Ehre für die Königin der Instrumente
Liestal Schlusskonzert des 2. Orgelfestivals mit Werken der französischen Musik
Der Liestaler Orgelverein organisierte in diesem Frühling das zweite Orgelfestival. Der Präsident des Vereins, Walter Leimgruber, und der musikalische Leiter des Festivals, Ilja Völlmy Kudrjavtsev, haben ein überaus spannendes Programm zusammengestellt, das das Ziel, die Orgel als Konzertinstrument bekannt zu machen, stark unterstützte. Vor allem die samstägliche Orgelnacht bot mit unterschiedlichen Instrumenten als musikalischem Partner der Orgel ein vielseitiges Bild der «Königin».
Das Festival gipfelte im sonntäglichen Schlusskonzert, das ganz der französischen Musik gewidmet war. Zusammen mit dem Orchester Liestal unter der Leitung von Roberto Fabbroni und an der Orgel Ilja Völlmy Kudrjavtsev wurden Werke von Paul Dukas, Françis Poulenc und Camille Saint-Saëns aufgeführt. Dass das Schlusskonzert der französischen Musik gewidmet war, ist kein Zufall.
Gehörten die Schwerpunkte der Orgelmusik in der Barockzeit dem deutschen und italienischen Kulturkreis an, so prägten französische Musiker die Moderne. Viele grosse Organistinnen und Organisten, zum Beispiel Olivier Messiaen, spielten und komponierten für ihr Instrument.
Was das Verständnis für diese Musik etwas schwierig macht, ist der Umstand, dass wir in der Deutschschweiz wenig allgemeine Hörerfahrung mit dieser Musik haben. Französische Musik wird bei uns einfach nicht so oft gespielt. Umso schöner war die Stückwahl dieses Konzertes, um uns diese Musik vertrauter zu machen.
Eröffnet wurde mit einer Fanfare von Paul Dukas. Dieser schwer mit sich kämpfende Komponist hinterliess nur ganz wenige Stücke. Die meisten seiner Kompositionen zerstörte er wieder. Die Fanfare gehörte zum Ballett «La péri». Mit der «Fanfare pour précéder ‹La péri›» weckten die Blechbläser des Orchesters das Publikum, das ob der Wucht etwas erstaunt schien. Dann folgte Poulencs Konzert für Orgel, Streicher und Pauke in g-moll, das er kurz vor dem Kriegsbeginn 1938 schrieb. Es ist ein in sieben Teile gegliederter Satz, der im ständigen Dialog mit der Orgel steht. Leider konnte dieser Dialog nicht wirklich gehört werden, da die Balance zu stark aufseiten der Orgel war. Die Streicher wurden schlicht überdeckt. Toll war der Paukist, der teilweise nur mit Pianoschlägen Akzente setzen konnte.
Höhe- und Schlusspunk war dann Camille Saint-Saëns’ Sinfonie Nr. 3 c-moll op. 78 (1886). Mit dieser Sinfonie hat sich der Franzose selbst ein Podest geschaffen und gehört zum Kanon der Sinfonien. Der Begriff Sinfonie ist insofern richtig, als mit Ausnahme des letzten Satzes die Orgel als ein Instrument wie jedes andere auch eingesetzt wird. Doch nutzt der Komponist deren vielfältige Klangfarben gekonnt aus. Das Orchester Liestal spielte mit viel Engagement und Spielfreude das doch sehr anspruchsvolle Stück. Im letzten Teil dann setzte die Orgel fast schon solistisch ein und riss das Orchester nochmals mit.
Obwohl die Sinfonie auch die Grenzen für ein Laienorchester zeigte, endete der Abend mit einer begeisternden Schlussfanfare von Orgel und Orchester. Grosser Applaus für die engagierten Musikerinnen und Musiker.