Der Helfer, der Selbstsicherheit schenkt

Blindenhund Partner auf vier Beinen: Terrier «Basco» erleichtert Seraina Meyer den Alltag  

Basco ist ein schlauer Hund, der ein «eigenes Köpfchen» hat. Foto: zVg
Basco ist ein schlauer Hund, der ein «eigenes Köpfchen» hat. Foto: zVg

Basco ist ein achtjähriger Airedale Terrier, eine Rasse, die für ihren aufmerksamen und unternehmungslustigen Charakter bekannt ist. Oder wie es seine Halterin Seraina Meyer ausdrückt: «Er ist ein Schlawiner!» Bosco ist aber auch ein hoch qualifizierter Experte auf seinem Gebiet: An der Blindenhundeschule Liestal ist er zum Führhund ausgebildet worden und hat im April 2017 seine Prüfung bestanden. Noch am selben Nachmittag durfte ihn Seraina Meyer bei sich zu Hause in Empfang nehmen. Seither ist er für sie zu einem unerlässlichen Begleiter geworden. Als Person mit einer Sehbeeinträchtigung empfindet sie es als grosse Erleichterung, im Alltag einen «Partner auf vier Beinen» zur Seite zu haben. Seraina Meyer hatte vor Basco schon andere Blindenhunde, der erste war ebenfalls ein Airedale Terrier, der zweite eine Labrador-Golden-Retriever-Mischung. Als dieser starb, war sie ein halbes Jahr lang «hundelos». Diese Zeit sei wichtig gewesen: «Der andere Hund bleibt immer im Herzen, aber jetzt war ich offen für einen neuen», erklärt Seraina Meyer.

Schwieriger Hund? Eine Herausforderung!

Als sie vernahm, dass an der Blindenhundeschule ein Airedale Terrier in Ausbildung war, wurde sie hellhörig: «Es hiess, er sei ein Schwieriger, weil er ein Terrier ist, aber das war für mich wie eine Herausforderung.» Für sie stand fest, dass sie keine «Schlaftablette» will, sondern einen lebhaften Hund, der zügig läuft. Noch als Junghund war Basco zwei Wochen lang bei Seraina Meyer in den «Ferien» und es zeigte sich, dass beide gut zueinander passen. Als er dann nach seiner Prüfung definitiv bei ihr einzog, mussten sie sich trotzdem noch aneinander gewöhnen und einander kennenlernen. «Es ist wie in einer Beziehung», sagt Seraina Meyer. «Auch ich war für ihn jemand Neues.»

Beim ersten Hund sei es am einfachsten, meint Seraina Meyer, weil sie weniger Erfahrung habe und alles einfach hinnehme, wie es komme. Später habe man dann eigene Vorstellungen, wie die Hund-Mensch-Beziehung aussehen sollte – aber man müsse eben kompromissbereit sein. Von ihrem vorherigen Hund war sie gewohnt, dass er sie am Morgen weckte, weil er hungrig war, dafür war er abends schneller müde. Bei Basco ist es genau umgekehrt: morgens «chillig», abends länger aktiv.

Ein Team, das sich blind versteht

«Es dauert eine Zeit, bis man wirklich zu einem Team wird», beobachtet Seraina Meyer. Es sei ein langsames Herantasten, das im Unterbewusstsein geschehe, aber irgendwann merke man, dass es so weit sei und dass sich beide «blind» verstehen. «Und das ist auch nötig bei der IV-Abnahme», betont Seraina Meyer.

«Als Führhund ist er top», ist die Hundehalterin überzeugt. Das heisst aber nicht, dass er nicht seine Eigenheiten hat: Beispielsweise bellt er, wenn er anderen Hunden begegnet. «Viele Leute sind erstaunt, dass ein Blindenführhund bellt», stellt Seraina Meyer fest. Sie selber hat kein Problem damit: «Er soll keine Maschine sein, sondern Hund bleiben dürfen.» Natürlich immer unter der Voraussetzung, dass er die Halterin nicht in Gefahr bringe.

