Schutz und Nutzen
Biodiversität Ja-Komitee für ein «Hand in Hand»
Um die Biodiversität in der Schweiz steht es schlecht. Laut dem Baselbieter Komitees der Biodiversitätsinitiative, über die am 22. September abgestimmt wird, sind rund die Hälfte der natürlichen Lebensräume bedroht, über ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten gefährdet oder bereits ausgestorben. Für Florian Schreier, SP-Gemeinderat Birsfelden und Geschäftsführer VCS beider Basel, ist klar: «Wenn wir nichts machen, laufen wir in den Hammer.»
Vergangene Woche lud das Komitee zu einer Medienkonferenz auf dem Hof Obere Wanne in Liestal ein. Auf dem Fussweg zum Hofgebäude, vorbei an verschiedensten Feldern, Bäumen, Gewächshäusern, Nutzpflanzen, wird einem schnell klar: Hier stehen Landwirtschaft und Biodiversität offenbar nicht im Gegensatz zueinander.
Susanne Kaufmann, Biologin, erwähnte ein weiteres gelungenes Beispiel, wie beides Hand in Hand gehen kann: das Projekt «Obstgarten Farnsberg». Am Ebenrain-Zentrum hat sie fast zwei Jahrzehnte lang Landwirtinnen und Landwirte beim ökologischen Ausgleich beraten und festgestellt, dass viele den Wert der hohen Artenvielfalt und der vielfältigen Lebensräume erkennen. Nötig sei jetzt einerseits, den ökologischen Wert der für die Förderung der Biodiversität bereitstehenden Flächen zu steigern. Andererseits brauche es aber zusätzliche Flächen, die ökologisch bewirtschaftet werden. Das heisst jedoch nicht, dass sie der Produktion entzogen werden: «Schutz und Nutzen schliessen sich nicht aus», betonte Susanne Kaufmann.
Markus Wild, Professor für Tierethik an der Universität Basel, klärte auf, dass hinter vielen Gegenargumenten ein veraltetes Bild von Naturschutz stecke: eine eingehegte Natur, die niemand anfassen dürfe. Das sei aber nicht, was die Initiative bezwecke.
Nationalrätin Florence Brenzikofer erläuterte die Synergien zwischen dem Schutz von Landschaftsqualität und der Biodiversität. Auch Wald beider Basel unterstützt die Biodiversitätsinitiative, im Gegensatz zum Schweizer Dachverband. Für Geschäftsführer Raphael Häner umfasst das Nachhaltigkeitsprinzip, das in der Waldwirtschaft gilt, auch die Bioversität. Simon Tschendlik, Landrat und Leiter eines grossen Forstbetriebs, zeigte auf, dass Biodiversitätsförderung auch ökonomisch sinnvoll ist. In manchen Forstbetrieben machen kantonale und private Gelder zugunsten der Förderung von Lebensräumen fast 30 Prozent des gesamten Umsatzes aus. 60 Prozent des BIP hänge direkt oder indirekt mit der Natur zusammen, ergänzte Doris Vögeli, Gemeinderätin aus Reinach und Co-Präsidentin des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutz-verbands.
www.biodiversitaetsinitiative.ch