Gut altern, ein Wunschtraum?
Ormalingen Podiumsdiskussion im Zentrum Ergolz
Unter der Leitung von Michael Sokoll diskutierte am 7. November 2024 im voll besetzten grossen Saal des Zentrums Ergolz in Ormalingen ein hochkarätig zusammengesetztes Podium über das aktuelle Thema «Gutes Altern – ein Wunschtraum?». Teilnehmende waren Stephan Kunz, Geschäftsführer des Zentrums Ergolz, Gerontologe, Irene Bopp-Kistler, Expertin in Altersfragen, und Ludwig Hasler, Philosoph und erfolgreicher Buchautor. Die Frage war: Was zeichnet ein gutes Altern aus? Die erste Antwort kam von Ludwig Hasler: «Für ein gutes Altern braucht es gute Laune». Wer im Alter sich nur mit sich selbst beschäftigt, also zum Bespiel mit all seinen gesundheitlichen Problemen, wie ein krankes Knie, kann gemäss Hasler nicht hoffen gut zu altern. Das «Ich» schrumpft im Alter. Viel Erfolgsversprechender ist es, sich nicht auf sich selbst zu konzentrieren, auf sein Ego, sondern sich für Andere zu interessieren, für sie da zu sein, sich mit ihnen auszutauschen und Hilfe zu leisten. Damit kann ich noch nach meinem eigenen Tod weiterleben, habe ich Gutes für andere Menschen, auch für Enkel und Urenkel und andere Vertreter der jungen Generation. Meine gute Tat wirkt dann weiter, selbst wenn ich nicht mehr lebe. Hasler fand es des Weiteren ein «feudales Geschenk», dass heute im Alter zwei Abschnitte zu unter-scheiden sind: Das dritte Alter, 65 bis 80, während dessen Viele von uns noch leidlich fit sind und viel unternehmen können. Diese noch relativ gesunde Zeit ist zu nutzen, sei es für Aktivitäten aller Art, sei es zum Aufbau neuer oder Erhalt bestehender Beziehungen mit anderen Menschen. Positiv wäre auch, gemäss Hasler, wenn wir uns auch im Alter eine gute Portion kindlicher Naivität und Staunen bewahren könnten, gibt es doch so Vieles, das wir bewundern und bestaunen können. Nach 80 kommt dann die vierte Lebensphase, das vierte Alter, mit gesundheitlichen Problemen, öfters auch mit Demenz. Stephan Kunz berichtete von seinen Erfahrungen mit Demenzkranken im Zentrum Ergolz, die alles vergessen und nach kurzer Zeit immer wieder die gleichen Fragen stellen. Da hilft nur «ein Leben im hier und jetzt» im Umgang mit diesen Demenzkranken. Kann man diese zu einem strahlenden Lächeln bewegen, ist das wunderbar. Irene Bopp-Kistler hat viel Erfahrung im Umgang mit Menschen im vierten Alter. Das Schlimmste ist, wenn sie allein altern in grosser Einsamkeit. Da geht es ihnen nicht gut. Es ist sehr wichtig, dass im vierten Alter der Austausch mit anderen Menschen weiter besteht bzw. gefördert wird. Auch wäre es gut, wie die ganze Runde fand, dass es zu mehr durchmischtem Wohnen zwischen Alt und Jung kommen würde. Es gibt also gemäss den Podiumsteilnehmenden durchaus Möglichkeiten gut zu altern, nur braucht es seitens der Alten selbst auch viel Kontaktfreude und das Durchbrechen der Einsamkeit in den eigenen vier Wänden.