Sonne, Strand und hartes Training
Interview Der 22-jährige Frenkendörfer Schwimmer Manuel Leuthard trainiert und lebt aktuell in Los Angeles/USA
Sonne und Strand, viele schöne Leute und alle mit einem grossen Traum, dies beschreibt Los Angeles in den USA relativ genau. Die Stadt der Engel oder Ort der Stars und Sternchen wie sie auch genannt wird, bietet das ganze Jahr über angenehme Temperaturen und ist nun seit knapp eineinhalb Jahren der Wohnort des Schwimmers Manuel Leuthard. Aufgrund der nicht so optimalen Trainingsbedingungen für Schwimmer der Sprintdisziplinen, hauptsächlich 50 Meter und 100 Meter, in der Schweiz, hat sich Manuel Leuthard entschieden, im Profiteam von Trainer Chris Dahovski zu trainieren. In Los Angeles sind daher mehrere gute Sprintschwimmer zu Hause und so findet er beste Bedingungen, um seine weiteren Ziele zu verwirklichen. Die ObZ durfte ihm ein paar Fragen stellen:
Wie lebt es sich aktuell in den USA?
In den USA ist es super! Jeden Tag Sonne und über 20 Grad. Ich lebe nahe zu LA und es gibt 24/7 immer etwas zu unternehmen. Trotz Ausbruch der zweiten Welle habe ich keine Einschränkungen erlebt, so gut wie alles war wie vor Corona.
Was ist anders im Vergleich zur Schweiz?
Die Leute sind viel offener, jeder, der in LA wohnt, hat grosse Ziele und hat keine Angst diese zu verfolgen. Smalltalk mit Leuten, die man nie zuvor gesehen hat, gehört dazu, jedoch ist das auch ein Nachteil, jeder will von anderen profitieren, habe ich so das Gefühl.
Wie finanzierst du den Aufenthalt?
Unterstützt werde ich vom BIS (Basel ist Sport), dem Baselbieter OT und meinem Vater, welche mir die internationalen Trainingscamps ermöglichen. Das Leben als Schwimmer ist definitiv härter als Profisportler als in anderen Sportarten. Ich muss mich definitiv finanziell einschränken.
Du bist eines der verheissungsvollsten Talente im Schwimmsport auf der Kurzstrecke, was sind deine weiteren Ziele?
Meine Ziele sind Finalteilnahmen an EM, WM, Universiaden und die Qualifikation an den Olympischen Spielen und das Brechen einiger Schweizerrekorde. «Der schnellste Schweizer Schwimmer in einer Distanz aller Zeiten» war schon immer mein grosses Ziel.
Wie gehst du mit dem Druck um?
Ich habe bereits in meiner Juniorenkarriere gelernt damit umzugehen, die Mentalität speziell als Sprintschwimmer, wo jeder Hundertstel zählt, ist das allerwichtigste. Je mehr Druck, desto besser! Ich sehe es nicht mehr als Druck, sondern geniesse das Gefühl – es ist wie eine Sucht!
Falls der endgültige Durchbruch im Schwimmen nicht gelingt, was hast du für einen Plan B?
Ich habe seit Beginn meiner Schwimmkarriere nie das Schwimmen als Plan «A» gesehen, auch wenn ich der beste Schwimmer der Welt wäre, müsste ich spätestens Mitte 30 wieder arbeiten, ich werde ab Sommer meinen Online-Bachelor in Business Administration machen und nach meiner Schwimmkarriere entweder in der USA oder der Schweiz arbeiten, als was genau weiss ich noch nicht, die Türen stehen mir auf jeden Fall offen.
Wie ist der Austausch mit der Schweiz? Hast du manchmal Heimweh?
Ich bin stets in Kontakt mit meinen Kollegen und Familie, vor Corona haben mich einige der Kollegen besucht, Heimweh habe ich manchmal, wir haben es in der Schweiz schon am besten. Falls die Schweiz ein Meer und gutes Wetter hätte, wäre ich wahrscheinlich gar nie zum Trainieren in die USA gegangen.
Wie funktioniert das mit Corona? Habt ihr strenge Auflagen oder kannst du relativ normal trainieren?
In Amerika selber interessiert es so gut wie keinen. Masken tragen ist obligatorisch, aber fast so gut wie keiner macht es. Alles ist normal offen mit Ausnahme von Discos. In anderen Staaten sind aber auch diese offen. Ich konnte bereits die Corona-Impfung machen und musste mich so gut wie gar nicht wegen des Virus einschränken.
Wie sieht dein Trainingsalltag aus und wie viele Stunden trainierst du durchschnittlich pro Woche?
Momentan sehr hart. Ich stehe jeden Morgen um 4.20 Uhr auf und fahre eine Stunde nach Santa Clarita, ich habe dort meinen Coach und das Team. Sechsmal die Woche ist Schwimmtraining, zweimal Kraft und einmal trainiere ich olympisches Gewichtheben, gefolgt von Dehnen und Mobilisation jeden Tag.
Totale Trainingsstunden sind ca. 15 bis 18 Stunden pro Woche.
War es schwer mit der Ernährung? Burger und Pommes gibt es ja reichlich in den USA.
Ich esse seit Jahren nach striktem Ernährungsplan und mache meine Essenspläne selbst. Die Aussage Burger und Pommes ist auch nicht korrekt, die USA bietet viel mehr gesunde Mahlzeiten an als in der Schweiz. Ich esse jeden Tag fünf Mahlzeiten und sonntags habe ich einen sogenannten «Cheatday» und dann ist es Zeit für amerikanische Burger und Pommes.
Was sind deine Wünsche fürs 2021?
Meine Wünsche sind das ich und meine Familie und Freunde gesund bleiben, dass die Welt wieder normal wird und ich weiterhin die Möglichkeit habe, meine sportlichen Träume verwirklichen.
Wo siehst du dich in fünf Jahren?
In fünf Jahren sehe ich mich als Ex-Profischwimmer und dass ich hoffentlich all meine gesetzten Ziele erreiche! Ich freue mich schon auf meine nächste Karriere im Beruf.
Interview: Michael Herrmann