Ein Sonntag in fester Hand der Fasnächtler

Sissach Statt Umzug ein Fasnachtstreiben in ursprünglicher Form

Ein Ständchen von den Nuggisuuger aus Arisdorf.

Ein Ständchen von den Nuggisuuger aus Arisdorf.

Damit man während des Fasnachtstreiben die Zeit ja nicht vergisst.

Damit man während des Fasnachtstreiben die Zeit ja nicht vergisst.

Die Wüehlmuus beschäftigte sich sichtbar ohne grosse Eifer mit Strassenputzen.

Die Wüehlmuus beschäftigte sich sichtbar ohne grosse Eifer mit Strassenputzen.

Ein buntes Treiben in einem zeitweise dichten Gedränge.Fotos: S. van riemsdijk

Ein buntes Treiben in einem zeitweise dichten Gedränge.Fotos: S. van riemsdijk

Klar wurde der Umzug vermisst. Es wäre vermessen zu behaupten, dass dies gar nicht so wäre. Oder vielleicht doch nicht so sehr? Die Begegnungszone als traditionelle sonntägliche Fasnachtsmeile wartete dieses Jahr dafür mit einem bunten Potpourri von fantasievoll gestalteten Wagen, einem wilden Treiben von farbenfroh kostümierten Guggen als laute Stimmungsgaranten und kreativen Cliquen auf.

Das närrische Schauspiel mit den vielen Fasnachtsbegeisterten und Schaulustigen hatte einen Hauch von uferlos gelebter Anarchie. Ein magischer Moment in einem sonst streng strukturierten Umzugsablauf und durchgespielter Organisation. Einfach sein, drauf los spielen und – da keine festen Routen – marschieren, dort, wo es gerade Platz hat. Sissach zelebrierte im Sinne des diesjährigen Sujets «Mir nähme Fahrt uff» eine aussergewöhnliche Fasnachtstradition in ursprünglicher Form: wild, unkontrolliert und unorganisiert.

Eröffnet wurde der Fasnachtssonntag und damit der Start in die fünfte Jahreszeit mit dem Verkauf der Fasnachtszeitung «dr Glöggeliwaage» für den Preis von fünf Franken, und wer wollte, konnte noch die letzte Plakette ergattern. Schon bald tönte der schrille Sound der Piccolo-Flöten, die ersten lauten Trompetentöne, ein Trommelwirbel. Dann wurde die Begegnungszone definitiv den Fasnächtlern übergeben, die in Scharen kamen. Zeitweise herrschte ein so grosses Gedränge, dass kaum ein Durchkommen möglich war. Mehrere Guggen ­präsentierten ihre Platzkonzerte und sorgten für eine richtige fröhliche Fasnachtsstimmung. Die stolz dreinblickenden Binggis in ihren kreativ gestalteten Outfits hatten sichtlich Freude an ihrem Auftritt. Sie zogen mit viel Leidenschaft und Begeisterung ihre kreativ hergerichteten Schissdräckzügli intrigierend durch die Menschenmengen und deckten die Umstehenden mit Konfetti und kleinen Gaben ein. Für das leibliche Wohl sorgten dieses Jahr ausnahmslos die Dorfbeizen mit ihren Aussenständen. Einige Wagencliquen hatten ihren Wagen schon am früheren Morgen aufgestellt. Die Üttiger Rueche zeigten mit Freude, dass nach zwei Jahren Verzicht wieder mit ihnen zu rechnen ist. «Nach zwei Joor Corona Absänz, zeige mir Rueche Presänz. Drum lüte mir hüt ein use und gäbe s bescht, wie dr Bax am Radarfescht.»

Etwas Umzug sollte dann doch noch sein, als kurz nach der Dämmerung, in Begleitung von Cliquen und Guggen, ein kurzer Marsch mit Chienbäsen, Fackeln, Stablaternen und speziellen Lichtern durch die Fussgängerzone stattfand. Als die Temperaturen nachliessen, die frostige Finsternis sich über die Fasnachtsmeile legte und die Kälte in die Kleider und Kostüme gezogen war, verlagert sich das närrische Geschehen allmählich in die Cafés und Restaurants. Zeit für eine kulinarische Verpflegung, um die Kräfte zu stärken. Wer noch konnte, legte sich kurz in eine Ecke, um zu schlafen. Mit den lauten Tönen der musikalischen Fröhlichkeit noch im Kopf, ging es dann für die Unermüdlichen bald weiter an den Morgenstreich nach Basel.

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