Ein Meilenstein in einer bemerkenswerten Geschichte

Sissach Frauenverein Sissach feierte 175-Jahr-Jubiläum mit einem grossen Fest  

Die neue Festschrift in den Händen von Simone Tacheron, 
         
         
            Alice Leber-Gfeller und Charlotte Hegnauer. Fotos: S. van Riemsdijk

Die neue Festschrift in den Händen von Simone Tacheron, Alice Leber-Gfeller und Charlotte Hegnauer. Fotos: S. van Riemsdijk

Am Jubiläumsakt in guter Festlaune: Elisabeth Augstburger, 
         
         
            Carol Zumbrunnen, Simone Tacheron, Maya Graf und Iris Graf.

Am Jubiläumsakt in guter Festlaune: Elisabeth Augstburger, Carol Zumbrunnen, Simone Tacheron, Maya Graf und Iris Graf.

Der Festakt wurde von den Silverhorns famos und instrumental ausdrucksvoll begleitet.

Der Festakt wurde von den Silverhorns famos und instrumental ausdrucksvoll begleitet.

«Wir müssen täglich einfordern, dass Macht und Verantwortung zwischen Männern und Frauen gerecht verteilt werden. Wir sind noch lange nicht am Ziel.» Das Zitat der früheren Bundesrätin Simonetta Sommaruga, aus dem Jahr 2018, hätte an der Jubiläumsfeier zum 175-jährigen Geburtstag des Frauenvereins Sissach letzten Freitag, in der fast vollbesetzten Aula des Ebenrainzentrums, inhaltlich für die Botschaft der prominenten Referentinnen sinnbildlicher nicht sein können. Diese boten einen erkenntnisreichen Rückblick in der bemerkenswerten Geschichte des Frauenvereins und über den langen und steinigen Weg zur Gleichberechtigung.

Chronologie des Schneckens

Mit Blick zurück durch den chronologischen Zeitspiegel war der jahrelange, von männlichen Widerständen begleitete Kampf für die rechtliche und politische Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft ein langatmiger Prozess, welcher Festrednerin Maya Graf, Ständerätin Baselland und Co-Präsidentin «Alliance F», in ihrem Referat ironisch zwar, aber treffend als eine «Chronologie des Schneckens» deutete. Sie erinnerte an den Mut von 30 Sissacherinnen im Jahr 1862, als diese in einem Brief an den Baselbieter Verfassungsrat bessere weibliche Bildung und die Aufhebung der männlichen Vorrechte in Erbfällen forderte. Simone Tacheron, Präsidentin des Frauenvereins Sissach, welche die Anwesenden souverän durch den Festakt führte, sprach in ihrer Begrüssungsrede im Sinne von Simonetta Sommaruga von «einem steinigen Weg zur Gleichstellung».

Lösung sozialer Aufgaben

Einen Verein gründen ist in der Regel nicht so schwer. Diesen aber 175 Jahre lang zu verwalten, immer wieder die wechselnden zeitlichen und strukturellen Gegebenheiten zu überprüfen und anzupassen und als grosse Bedeutung für eine lebendige Gesellschaft über die Gemeindegrenze hinaus zu behalten, ist eine grosse Leistung, welche nicht genug gewürdigt werden kann.

Der Frauenverein Sissach – als gemeinnütziger Verein von Frauen für Frauen – mit seinen rund 740 Mitgliedern ist einer der ältesten Frauenvereine des Baselbiets und zugleich einer der grössten Vereine in Sissach. Er hat die Förderung des sozialen Kontakts und die Wahrnehmung von vielseitigen sozialen Aufgaben auf ihrer Vereinsfahne geschrieben. Ihre wichtigste Aufgabe und Kernkompetenz in Zeiten, in denen die dörfliche Gemeinschaft an Bindungskraft verliert, ist die Lösung sozialer Aufgaben im Interesse der Frauen, Familien und der Gesellschaft – und dies seit 1849.

Eine grosse Strahlkraft

In diesem Jahr wurde der Grundstein gelegt für den heutigen Frauenverein –welcher in einer famosen musikalischen Umrahmung mit Geburtstagsständchen mit den «Silverhorns» unter der Leitung von Thomas Heid – ihren 175. Geburtstag mit einem beeindruckenden Leistungsausweis und der Herausgabe der neuen Jubiläumsschrift feiern durfte. Während Elisabeth Augstburger, Präsidentin des Vereins «frauenplus Baselland», dem Frauenverein in Sissach «eine grosse Strahlkraft» zusprach, war Sissacher Gemeinderätin Carol Zumbrunnen beeindruckt, ob der Leistung des Frauenvereins und dies über Generationen hinweg. «Unauffällig, aber sehr wichtig und mit einem langen Schnauf.»

Zukunftsfähig bleiben

In der reichlich illustrierten Jubiläumsschrift, realisiert von der Autorin und ehemaliger Vereinspräsidentin Alice Leber-Gfeller zusammen mit der Redaktorin und Vorstandsmitglied Charlotte Hegnauer, ist mit dem Gründungsmotto aus dem Jahr 1849: «Mit wachen Augen und offenen Herzen sich einsetzen, wo es die Welt erfordert und wo die Hilfe am nötigsten ist» der Rückblick auf die vergangenen 25 Jahre ein zentraler Teil. Die Bedürfnisse in unserer schnelllebigen Gesellschaft sind einer starken Veränderung ausgesetzt und damit auch die Aufgaben des Frauenvereins.

In der Jubiläumsschrift setzt sich der Vorstand intensiv und professionell begleitet mit der Frage auseinander, wie im Wandel der Zeit der Frauenverein Sissach zukunftsfähig bleiben kann.

Rollenbilder auflösen

Referentin Iris Graf, Leiterin Fachstelle «Gleichstellung für Frauen und Männer» des Kantons Basellandschaft, legte den Fokus auf die Position der Frau in den Bereichen der Politik, der Bildung und der Arbeitswelt. «Der grösste Teil der unbezahlten Arbeit wird von den Frauen geleistet», gab sie zu verstehen. Auf dem langen und beschwerlichen Weg zu einer echten Gleichstellung sollten die traditionellen Rollenbilder aufgelöst werden. «Viele Bereiche in der Gleichstellung sind realisiert, andere verharren im Stillstand», sagte sie und sprach dem jubilierenden Verein Mut zu «um nochmals 175 Jahre anzuhängen.»

Zum Abschluss eines denkwürdigen Festakts bot ein Apéro riche im Schlossplatz Ebenrain, bei einem musikalischen Schlussbouquet der «Silverhorns», die Gelegenheit für unterhaltsame Gespräche und viel Platz für Erinnerungen.

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