Woher kommt der Name Liestal?
Liestal Die Stadt wurde vor 700 Jahren gegründet – nach dem Ursprung des Namens wird immer noch geforscht
Viele Menschen möchten gerne wissen, woher sie kommen und suchen sich durch dicke Bücher mit Stammbäumen oder wühlen durch Archive. Was mit Familiennamen gang und gäbe ist, erfolgt auch bei Ortsnamen. An Liestal haben sich schon manche Wissenschaftler und Laien ihren Kopf zerbrochen. Das Dichter- und Stadtmuseum Liestal wollte mehr wissen und lud unseren Kantonsarchäologen Reto Marti zu einem öffentlichen Vortrag ein.
Schwierige Namensdeutung
Ein Name kann aufgrund der Aussprache gedeutet werden. So können Lieschtal oder Lieschtel einen Hinweis geben. Liestal liegt gegenüber dem Tal leicht erhöht. Andererseits gibt es den Ausdruck «Liesche». Das ist ein mit Riedgras bewachsenes Tal.
Im 13. Jahrhundert wurde Liestal von den Frohburgern gegründet und zur Stadt erhoben. Auf der anderen Seite des Hauensteins hat Liestal mit Balsthal einen Zwilling. Beides sind römische Etappenorte und sie waren befestigt. Um beide Städtchen hat es eine Häufung von Dörfern mit der Endung -dorf. Dazu gehören Frenkendorf, Arisdorf, Laupersdorf oder Matzendorf.
Eine andere Theorie fragt, weshalb der Buchstabe s vom t getrennt werden muss. Liehstala bedeutet «die lichte Höhe». In diese Kategorie gehört auch Liechtenstein.
Oder ist Herstal das gesuchte Wort? Es bedeutet Heeresstelle, also den Standort des Heeres. Liestal hatte nämlich eine strategische Bedeutung für den Durchgang zum Hauenstein und weiter ins Mittelland. Deshalb wurde die Stadt von den Römern befestigt. Man erkennt noch heute die typisch mittelalterlich angeordneten Gassen. Nur die Kirche ist ein Fremdkörper, da die Gassen um sie herumführen. Sie muss also schon vor der Gassenbildung dort gestanden sein.
Das Kastell wurde nicht gefunden
Jede grössere Stadt wie z.B. Genf, Basel, Solothurn oder Olten hatte ein Castrum. In Liestal wurde aber bisher keine einzige Mauer dieses spätrömischen Kastells gefunden. «Offensichtlich wurde der Sporn (Hügel) einmal eingeebnet», erklärte der Archäologe. Nur die Kirche bildet eine Ausnahme. Sie steht immer noch erhöht. Aus der Kirchengrabung 1942 gibt es mittelalterliche Funde. Die Grabung wurde aber nicht sehr professionell durchgeführt. 2005 fand man 36 Silbermünzen (Denare).
Namen haben Bestand
«Ortsname sind extrem chläbrig. E Namenswächsel findet nit so schnäll statt», sagte Marti. Nach den Römern gab es in der Merowingerzeit einen grossen Kulturwandel. Man begann auch deutsch zu reden. Das ist ein möglicher Zeitpunkt für einen Namenswechsel. Unklar ist heute immer noch, woher der Name unserer Kantonshauptstadt kommt. Eine klare Aussage machte Marti aber zu den beiden Bezeichnungen Munzach und Bettenach. Beide sind nicht die antiken Bezeichnungen für Liestal.