Fast Normalbetrieb im zweiten Zuhause

Sissach Tagesstätte «Mülimatt» hat die Türen nach dem Lockdown wieder geöffnet

Aline Schweizer heisst nach dreimonatiger Pause mit einer farbigen Girlande allen Besuchenden wieder willkommen. Foto: S. Van Riemsdijk
Aline Schweizer heisst nach dreimonatiger Pause mit einer farbigen Girlande allen Besuchenden wieder willkommen. Foto: S. Van Riemsdijk

«Vieles ging mir durch den Kopf», berichtet Aline Schweizer, als sie am 13. März im Rahmen des Lockdowns durch die Corona-Epidemie von der Schliessung der Tagesstätte am darauffolgenden Montag erfuhr. Die ausgebildete Pflegefrau HF ist seit zweieinhalb Jahren Leiterin der Tagesstätte und zudem Co-Leiterin Aktivierung im Alters- und Pflegeheim Mülimatt in Sissach. «Die Schliessung hat sowohl bei den Besuchenden, bei ihren Angehörigen als auch bei den Teammitgliedern Ängste und Unsicherheiten ausgelöst», führt sie aus. Insbesondere plagte sie die Sorge, wie die täglichen Besucherinnen und Besucher, für die die Tagesstätte wie ein zweites Zuhause ist, nun den Alltag gestalten werden. Aber auch die Angehörigen, welche die nicht immer einfache Situation ohne die alltägliche Unterstützung der Tagesstätte meistern mussten. Für die Mitarbeiterinnen konnte im Rahmen der Arbeitsplatzsicherung zur Überbrückung intern im Alters- und Pflegeheim gute Lösungen gefunden werden. Damit die Angehörigen in dieser schwierigen Zeit der Schliessung nicht alleine waren mit ihren Problemen und um ihnen die Ängste zu dämpfen wie und wann es weitergeht, hat Aline Schweizer regelmässig den telefonischen Kontakt gesucht und sich nach ihrem Wohlbefinden und demjenigen der Besuchenden erkundigt. Klare Kommunikation war hier wichtig. «Ich habe den Angehörigen mitgeteilt, dass ich erst dann Gewissheit über den Zeitpunkt der Wiedereröffnung vermitteln kann, wenn wir betreffend verantwortbare Sicherheit im Sinne eines Schutzkonzepts grünes Licht geben können», sagt sie. Dieses Schutzkonzept sieht unter anderem das Tragen von Schutzmasken bei den Angestellten vor. Dies wegen der geringen Distanz im Sinne des Social Distancing zu den Besuchenden in der alltäglichen Betreuung, die sich zum Beispiel bei Schwerhörigkeit nicht vermeiden lässt. Die gesamte Infrastruktur wurde den neuen coronabedingten Gegebenheiten angepasst. Am ersten Tag der Wiedereröffnung am letzten Montag zeigten sich die Besuchenden sehr erleichtert über die Wiedereröffnung. «Es kam sogar zu Jubelschreien», sagt Aline Schweizer. Einsamkeit ist im Alltag der Besuchenden ein grosses Thema. Entsprechend hat die gezwungene Schliessung der Tagesstätte diese Problematik verstärkt. Aber nicht nur bei den Besuchenden, sondern generell in der Gesellschaft bei der Risikogruppe in fortgeschrittenem Alter war die fehlende Gemeinschaft in der epidemischen Zeit ein zunehmendes Problem. Aus diesem Grund rechnet Aline Schweizer mit vermehrten Anmeldungen für die Tagesstätte. Erfreut hat sie feststellen dürfen, dass bei den Besuchenden keinen Abbau in ihrem geistigen Zustand und keine Befremdungssymptomatik feststellbar ist. «Die Besuchenden machen einfach dort weiter, wo diese vor der Schliessung aufgehört haben.» Dank erweitertem Wissen, das die Mitarbeiterinnen während der Schliessung in ihrer neuen Aufgabe im Alters- und Pflegeheim habe sammeln können und jetzt in den Alltag in der Tagesstätte einfliessen lassen, gewinnt Aline Schweizer trotz krassem Einschnitt dieser Zeit auch etwas Positives ab. Die Tagesstätte ist bis am 31. Juni vorerst an drei Tagen geöffnet. Danach wird die reguläre Öffnung von Montag bis Freitag fokussiert und hoffentlich umgesetzt werden können.

Die Tagesstätte mit Platz für maximal 14 Personen bietet eine Betreuung für betreuungsbedürftige und alleinstehende Menschen im Sinne eines zweiten Zuhauses mit verschiedenen Aktivitäten und sozialen Kontakte an. Man möchte, dass Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen möglichst lange in ihrer gewohnten Umgebung und im Kreise ihrer Angehörigen leben können.
Hiermit möchte man zudem die stationäre Betreuung in einem Alters- oder Pflegeheim hinauszögern. Ausserdem wird mit dem Angebot das Ziel verfolgt, die Angehörigen in der alltäglichen psychisch anspruchsvollen und zeitlich aufwendigen Betreuung zu entlasten. Die Angebote werden in drei grosszügig konzipierten Räumlichkeiten vermittelt und setzen sich aus mehreren Gruppenaktivitäten, wie Spiel, Bewegung und Gedächtnistraining um den geistigen Abbau zu stoppen, zusammen. Ein Schnuppertag kann gratis absolviert werden. Freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind willkommen.

Weitere Informationen per E-Mail unter a.schweizer@muelimatt-sissach.ch und per Telefon: 061 976 46 84.

Die Tagesstätte ist momentan bis am 1. Juli jeweils am Montag, Mittwoch und Freitag, von 7.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet. Ab 1. Juli wieder regulär von Montag bis Freitag zu den gleichen Zeiten.

Sander van Riemsdijk

 

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