«Es gibt nichts Gutes, ausser...»

Sissach Musikalische Lesung mit Charles Brauer

Charles Brauer, ein einfühlsamer Erzähler mit sonorischer Stimme.

Charles Brauer, ein einfühlsamer Erzähler mit sonorischer Stimme.

Zusammen mit dem Pianisten Günther Brackmann unterhielt Charles Brauer das literarisch interessierte Publikum.Foto: S. van Riemsdijk

Zusammen mit dem Pianisten Günther Brackmann unterhielt Charles Brauer das literarisch interessierte Publikum.Foto: S. van Riemsdijk

Eingeladen hatte der im letzten Jahr gegründete Kulturverein «SissachLive». Der Deutsche Charles Brauer (85), seit 33 Jahren in Böckten wohnhaft, las aus der Biografie und aus den Werken vom deutschen Journalisten, Schriftsteller und Drehbuchautor Erich Kästner (1899–1974). Charles Brauer, gebürtig Charles Knetschke, macht Lesungen und Hörbücher und war zwischen 1986 und 2001 einem grossen Fernsehpublikum als Kommissar Peter Brockmüller, alias «Brocki», an der Seite vom bekannten deutschen Schauspieler Manfred Krug, aus dem Hamburger «Tatort» bekannt geworden.

Als einfühlsamer Erzähler mit seiner unverwechselbaren, notorischen Stimme liess er die Lebens- und Geisteswelt während der Weimarer Republik in Deutschland (1918–1933), in der zum ersten Mal eine parlamentarische Demokratie herrschte und mit der Machtübernahme durch Hitler jäh endete, in prosaischen Texten zu und Gedichten von Kästner auf differenzierter Art und Weise auferstehen. Wie dazumal steht heute die Freiheit des einzelnen Menschen auf dem Spiel und in diesem Sinne spannte Charles Brauer den Bogen von der heutigen Pandemie mit dem Corona-Virus zur Zeit nach der Weimarer Republik mit Hitler und der Gestapo als damalige Viren.

Die guten Erwachsenen als Kinder

Charles Brauer brauchte nicht lange das gespannt lauschende Publikum in die Welt von Erich Kästner zu entführen. Mehrere Episoden gaben Einblick in seine Biografie, die sich in seinem bekannten Werk «Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es» mit der Moral der Populisten in der damaligen Zeit auseinandersetzte. Gespickt mit humoristischen Pointen erzählte Charles Brauer mit einer erfrischend heiteren Sicht vom aufwühlenden Leben dieses einzigartigen Schriftstellers, der in Dresden das Gymnasium besuchte und mitten im ersten Weltkrieg in deutscher Uniform zum Pazifisten wurde.

Kästner, der nicht so recht in eine Schublade passen will und dessen Werke bei den Nazis verboten waren, war berühmt für seine scharfsinnigen Kinderbücher («Emil und die Detektive», «Das fliegende Klassenzimmer» und «Nur wer erwachsen wird und Kind bleibt, ist ein Mensch»). Bekannt auch sein Zitat, dass «Kinder die besseren Erwachsenen sind». Damit wollte er unterstreichen, dass bei ihm die guten Erwachsenen der Kindheit emotional noch sehr nah sind und sich dies in ihrem Umgang mit den Kindern manifestiert. Erich Kästner hatte zwar viele wechselnde Beziehungen, seine Mutter jedoch blieb sein Leben lang die wichtigste Bezugsperson. Im entfernten Sinne ist Charles Brauer mit Erich Kästner verbunden, denn der Regisseur des Films «Emil und der Detektive», Gerhard Lamprecht, hatte ihn kurz nach Ende des zweiten Weltkriegs für die Hauptrolle im Film «Irgendwo in Berlin» gecastet. Dieser Einstieg in jungem Alter bedeutete den Start seiner Laufbahn als Schauspieler. Die gut besuchte Lesung wurde durch Günther Brackmann am Flügel musikalisch umrahmt, der, passend zum nostalgischen Thema, mit rhythmischem Spielwitz Schlager und Swing, wie das Soldatenlied «Lilli Marleen», aus den 20er- und 30er-Jahren des letzten Jahrhunderts zu Gehör brachte.

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