Die Datenlage spricht dafür
Petition Baselland soll bei Brustkrebs-Screenings nicht weiter aussen vor bleiben
Schon 2014 hat das Baselbieter Parlament über ein Mammografie-Screening-Programm diskutiert – und es abgelehnt. Die damalige Landrätin Regula Meschberger erinnert sich: Die Angst vor Fehl- oder Überdiagnosen sei das häufigste Argument gegen das Programm gewesen.
Inzwischen ist Baselland aber umzingelt von Kantonen, die systematische, freiwillige und kostenlose (franchisebefreite) Brustkrebs-Screenings durchführen. 14 Kantone machen mit, darunter Basel-Stadt, Aargau und Solothurn. Eine Motion, eingereicht von Landrätin Pascale Meschberger, der Tochter von Regula Meschberger, bringt jetzt das Thema wieder auf den Tisch.
Zur Unterstützung der Motion hat ein Komitee eine Petition lanciert, um den Druck auf die Politik zu erhöhen. «Es gibt eine breite Bewegung aus der Bevölkerung, deshalb haben wir die Petition lanciert», sagte Regula Meschberger an einer Medienkonferenz in Liestal.
Zudem ist das frühere Gegenargument – die Angst vor Fehldiagnosen und der daraus folgenden psychischen Belastung – mittlerweile in sich zusammengefallen. «Die Diagnosetechnik hat sich wesentlich verbessert», erklärte Landrätin Lucia Mikeler Knaack.
Was die psychische Belastung betrifft: Daten aus Basel zeigen bei 91 Prozent der Untersuchungen ein negatives Ergebnis. «Diese Frauen werden entlastet sein», betonte Roberta Sege Verdosci, Fachärztin für operative Gynäkologie und Geburtshilfe, Brustchirurgin am Bethesda-Spital. Und wenn wegen eines positiven Befunds eine Biopsie nötig sei, dauere es maximal eine Woche, bis Klarheit herrsche. Auch bezüglich Kosten spreche die Datenlage für ein Screening-Programm: «Je fortgeschrittener etwas ist, desto mehr kostet die Behandlung.»
Früherkennung rettet Leben
Wie das Petitionskomitee festhält, ist Brustkrebs die häufigste krebsbedingte Todesursache. Mit Früherkennung könnten bei 1000 Frauen vier Leben gerettet werden. Die Petition fordert deshalb, dass Frauen zwischen 50 und 74 Zugang zur Brustkrebs-Früherkennung erhalten.
«Es ist für viele Frauen, die in Baselland wohnen, nicht zu verstehen, dass sie kein Recht auf eine Mammografie haben, die ihre in Basel-Stadt wohnenden Kolleginnen nutzen können», stellte Landrätin Christina Wicker fest.
Marcus Vetter, Chefarzt und Leiter Zentrum Onkologie und Hämatologie am Kantonsspital Baselland, fügte hinzu, dass sich die Ungleichheit zwischen den Kantonen auch im Krebsregister abbilde: «Man kann eins zu eins sehen, dass je nachdem, wo die Patientin wohnt, der Tumor kleiner ist.»
Nicht alle können es sich leisten
Isabelle Viva, Beraterin der Patientenstelle Basel, wies darauf hin, dass eine Mammografie von der Krankenkasse nur übernommen wird, wenn sie von einem Arzt oder einer Ärztin verordnet wurde. Nicht aber als reine Vorsorgeuntersuchung – die rund 250 Franken müssen selber bezahlt werden. «Es gibt Frauen, die nicht so viel Geld haben, dass sie sich diese Vorsorge leisten können», bemerkte Isabelle Viva. Es könne aber nicht sein, dass Vorsorge von den finanziellen Verhältnissen der betroffenen Frau abhänge. «Ich hoffe sehr, dass wir es diesmal schaffen und das Screening für die Patientinnen in Baselland einführen können», so Isabelle Viva.
Regula Meschberger ist überzeugt, dass die Unterstützung im Baselbiet gross ist: «Es ist eine Freude zu sehen, wie viele Personen im Komitee sind!»