Während seiner Ausbildung sei Basco sicher nicht der Einfachste gewesen, ist sich Seraina Meyer bewusst, denn er sei schlau und habe sein eigenes Köpfchen.

«Ich finde es aber toll, wenn er etwas Lustiges macht und mich zum lachen bringt.» Sie schätze es auch, dass er auf Menschen zugehe und Freude an ihnen habe. Übrigens hat Seraina Meyer nichts dagegen, wenn fremde Personen fragen, ob sie ihren Hund streicheln dürfen – wenn sie beispielsweise im Tram ist und Basco am Boden liegt. «Aber bitte nicht, wenn wir gerade eine Strasse überqueren!»

Mit Hund anders wahrgenommen

Seraina Meyer ist privat wie beruflich viel unterwegs. Sie arbeitet zwar häufig im Homeoffice, pendelt aber regelmässig zwischen ihrem Wohnort im Fricktal und ihrem Arbeitsort Basel. Wenn sie auf ihrem Weg eine Strasse überqueren muss, ist ihre volle Aufmerksamkeit gefordert. Noch schwieriger ist es bei Baustellen mit komplizierten Fusswegverbindungen oder an unübersichtlichen, lärmigen Orten wie dem Platz vor dem Bahnhof SBB in Basel, wo Trams, Autos, Velos und Fussgänger/-innen von allen Seiten kommen. Solche Situationen kosten Energie – ob mit Hund oder ohne. «Aber gerade in der Stadt ist er eine extreme Hilfe», unterstreicht Seraina Meyer. Ein weiterer positiver Effekt sei, dass sie anders wahrgenommen werde: «Ich habe das Gefühl, dass ich für voller genommen werde, wenn ich zeige, dass ich zu einem Hund schauen kann.» Möglicherweise liege es auch daran, dass sie zusammen mit dem Hund eine selbstbewusstere Ausstrahlung habe.

Länger als bis zur «Pensionierung»

Führhunde bleiben in der Regel im «Dienst», bis sie zehn bis zwölf Jahre alt sind. Für Seraina Meyer steht fest, dass sie Bosco weiterhin behalten wird, wenn er «pensioniert» wird. Ihn wegzugeben, wäre für sie persönlich keine Option, aber sie verurteile niemanden, für den das nicht möglich sei. Sie werde dann den Langstock benutzen und Basco einfach neben sich an der Leine mitnehmen. Seraina Meyer ist nämlich nicht nur «extrem froh», dass er ihr eine so grosse Hilfe ist. Sondern auch, weil sie das Zusammensein mit ihm geniesst und er ihr Struktur in den Alltag bringt: «Ich würde sonst nicht einfach so spazieren gehen, wenn es regnet.»

Die VBM Blindenhundeschule Liestal bildet seit 36 Jahren Blindenführhunde aus. Damit sie diese wertvolle Arbeit auch in Zukunft weiterführen kann, ist sie auf Spenden angewiesen. Weitere Infos: VBM Blindenhundeschule Liestal, Weideliweg 20, 4410 Liestal, vbm@blindenhund.ch, Tel. 061 906 3000, blindenhund.ch

Weitere Artikel zu «Oberbaselbiet», die sie interessieren könnten

Oberbaselbiet23.04.2025

100 Gemeinden und 100 Artikel

100-Jahre-Jubiläum Der «Merci Bus» stoppte in Bubendorf, Gelterkinden und Sissach 
Oberbaselbiet16.04.2025

Baselbieter Fünflibervereine tagten in Böckten

DV Ausnahmslos Oberbaselbieter prägen den Kantonalverband
Oberbaselbiet16.04.2025

Frauenpower und gelebte Traditionen

BLKB-Stiftung Kantonalbankpreis an Frauenfussballkommission, Publikumspreis an Trachtenvereinigung