Das Jundt-Huus, ein Glücksfall
Serie Institutionen im Oberbaselbiet: Jundt-Huus in Gelterkinden
«Bhääbig» steht es am Dorfrand, umgeben von einem schönen denkmalgeschützten Bauerngarten und grüner Wiese. Das Jundt-Huus in Gelterkinden am Hofmattweg 2. Das Gebäude ist ebenfalls denkmalgeschützt. Erbaut wurde es 1855 von einer Gelterkinder Familie, die zuerst «ääne» vom Bach wohnte.
Früher waren zwei Wohnungen integriert, in jeder stand ein Webstuhl für die Bandweberei. Unter dem gleichen Dach waren «Schüüre» und Stall.
Hans Rudolf Heyer (1937–2007) hat es in seinem 1986 erschienenen Band lll der «Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft» folgendermassen beschrieben: «Biedermeier-Bauernhaus mit Wohn- und Ökonomieteil unter gleichem First. Zweigeschossiger, dreiachsiger Wohnteil. Eingang mit Freitreppe und Gesimsverdachung. Ökonomie mit Lüftungsschlitzen. Südgiebel mit Klebedach. Vor dem Haus alter Bauerngarten».
Hermann Jundt
Der letzte Nachkomme der Erbauerfamilie war Hermann Jundt. Geboren am 20. Oktober 1911, lebte er bis zu seinem Tod am 20. September 1998 in seinem Geburtshaus. Zuerst zusammen mit seinen Eltern, später alleine. Hermann Jundt war das einzige Kind von Hermann und Sophie Jundt-Hemmig. Er selber hatte keine Nachkommen. Während 46 Jahren arbeitete er in der Schuhfabrik Bally in Schönenwerd als Betriebselektriker.
Dem Nachbar von Hermann Jundt ist es zu verdanken, dass das Haus der Stiftung Ortssammlung Gelterkinden (OSG) vermacht wurde. Der Nachbar Peter Vögelin, ein weit entfernter Verwandter von Hermann Jundt, fand, er könnte hiermit einen Erbstreit von unbekannten Verwandten vermeiden.
Der heutige Bewohner und das Jundt-Huus
Die Morgensonne schien herrlich auf Haus und Garten. Urs Kühnis bückte sich gerade über ein Beet und jätete Unkraut. Er bewohnt das Jundt-Huus seit 2014. Seit 2005 ist er Präsident der Stiftung OSG. Bereitwillig gab er Auskunft über das Anwesen. Natürlich immer in der momentan nötigen Distanz.
Im Jahr 2014 wurde das Jundt-Huus in Zusammenarbeit mit der Stiftung OSG und der Denkmalpflege innen und aussen renoviert. Vor dem Umbau waren Büros und Lagerräume in dem Gebäude untergebracht. Im Innern stehen zwei originale Kachelöfen von 1855. Die Hausfassade ist das Original-Mauerwerk. Zum Schutz vor Wind und Wetter wurde sie entsprechend präpariert.
Im ehemaligen umgebauten Ökonomieteil hat sich die Gemeinde eingemietet. Sie vermietet die Räume an Interessierte weiter, für Geburtstagsfeste, Sitzungen usw. Der Gelterkinder Jugendtreff befindet sich ebenfalls darin. Im Winter führt die Ludothek einmal im Monat einen Spielabend durch.
Im obersten Teil des Wohnhauses sind wahre Schätze verborgen: eine Fachbibliothek des Baselbieter Volkskundlers Eduard Strübin (1914– 2000), Zeichnungen und Bilder von Gelterkinder Künstlern und alte Fotos von Einheimischen.
Alle Räumlichkeiten sind in der Corona-Zeit geschlossen
Urs Kühnis, der vor seiner Pensionierung siebzehn Jahre Leiter des «Zentrum auf der Leiern» in Gelterkinden war, wohnt nicht nur in dem ehrwürdigen Gebäude.
Er hat auch die Hauswartung des Jundt-Huus übernommen, pflegt den schönen Bauerngarten, die momentan blühenden Zwetschgenbäume und den Boule-Platz hinter dem Haus. Der Boule-Platz wird von den Senioren der Umgebung rege benutzt.
Bald wird Urs Kühnis für seine Arbeit belohnt, dann, wenn die farbenprächtigen Blumen im Garten erblühen.
Die Gelterkinder Bevölkerung hat immer wieder Gelegenheit, sich im Jundt-Huus zu verschiedenen Anlässen zu treffen.