Ehemaliges Pfarrhaus wird zum Adventshaus
Sissach Die reformierte Kirche lädt zu Aktivitäten in der Adventszeit ein
Es ist dieses Jahr eine merkwürdige Advents- und Weihnachtszeit, die da auf uns zukommt. Im Sommer nach der ersten Corona-Welle konnte nun wirklich niemand damit rechnen, dass Weihnachten dieses Jahr anders ablaufen würde. Traditionelle Anlässe werden reihenweise abgesagt, wie Adventsmärkte und Adventskonzerte und auch der Besuch eines Gottesdienstes ist nach wie vor sehr eingeschränkt. Viele Angehörige fürchten sich zudem davor, dass sie ihren Eltern bzw. Grosseltern zuhause oder in den Alters- und Pflegeheimen nicht begegnen können oder dürfen. Das Weihnachtsfest mit seinen Traditionen, als Fest der Liebe und der Zusammengehörigkeit im familiären Rahmen, mit dem Gefühl von Gemeinschaft und Nähe, sollten wir es dieses Jahr wegen der Pandemie mit ihrem grossen Ansteckungsrisiko einfach ausfallen lassen?
Mitnichten hat sich die reformierte Kirchgemeinde Sissach-Böckten-Diepflingen-Itingen-Thürnen gesagt und zeigt sich mit einer vielfältigen Palette von Anlässen und Veranstaltungen einfallsreich. Organisatorische Schaltzentrale ist das ehemalige, altehrwürdige Pfarrhaus an der Pfarrgasse, das quasi zum Adventshaus umgetauft worden ist. Umrahmt von einem strengen Schutzkonzept möchte das Team der reformierten Kirche mit dieser Initiative den Menschen in dieser emotional sensiblen Zeit vermitteln, «dass wir weiterhin für sie da sind», wie Pfarrerin Denise Perret sagt.
Als Primeur ein Ferienbetreuungsangebot
Zentral in der Durchführung steht für Denise Perret, dass im Sinne des Schutzkonzepts verantwortlich gehandelt werde. «So werden beim Adventsbasteln die Kinder aus den einzelnen Dörfern zusammengenommen, die schon die gleiche Schule besuchen. Damit möchten wir eine Durchmischung der Gruppen verringern», sagt sie und unterstreicht damit, wie wichtig es dem Team mit der Sicherheit der Teilnehmenden an den Anlässen ist. Als Primeur wird in der ersten Hälfte der ersten Ferienwoche eine Ferienbetreuung für Kinder angeboten. Denise Perret sieht das Angebot als eine grosse Unterstützung für die Eltern: «Dieses Jahr fangen die Weihnachtsferien sehr früh an. Schon unter normalen Bedingungen sind die Ferien eine lange Zeit und mit diesem Angebot möchten wir die Eltern, die arbeiten müssen, entlasten.»
Spezielle Gottesdienste über Weihnachten
Vor Angst einer Ansteckung wird sich manch einer trotz der Angebote allenfalls überlegen, doch lieber zu Hause zu bleiben und das Fest im gezwungen kleineren Kreis zu verbringen. Oder dabei sogar auch auf die Gottesdienste verzichten – und dies gerade in der Advents- und Weihnachtszeit. Viele stehen vor offenen Fragen: Wie lässt sich das Bedürfnis nach Nähe, Familie und nach Gemeinsamkeit mit der Sorge vor Ansteckung grundsätzlich vereinbaren? Sollen wir zuhause oder in der Kirche noch gemeinsam singen und tragen wir auch zuhause alle Masken? Einfach gesagt, Weihnachten, das Fest der Liebe als Superspreading-Ereignis? Traditionen in der Weihnachtszeit dienen dazu, um Zugehörigkeit zu demonstrieren.
Im Corona-Jahr jedoch wird die Weihnachtsfeier in den meist vollen Kirchen anders sein als in anderen Jahren. Auch hier zeigt sich das Team der reformierten Kirche von der initiativen Seite und will, dass das Fest der Geburt Jesu in einer angemessenen Form und coronagerecht auch in der Kirche trotzdem gefeiert werden kann. In der Planung sind eine spezielle Art Gottesdienste, insbesondere für den immer gut besuchten Familiengottesdienst. Wie speziell und vor allem in welcher Form und in welcher Zeitspanne diese durchgeführt werden, ist noch nicht ganz fertig gedacht. Wobei auch an Live-Streaming gedacht worden ist. «Wichtig ist, dass die Menschen wenigstens inhaltlich in die Festtage starten können, wenn die Gemeinschaft nicht wie immer zu haben ist», erläutert Denise Perret das Konzept und möchte mit dem besonderen Angebot zur Linderung von emotionalen Vorbehalten der kommenden sensiblen Tage beitragen.
Nebst Kerzenziehen, Adventskranzbinden und einem Frauen-Advents-Spaziergang möchte die reformierte Kirche mittels eines theologischen Online-Kalenders in der Adventszeit einen speziellen Kontakt zu den Menschen behalten und ihnen regionale Orte zeigen, die sie kennen. Immerhin besteht nun grundlegend Anlass zur Hoffnung, dass die nächsten Weihnachten wieder ohne Einschränkungen gemeinsam gefeiert werden können. In diesem Sinne ist es Denise Perret für dieses Jahr ein Anliegen, «dass die Menschen sich nicht den Druck machen sollen, dass die besinnliche Zeit mindestens so fröhlich sein sollte wie sonst, sondern sie so sein darf, wie es jetzt halt ist» und fügt an: «Ich wünsche den Menschen Geduld für die Zeit des Wartens und dass sie dem Wunder eine Chance geben.»
Weitere Informationen unter www.refsissach.ch. Der Online-Adventskalender findet man unter www.offeni-duere.ch