Die gefühlten Klänge des Konzertchors Oberbaselbiet

Kilchberg Stimmungsvolles Konzert mit Liedern rund ums Mittelmeer  

Lebensfroher, farbiger Auftritt des Konzertchors Oberbaselbiet in der Kirche St. Martin in Kilchberg. Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Lebensfroher, farbiger Auftritt des Konzertchors Oberbaselbiet in der Kirche St. Martin in Kilchberg. Fotos: Pier-Giuseppe Cacciatori

Der Konzertchor Oberbaselbiet unter der Leitung von Marco Beltrani.

Der Konzertchor Oberbaselbiet unter der Leitung von Marco Beltrani.

Mit traditionellen Liedern aus dem Mittelmeerraum zeigte der Konzertchor Oberbaselbiet sein Können am vergangenen Wochenende in der Kirche St. Martin in Kilchberg. Dem Publikum hats gefallen.

Der längste Tag im Jahr ist an diesem Abend bereits vorüber und der Sommer lässt noch immer auf sich warten. Umso tröstlicher war dann der Einmarsch der Sängerinnen und Sänger, die sich in bunten T-Shirts im Chorraum des Gotteshauses zum Halbkreis formierten und mit ihrer ganz persönlichen Klangfarbe aufwarteten. Das schöne Bild wurde verstärkt durch das prächtige Farbglasfenster mit der Abendmahlsszene im Hintergrund.

Wiederum wagte sich der Singkreis mit vielen kurzweiligen Stücken an eine anspruchsvolle Aufgabe. Für dieses Programm musste einmal mehr für die korrekte Aussprache der Liedtexte gelernt werden, zum Teil auch daheim und über Youtube, wie ein Chormitglied erzählte. Denn die musikalische Reise begann in der Türkei, führte nach Zypern, Griechenland, über den Balkan nach Kroatien, weiter nach Italien, Sardinien, Frankreich bis nach Spanien – jede Destination hat da ja ihren eigenen Genres. Offensichtlich zeigt sich der Chor immer wieder reisefreudig, sang er in früheren Konzerten wie zum Beispiel in «Nordklang» skandinavische und vor zwei Jahren keltische Volkslieder.

Unter dem diesjährigen Motto «Mediterraneo» wurden Lieder präsentiert, die von den unterschiedlichen Facetten der Liebe, der Trauer, des Abschieds, der Sehnsucht, der Wehmut, kurzum von den uralten menschlichen Themen erzählen. Hier hat nicht nur Marco Beltrani seinen Chor dirigiert, die Klänge haben auch die Gefühlswelt des Publikums dirigiert. Emotionen pur kamen auf, gingen ans Herz.

Mit dem Lied «Üsküdar» ist der beschwingte Auftakt gelungen. Es erzählt von einem jungen Mädchen, das in Üsküdar (einer der ältesten Stadtteile Istanbuls) spazieren geht und dabei ein Taschentuch findet, von dem sie glaubt, es gehöre ihrem Liebhaber. Sie füllt es mit Süssigkeiten …

Die Geschichte dieser Melodie geht bis in die byzantinische und osmanische Zeit zurück. Dementsprechend durchlief auch das Lied in seiner langjährigen Ära verschiedene Stationen. Im Lied «Kizilciklar» wird gefragt, ob die Kornelkirsche schon reif sei. Und so geht die farbenfrohe Darbietung des Chores weiter mit Volksliedern des Mittelmeerraums, die auf rührseligen, fröhlichen und heimatbezogenen Themen basieren.

Musik der Sinti und Roma ertönte als Bereicherung des Konzertes von den Zigeunermusikanten, die Beltrani, Dirigent des Chores, mit ins Boot geholt hat. Es sind dies Eva Cornelia Arn (Violine und Gesang), Jürg Luchsinger (Akkordeon) und Frantisek Szanto (Kontrabass). Sie nennen sich «Trio Lautari», was nichts anderes heisst als eben Zigeunermusikanten. Nach bald 30 Jahren seit ihrer Gründung sind sie ein eingeschworenes musikalisches Team, das sein stilistisches Repertoire mittlerweile auf Klezmer, Tango und Musette erweitert hat.

Die Darbietung aller Beteiligten entpuppte sich zu einem stimmungsvollen Abend voller melodiösen Liedern mit zum Teil schnellen Textfolgen, Mehrstimmigkeit, diverser Akkordfolgen und temperamentvollen Passagen, die die Sinnlichkeit mediterraner Lieder aufleben liessen. Wunderschön auch die natürliche Stimme der Geigerin. Die Anziehungskraft der Zigeunerweisen war unwiderstehlich. Sehr reizvoll gespielt der Musette-Walzer des Akkordeonisten.

Diese Art von Tanzmusik ist in Frankreich sehr beliebt. Der Begriff «Musette» bezeichnete in Frankreich ursprünglich verschiedene Sackpfeifen und Schalmeien. Diese wurden anfangs des 20. Jahrhundert nach heftigen Auseinandersetzungen mit den traditionellen Spielern in Paris, sukzessive durch das Akkordeon ersetzt. Geblieben ist eben der Name «Musette», die geprägt ist durch Lebensfreude und Spielwitz. Eine eigentliche Zugabe war nicht geplant. Dennoch wurde die Gesangsgruppe durch den Dirigenten nochmals zu einer stimmstarken Gemeinschaft geformt, um das türkische Eingangslied ab Takt 14 mit Leidenschaft und Herzblut erneut vorzutragen. Das Publikum honorierte es mit viel Applaus! Und draussen zeigte sich die Abendsonne!

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