfalls vom Roten Kreuz Baselland zur Verfügung gestellt werden und die dann von den Empfänger/-innen abgeholt werden können.

Leute bekommen, was sie brauchen

In der Gemeinde Gelterkinden läuft es ein wenig anders ab: Vor drei Jahren kam die Idee auf, Synergien zu nutzen und die Aktion «2 x Weihnachten» im Rahmen der Lindenhof-Tafel durchzuführen. Zur Erklärung: Im Lindenhof-Gebäude können Asylsuchende und Sozialhilfeempfangende jeden Donnerstag Lebensmittel beziehen, die von der Organisation «Schweizer Tafel» angeliefert werden. Die Waren werden im Saal im ersten Stock auf Tischen ausgelegt, fast wie in einem kleinen Lebensmittelladen.

«Die Leute können das nehmen, was sie brauchen», sagt Ursula Reinhardt, Mitglied der Sozialhilfebehörde. Das sei ein Vorteil gegenüber früher, als das Sozialamt die Aktion «2 x Weihnachten» selber auf der Gemeindeverwaltung durchgeführt habe: Erstens seien nur wenig Leute gekommen und zweitens befanden sich Sachen in den vorgepackten Taschen, die gar nicht von allen benötigt worden seien. «Es macht keinen Sinn, allen Kaffee mitzugeben, wenn es in manchen Familien gar keine Kaffeetrinker hat», erklärt Ursula Reinhardt.

Beim System der Lindenhof-Tafel bekommen die Empfänger/-innen hingegen eine Nummer zugeteilt und gehen dann der Reihe nach an den Tischen vorbei. Freiwillige Helfer/-innen sagen ihnen, wie viel sie von den jeweiligen Produkten nehmen dürfen, damit es am Schluss für alle reicht. «Nicht dass die Person, die Nummer 30 hat, leer ausgeht», sagt Susi Buess, Leiterin der Lindenhof-Tafel.

Wirklich wie zwei mal Weihnachten

Heute Nachmittag ist es wieder soweit: Nachdem letzten Donnerstag die erste Hälfte der «2 x Weihnachten»-Waren unter die Leute gebracht worden ist, wird heute der Rest verteilt. Zusammen mit den Lindenhof-Tafel-Produkten – wozu auch Frischwaren wie Salat oder Bananen gehören – sorgt die Aktion für ansehnlich gefüllte Taschen.

Was in den Kisten der Aktion «2 x Weihnachten» steckt, ist jedes Jahr unterschiedlich. Dieses Mal seien sehr viele Hygieneprodukte dabei, erzählt Susi Buess. Das seien Sachen, bei denen die Leute oft sparen müssten. In einem anderen Jahr seien besonders viele Windeln und Babynahrung geliefert worden, was ebenfalls für glückliche Empfänger/-innen gesorgt habe. «Es ist für sie wirklich wie ein zweites Mal Weihnachten», stellt die Lindenhof-Tafel-Leiterin fest.

Ursula Reinhardt und Susi Buess sind sehr zufrieden über ihre Zusammenarbeit. Ohnehin gebe es personelle Überschneidungen. Auch die «Klientel» sei dieselbe wie beim Sozialamt und aus Erfahrung wisse man, wie viele Leute zur Tafel kämen und kenne sie zum Teil auch persönlich.

Der persönliche Kontakt mit den Empfänger/-innen hat noch einen weiteren Vorteil im Vergleich zur früheren Praxis mit den vorgepackten Taschen: Die freiwilligen Helfer/-innen können sich als «gute Verkäufer» betätigen, damit auch wirklich alle Waren mitgenommen werden und nichts übrig bleibt. Susi Buess beobachtet dabei auch kulturelle Unterschiede: Die Schweizer Bevölkerung sei manchmal zurückhaltend, wenn es ungewohntes Gemüse gebe, wie zum Beispiel diese länglichen, breiten Bohnen. Dafür sei die Nichtschweizerische Bevölkerung beim Nüsslisalat skeptisch.

Weitere Infos: 2xweihnachten.ch

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