Naturpark der Gemeinden für die Gemeinden

Heisse Phase 56 Gemeinden sind aufgefordert, an ihrer Herbstversammlung über den Naturpark Baselbiet abzustimmen  

Christoph Müller, Michael Kumli, Johannes Sutter, Florence Brenzikofer, Bettina Fischer (v. l.).

Christoph Müller, Michael Kumli, Johannes Sutter, Florence Brenzikofer, Bettina Fischer (v. l.).

Obstbäume unter der Sissacher Fluh: Der mögliche Naturpark-Perimeter umfasst 56 Gemeinden.Fotos: M. Schaffner

Obstbäume unter der Sissacher Fluh: Der mögliche Naturpark-Perimeter umfasst 56 Gemeinden.Fotos: M. Schaffner

Johannes Sutter war ein «glühender Gegner» des ersten Baselbieter Naturpark-Projekts vor 14 Jahren, wie er selber sagt. Eine «grüne Glocke übers Oberbaselbiet stülpen und einen Hag darum ziehen», damit konnte sich der Arboldswiler und SVPler gar nicht anfreunden. Die Gemeinden seien schon genug eingeschränkt, und jetzt wolle man ihnen die Bautätigkeit noch mehr erschweren?

Das besagte Projekt ist bekanntlich gescheitert und die Situation hat sich grundlegend verändert. Sutter ist jetzt Vizepräsident des Vereins Naturpark Baselbiet und wirbt dafür, dass möglichst viele Gemeindeversammlungen ihre Zustimmung zum aktuellen Projekt geben. 56 Gemeinden liegen im möglichen Perimeter des zukünftigen Parks. Wenn genug von ihnen beitreten, stehen die Chancen gut, dass diesmal eine zusammenhängende Fläche von hundert Quadratkilometer zustande kommt. So viel ist nötig, um an die Naturpark-Gelder des Bundes zu gelangen.

An einer Medienkonferenz, die vergangene Woche im Restaurant Alpbad unter der Sissach Fluh stattfand, erläuterte Johannes Sutter die Gründe für seinen Gesinnungswandel: «Es ist nicht mehr ein Naturpark eines grünen Grüpplis, sondern ein Naturpark von den Gemeinden für die Gemeinden.» Auch wenn das Geld vom Bund komme, hätten die Gemeinden das Sagen und im Vereinsvorstand immer die Mehrheit. Der Naturpark mache keine Vorschriften und tangiere die Gemeindeautonomie nicht.

Bleibt die Frage, was ein «Naturpark Baselbiet» überhaupt bringen würde. Einerseits einen Marketingvorteil: für regionale Produkte, für die Gastronomie, für den Tourismus. Die Erfahrungen des Naturparks Thal und des Juraparks Aargau seien sehr positiv, berichtete Florence Brenzikofer, Präsidentin des Vereins Naturpark Baselbiet.

Andererseits würde Geld ins Oberbaselbiet fliessen, mit dem lokale Projekte mit- oder sogar ganz finanziert werden könnten. Johannes Sutter denkt an eine Dorfplatzaufwertung, an eine Besucherlenkung in verkehrsgeplagten Gemeinden, an unterstützungsbedürftige Dorfbeizen und Dorfläden. Er selber würde als Erstes ein Unterstützungsgesuch für die «Eierläset» in Arboldswil stellen.

Johannes Sutter denkt aber auch an Bildungsprojekte, die durch den Naturpark Baselbiet möglich wären: «Wir könnten dafür sorgen, dass Kinder und Jugendliche ein Bewusstsein dafür entwickeln, was um uns herum ist, und nicht nur, was im Handy drin ist.»

Eine Lehre aus den Erfahrungen der anderen Schweizer Naturparks ist, dass der Tourismus frühzeitig einbezogen werden muss, um Doppelspurigkeiten zu verhindern. Vor zwei Wochen hat der Trägerverein deshalb eine Zusammenarbeit mit Baselland Tourismus beschlossen. Laut Florence Brenzikofer seien dazu harte Verhandlungen nötig gewesen. «Wir haben eine grosse Schnittmenge», sagte Michael Kumli, Geschäftsführer von Baselland Tourismus. Für eine erfolgreiche Umsetzung sei es nötig, dass alle bestehenden Organisationen ihre Synergien nutzten.

Gemäss Managementplan würde der Bund 50 Prozent der Finanzierung übernehmen, der Kanton 20 Prozent, zehn Prozent würde der Verein selber finanzieren, etwa durch Stiftungen, Spenden oder Dienstleistungen. Die verbleibenden 20 Prozent würden auf die Gemeinden verteilt, maximal fünf Franken pro Einwohner/-in. Laut Christoph Müller, Geschäftsführer des Naturparks Schaffhausen und Co-Autor des Managementplans, könnte der Naturpark Baselbiet nach einer dreijährigen «Errichtungsphase» im Jahr 2029 starten.

In der «heissen Phase», die jetzt beginnt, will der Verein die Gemeinden mittels Gesprächen und Infoveranstaltungen überzeugen, das Geschäft an der Herbstversammlung zu traktandieren. «In den nächsten zwei Monaten ist unsere Agenda gefüllt mit Abendterminen», meinte Florence Brenzikofer.

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