Ein Tierpräparat ist nicht «wahr»

Museumsbar Die Tierpräparatorin Sabrina Beutler gab spannende Einblicke  

Von ihrem Beruf begeistert: die Tierpräparatorin Sabrina Beutler im Museum.BL.

Von ihrem Beruf begeistert: die Tierpräparatorin Sabrina Beutler im Museum.BL.

Bilder von der Arbeit am Präparat eines Menschenaffen. Das Modellieren ist ein zentraler Schritt beim Bau des Körpers, welcher dann am Ende mit der Originalhaut des toten Tiers überzogen wird.  Fotos: M. Stöcklin

Bilder von der Arbeit am Präparat eines Menschenaffen. Das Modellieren ist ein zentraler Schritt beim Bau des Körpers, welcher dann am Ende mit der Originalhaut des toten Tiers überzogen wird. Fotos: M. Stöcklin

Tierpräparation ist eine Kunst. Und Sabrina Beutler die Künstlerin, wobei sie das handwerkliche Geschick in ihrem Fachgebiet eher wichtiger einschätzt als das künstliche Gen. Die 40-jährige Expertin ermöglichte dieser Tage an der Museumsbar im Museum.BL in Liestal im Rahmen eines halbstündigen Vortrages einen hochinteressanten Einblick in ihre faszinierende Tätigkeit als naturwissenschaftliche Präparatorin.

Dieser Job umfasse etwa 30 Beruf in einem, erklärt sie ihre Leidenschaft und die Faszination, im Toten das Lebende darzustellen und Begegnungen zu schaffen, die anders nicht möglich wären.

Doch der Reihe nach: Sabrina Beutler ist seit 15 Jahren als selbständige Tierpräparatorin tätig, betreibt ihr Atelier im fribourgischen Düdingen und ist zudem Präsidentin des Verbandes Naturwissenschaftliche Präparation Schweiz (www.vnps.ch). Beim Begriff der «ausgestopften Tiere» stehen ihr die Haare zu Berge, denn diese Formulierung sei schlicht falsch.

Hohe Anforderung

Viel mehr stellt sie auf hochprofessionelle, enorm aufwendige Art Präparate her, welche am Ende mit der (mittlerweile gegerbten) Originalhaut des ursprünglichen toten Tieres überzogen werden. «Das Präparat ist nicht wahr, sondern mein Werk, meine Skulptur mit der Haut des Tieres. Das ist jedes Mal eine hohe Anforderung und Verantwortung. Und ein totes Tier ist extrem faszinierend», berichtet Sabrina Beutler. Präparate von Haustieren fertigt sie höchst selten.

Bei einem entsprechenden Auftrag gilt es, dem toten Tier so rasch wie möglich die Haut abzuziehen. Vom Tier ohne Haut macht sie dann eine Art Bauplan, sammelt Bildmaterial und tätigt diverse Recherchen (zum Beispiel in Zoos im Gespräch mit Tierpflegern), ehe sie mit dem Bau des Präparates beginnt. Dafür gibt es verschiedenste Materialen wie Gips oder oft auch Holzwolle. Mittlerweile existieren auch kommerzielle Fertigformen, welche sich jedoch nur punktuell eignen.

Neue Technologien wie den 3D-Druck erachtet Sabrina Beutler nicht wirklich als Konkurrenz oder gar als Bedrohung für ihre Berufsgattung. «Die Animation von toter Materie ist ein Höllenaufwand und der Computer hat keine Ahnung von Anatomie. Die entsprechenden Nachjustierungen lohnen sich nicht», ist sie überzeugt.

In der Schweiz sind (inklusive Zoos) rund 20 Personen im attraktiven Berufsfeld der Tierpräparation tätig. Mittel- bis langfristig zeichnen sich jedoch Nachwuchsprobleme ab, auch weil die Ausbildung in der Schweiz aktuell nicht mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis estimiert wird. Dies soll sich so bald wie möglich ändern.

Der nächste Anlass an der Museumsbar steigt am Dienstag, 4. Februar 2025, 17.30 Uhr, mit dem Thema «Werbestrategien der Hanro».

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