Römer, Ritter, Eidgenossen
Archäologie Neue Funde helfen archäologische Stätten genauer zu datieren

Archäologische Funde, auch wenn sie ganz unscheinbar sind, können uns eine ganze Welt erschliessen. Sie tragen dazu bei, dass wir die Vergangenheit rekonstruieren und uns besser vorstellen können, wie die Menschen früher gelebt haben. «Es müssen nicht immer spektakuläre Gold- und Silbermünzen sein, manchmal haben wir genauso Freude an Eisennägeln», sagte Andreas Fischer, Leiter Archive und Öffentlichkeitsarbeit, an der Jahresmedienkonferenz der Archäologie Baselland. Dank römischen Schuhnägeln, die letztes Jahr an der Langhagstrasse in Liestal gefunden wurden, konnte das betreffende Strassenstück als bisher nördlichster Teil der römischen Juratransversale zugeordnet werden, also der Römerstrasse, die das Ergolztal via Oberen Hauenstein mit dem Mittelland bei Oensingen verbindet. Weil das Gebiet Langhag ausserhalb der damaligen Siedlungen liegt, fehlen typische Siedlungsfunde, die eine zeitliche Einordnung einfacher machen würden.
Ähnlich verhält es sich mit den Münzfunden im Gebiet Altschloss in Zeglingen. Von der Burganlage, die dort vermutet wird, ist kaum noch etwas zu erkennen und datierbare Funde gibt es praktisch keine, ausser einem Hufeisen aus dem 11. Jahrhundert. Im vergangenen Jahr hat ein ehrenamtlicher Mitarbeiter der Archäologie Baselland in der Umgebung sechs Münzen gefunden, ausserordentlich seltene spätkarolingische Denare aus dem 10. Jahrhundert. Sollten sie mit der Befestigungsanlage in Zusammenhang stehen, dann wäre diese wesentlich älter als angenommen und eine äusserst frühe Adelsburg. Wie Andreas Fischer mutmasst, könnten die Münzen vor den ungarischen Reitern versteckt worden sein, die im Jahr 917 die Region Basel heimsuchten.
Belagerung der Farnsburg: historischer Moment gefasst
In seltenen Fällen weist ein Fund sogar nicht nur auf eine Epoche oder ein Jahrhundert hin, sondern auf einen ganz bestimmtes Ereignis. Bei der Ruine Farnsburg bei Ormalingen wurden Fragmente eines Kanonenrohrs gefunden, dazu grob portioniertes Blei, das vor Ort zu Kugeln gegossen wurde, das Visier eines Helms und Armbrustbolzen mit abgebrochenen oder verbogenen Spitzen – ein Indiz, das auf Kampfhandlungen hinweist. «Wir haben den Verdacht, dass wir hier einen historischen Moment fassen können», meinte Kantonsarchäologe Reto Marti. Ein direkter Zusammenhang sei zwar derzeit nicht abschliessend zu beweisen, aber es sei plausibel, dass die Funde von der Belagerung der Farnsburg während des Alten Zürichkriegs im Sommer 1444 stammten.
Der Farnsburg ist im Jahresbericht der Archäologie Baselland ein weiteres Kapitel gewidmet: Seit 2020 wird die Ruine nämlich umfassend saniert. Die Feier zur Wiedereröffnung ist auf den 10. September des laufenden Jahres angesetzt.
Im Jahresbericht, der auf archaeologie.bl.ch heruntergeladen werden kann, sind zahlreiche weitere Untersuchungen aufgeführt, unter anderem vom Bauernhausmuseum in Muttenz, wo die Jahresmedienkonferenz stattfand.