Dank Bauernfamilien kehren Obstgartenvögel zurück

Projekt «Obstgarten Farnsberg» setzt sich für das Verschwinden von Obstgärten ein

Neuntöter oder Rotrückenwürger (links Männchen, rechts Weibchen) belegen keine Brutkästen. Sie sind angewiesen auf Dornen- und Rosenbüsche und bauen dort ihre Nester.Fotos: Ueli Lanz

Neuntöter oder Rotrückenwürger (links Männchen, rechts Weibchen) belegen keine Brutkästen. Sie sind angewiesen auf Dornen- und Rosenbüsche und bauen dort ihre Nester.Fotos: Ueli Lanz

Der Wendehals ist der einzige spechtartige Vogel, der wegzieht. Seine Hauptnahrung sind Wiesenameisen, die immer seltener werden.

Der Wendehals ist der einzige spechtartige Vogel, der wegzieht. Seine Hauptnahrung sind Wiesenameisen, die immer seltener werden.

Über 30 Personen folgten am letzten Freitagabend der Einladung an die Jahresversammlung 2022 von «Obstgarten Farnsberg» im Feuerwehrmagazin Ormalingen. Die Hälfte der Anwesenden waren Bäuerinnen und Bauern sowie Landbesitzer; die Zusammenkunft diente auch als Weiterbildung. Das Projekt «Obstgarten Farnsberg» entstand 2004 rund um den Farnsberg angesichts der verschwindenden wertvollen Obstgärten und dadurch zahlreicher gefährdeter Vogelarten.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, lancierte «BirdLife Schweiz», zusammen mit Bauernfamilien und örtlichen Natur- und Vogelschutzvereinen, dieses Ökologisierungsprojekt. Heute sind 29 Landwirtschaftsbetriebe und drei Privatpersonen eingebunden. Neben typischen Obstgartenvögeln soll auch Zauneidechsen und Wieseln geholfen werden.

Bruterfolg des Neuntöters

Es war ein unterhaltsamer, lehrreicher Abend. Dazu beigetragen haben Drohnenaufnahmen, welche die Vorträge begleiteten. Sie zeigen Landschaften lebendig und greifbar. Patrik Peyer, Projektleiter Landwirtschaft BirdLife, erläuterte den Stand der Umsetzungsziele 2022. Welche Hotspots aufgewertet, welche neu geschaffen wurden.

Hotspots bestehen aus zwei bis drei Hektaren Fläche mit alten und neuen Bäumen, neuen und alten Hecken sowie Klein- und Grossstrukturen. Anlagen von Blumenwiesen und Buntbrachen fördern Insekten und Spinnen als Nahrung für Vögel. Ueli Lanz, Natur- und Vogelschutz Buus und bekannter Vogelexperte, listete das Nistkasteninventar auf.

Die seit 2008 geführte Statistik zeigt, dass die Kästen stark zugenommen haben. «Wir halten stets Ausschau nach Lücken», sagte er, «und freuen uns, wenn uns solche gemeldet werden.» Natur- und Vogelschutzvereine geben gerne Auskunft über «Wohnungen» für Vögel. «Es ist wichtig, sagte der Fachmann, «möglichst viele den Vogelarten entsprechende Kästen aufzuhängen. Damit jene Zugvögel, die spät zurückkehren, auch noch ein Zuhause finden.» Er freut sich über den Bruterfolg des Neuntöters im Obstgarten Farnsberg. Der Vogel ist das Symbol der Heckenbrüter. Seinen brutalen Namen verdankt er seiner Eigenart, Beutetiere an Dornen und spitzen Ästen aufzuspiessen. So kann er sie bearbeiten, zerteilen und als Vorrat halten. Auch wenn sein Bestand in letzter Zeit zugenommen hat, ist er immer noch viel seltener als früher. Die Rückkehr und der Anstieg der gefährdeten Obstgartenvögel, unter anderen auch der Wendehals, sind grösstenteils der guten Zusammenarbeit mit den Bauern zu verdanken.

Waldrandaufwertung bringt Mehrertrag

Grosses Interesse weckte das Referat von Jonas Vögtli, Förster in Liestal, zum Thema «Waldrandaufwertungen am Farnsberg». Stufige Waldränder, die entsprechend ausgestaltet wurden und gepflegt werden, sind wichtig als Übergangsbereich zwischen zwei unterschiedlichen Ökosystemen: hier der dichte Nutzwald, da das offene Land. Auslichtungen würden anfangs brutal wirken, weil sie das gewohnte Bild verändern. Es könne bis zu vier Jahre dauern, dass sich der gestufte Waldrand mit unterschiedlichen Baumarten und einem Saum an Gebüschen erkennen lasse. Gegen die Landwirtschaftsfläche hin wird der Waldrand oft durch einen Krautsaum ergänzt. Der Fachmann ist überzeugt, dass eine Waldrandaufwertung Bauernfamilien einen Mehrertrag bringt.

Muss ein Früchtebaum Früchte tragen?

Andreas Itin, Bio-Kirschenproduzent von Ormalingen, gab zu bedenken, die Kirschenernte 2022 habe gezeigt, dass eine Produktion auf Hochstammbäumen nicht mehr möglich sei. Er habe gelesen von Kirschenhochstammbäumen, welche im Frühling wunderbar blühen, aber keine Früchte tragen. Es entstand eine längere Diskussion um die Frage, wozu ein Früchtebaum gut sei, der im Frühling herrlich blühe, aber keine Früchte hervorbringe. Landwirte und Vogelschützer interessiert das Thema gleichermassen. Sie werden es weiterverfolgen.

Kontaktadresse für weitere Informationen: obstgarten-farnsberg.ch

Erklärende Videos: obstgarten-farnsberg.ch/projekt/der-werbefilm

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