Belle musique in Rümlingen
Alte Musik «Der Musikalische Garten» interpretierte Werke der «Lullisten»
Musik à la Française gab es am Sonntagabend in der reformierte Kirche Rümlingen zu hören. Das Ensemble «Der Musikalische Garten» interpretierte Werke deutscher Komponisten, die den französischen Musikstil von Jean-Baptiste Lully (1632–1687) pflegten und an den deutschen Fürstenhöfen verbreiteten. Lully war der Komponist am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV in Versailles. In ihm fand der König den idealen Musiker, der seine Passion für den Tanz teilte. Johann Fischer (1646–1716), Georg Bleyer (1647–1683), Philipp Heinrich Erlebach (1657–1714) und Johann Bernard Bach (1676–1749) gehörten zur ersten Generation, die sich kosmopolitisch sahen. Sie setzten sich über den damals überall verbreiteten deutschen Nationalstolz hinweg und machten sich in Paris mit dem Musikstil Lullys vertraut. Sodann wurden sie als «Lullisten» bezeichnet.
Die Ouvertüren-Suiten assimilierten sich in Deutschland, gehörten alsbald zu einer neuen Gattung und erfreuten sich grosser Beliebtheit im Barockzeitalter. In historischer Aufführungspraxis liess das Ensemble «Musikgarten» die «neuen» Kompositionen aufblühen. Quelle belle epoque!
Mit rhythmischen Finessen kamen unter anderem auch beliebte Gesellschaftstänze zu Gehör, die einst am französischen Hof von Ludwig XIV aufgeführt worden sind, wie etwa die vornehme und klare Gavotte, die edle Courante oder die auf Tempo komm raus aufgeführte Bourrée. Wunderschön die festlich hellen Klänge des Cembalos! Die Freude an Alter Musik steht dem relativ jungen sechsköpfigen Ensemble ins Gesicht geschrieben, scheint die Domäne des spezialisierten Musikers und der Musikerinnen zu sein. Der in Wien geborene Violinist Germàn Echeverri stammt aus einer kolumbianischen Musikerfamilie, wuchs in Spanien auf und gründete mit der Geigerin Karoline Echeverri-Klemm das Ensemble «Der Musikalische Garten». Die freischaffende Musikerin Nelly Sturm studierte Alte Musik im Fach Blockflöte und historische Fagotte. Seit 2021 ist sie an der Forschungsstelle der Goethe-Universität in Frankfurt tätig. Die Baslerin Martina Bischof spielt Barockbratsche, erhielt unter anderem das Konzertdiplom und den Master für Musikpädagogik. Annekatrin Beller ist seit bald zehn Jahren Mitglied des «Musikalischen Gartens», spielt Barockcello, studierte Germanistik, Musikwissenschaft und Philosophie. Die mehrfach preisgekrönte Daniela Niedhammer stammt aus München, studierte Kirchenmusik und Cembalo und beschäftigt sich besonders mit deutscher Musik aus dem 17. Jahrhundert.
Das Publikum liess sich auch von der dritten Darbietung aus der Konzertreihe «Kleiner Staat – Grosse Kunst» begeistern und quittierte den speziellen Abend mit langanhaltendem Applaus. Gross war die Freude auch bei den Künstlern, da die Zuhörerschaft diesmal deutlich zugenommen hat. Die Begegnung mit der Alten Musik war eine unglaubliche Bereicherung, die nächste Aufführung in Rümlingen sei bereits geplant.