Erzählen, zuhören und aufschreiben
Gelterkinden Berührende Lebensgeschichten
«Briefbote sucht nicht – und findet trotzdem» war nur eines der Bonmots (im Zusammenhang mit seiner Partnerwahl), mit dem Erwin Stahl das Publikum in der Gemeindebibliothek Gelterkinden zum Lachen brachte. Er ist einer der neun Personen, die am vergangenen Sonntag die Vorstellung des Sammelbands mit den für die Öffentlichkeit bestimmten Auszügen aus ihren Lebensgeschichten feierten.
Zusammen mit den sieben Schreibenden, die mit empathischem und geschultem Zuhören und Fragen die Erinnerungen der Porträtierten in Erzählungen festgehalten und formuliert hatten. Daraus entstand bereits der vierte Sammelband dieser Art. Im Entstehen ist aber auch noch ein Buch mit der ganzen Lebensgeschichte für den persönlichen Gebrauch.
Initiantin Karin Viscardi (Rebisto) zeigte sich erfreut über das grosse Interesse, einerseits der zahlreich erschienen Gäste, aber auch am guten Gelingen dieses wiederholten Projekts, das mit der Lebensgeschichte ihrer eigenen Mutter begonnen hatte.
Als besonders berührend wird empfunden, wenn Enkel ihre Grosseltern nach ihren Lebensgeschichten befragen, damit die nicht vergessen und verloren gehen wie Jenni Degen ihre Grossmutter Nora Jenni, oder wenn Corina Schweiger über ihren rumänischen Grossvater Stefan Daja erzählt. Unter Mithilfe von Barbara Scheibler. Ebenso, wie Tochter Susanne Schaub ihren Eltern Mirta und Willy Sutter zuhörte. Erwin Stahl gab seine Jugenderlebnisse gleich selber preis mit viel Humor gespickt, assistiert von Pia Lanz. Auch Lisa Bieri-Handschin erstaunte mit ihren dramatischen Tagebucheintragungen des Sechs-Tage-Kriegs, den sie in einem Kibbuz in Israel erlebte. Ihre Schreiberin ist Barbara Paulsen Gysin. Susi Kohli erforschte die Vergangenheit des Ehepaars Heinz und Gertrud Furrer, deren Metallbau-Geschäft in Lausen bereits in die sechste Generation übergegangen ist. Margrith Mathys entwickelte die Geschichte von Rosmarie Isenschmid-Halter, die leider nicht anwesend sein konnte, dafür aber mit wunderbaren textilen Kunstwerken verblüffte. Was da aus vergangenen Zeiten zum Vorschein kam an Erinnerungen aus der Kindheit auf dem Land, während des zweiten Weltkriegs, an weiteren spannenden Lebensläufen, ist interessanter als erfundene Romane. Das Projekt «Schreibgruppe Lebensgeschichten» mit Motto: Erzähl mir deine Geschichte-Ich schreibe sie für dich auf», ist auf jeden Fall wertvoll für die Betreffenden und ihre Familien und nachahmenswert.
Die grosse Dankbarkeit der Porträtierten gegenüber den Schreiberinnen wurde mehrmals betont, aber auch umgekehrt, wie viel Vertrauen diese erfahren durften! Ein gegenseitiges Nehmen und Geben. Gedankt wurde ebenso Karin Viscardi für ihre gute Idee und Durchführung.