Jetzt lassen sie es wieder knallen

Seltisberg Die Schützen trotzen der Krise mit einem ganz besonderen Feldschiessen

Paul Salathe erklärt alt Gemeindepräsident Bernhard Zollinger das Sturmgewehr 90.

Paul Salathe erklärt alt Gemeindepräsident Bernhard Zollinger das Sturmgewehr 90.

Gemeindepräsidentin Michaela Schmidlin in voller Konzentration.

Gemeindepräsidentin Michaela Schmidlin in voller Konzentration.

Der diesjährige Kranz mit dem Baselbieter Stab. Fotos: U. Fluri

Der diesjährige Kranz mit dem Baselbieter Stab. Fotos: U. Fluri

Dem kleinen Fiesling namens Corona ist es zwar gelungen, nebst den meisten Sportveranstaltungen in diesem Frühjahr, auch das Schiesswesen auf dem Verordnungsweg temporär ausser Gefecht zu setzten. Von «Ende Feuer» wollten die vielen Tausend Schiesssport-Begeisterten in der Schweiz dadurch aber nichts wissen. Immerhin: Das auf den 5. bis 7. Juni anberaumte Eidgenössische Feldschiessen – dieses grösste Schützenfest der Welt mit seiner über 140-jährigen Tradition – musste schmerzlich «geopfert» werden.

Dafür durfte dieser Mega-Anlass mit dem Segen von «Bundesbern» dann ab der zweiten Jahreshälfte dezentralisiert in den Vereinen nach eigenem Gusto durchgeführt werden. Dem Motto des Schweizer Schiesssportverbands (SSV) «Wir sehen uns» tat diese organisatorische Flexibilisierung indes überhaupt keinen Abbruch, denn diese örtlichen Schützenfeste wurden werbewirksam als Feldschiessen mit Grillparty, Musik und Geselligkeit verkauft. Und das fand allgemein guten Zuspruch. Zudem war nach den jahrelangen politischen Turbulenzen zum neuen Waffengesetz eine «Jetzt-erst-recht-Stimmung» auszumachen. Auch Beda Grütter, Präsident der Kantonalschützengesellschaft Baselland hatte allen Grund, sich über das gute Gelingen dieses besonderen Feldschiessens zu freuen: «Dass die Kranzauszeichnung dieses Jahr im Turnus mit dem Baselbieter Stab versehen ist, macht uns natürlich ganz besonders stolz.»

Gemeinderäte schiessen scharf

Dem Aufruf des SSV sind auch die Seltisberger Feldschützen gefolgt. Dabei ist es dem umtriebigen Präsidenten Paul Salathe und seinem Helferteam hervorragend gelungen, nach dem Motto «Wir unterstützen einander» das Dorf nicht nur für den Schiesssport zu sensibilisieren, sondern auch zur Teilnahme am Feldschiessen zu mobilisieren. Und so ging denn am letzten Samstag in der Schiessanlage am Buchenweg ein eigentliches Volksfest über die Bühne, umgeben von Pulverdampf und Grillgeschmack. Das hat indes weder die Anfänger noch die lizenzierten Schützen davon abgehalten, nach dem jeweils zackigen Kommando von Feuerleiter Martin Gerber «Gewehr anschlagen – Feuern!» die 18 Schuss in höchster Konzentration auf die Feldscheibe B4 zu ballern.

Dass sodann 58 der total 101 klassierten Schützinnen und Schützen mit 57 und mehr Punkten (bei einem Maximum von 72 Punkten) den begehrten Kranz gewonnen haben, grenzt an eine niemals erwartete Sensation. «Das sind Superlativen und eine Teilnehmerzahl, mit der wir niemals gerechnet haben», schwärmte Paul Salathe.

Schliesslich hat auch der Seltisberger Gemeinderat zu diesen Superlativen beigetragen. Angeführt von Präsidentin Michaela Schmidlin mussten die Gemeindeoberen aber hartes Schützenbrot essen und erkennen, dass Politisieren und Schiessen zwei verschiedene Dinge sind. Daran hat auch der nicht ganz ernst gemeinte Rechtfertigungsversuch der Gemeindepräsidentin nichts geändert: «Leichte Nebelschwaden genau auf meiner Scheibe haben mir die Sicht etwas getrübt.» Immerhin: Stefan Hersberger, der Dienstälteste Gemeinderat hat mit seinen 63 Punkten und dem Kranzgewinn die Schützenehre der Seltisberger Exekutive gerettet.

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