Grafiker, Autor, Künstler und Radiomann

Liestal Vor 100 Jahren wurde Marcel Wunderlin geboren

Vor 100 Jahren, am 24. März 1921 wurde Marcel Wunderlin in Liestal geboren. Er gehörte zur dritten Generation der einst aus Zeiningen im Fricktal zugezogenen Familie. Viel zu früh starb er am 15. November 1987 im 67. Altersjahr in seinem Heimatort Liestal.

Grafiker und Fasnächtler

In seiner ersten Lebenshälfte war Wunderlin ab 1945 im oberen Baselbiet als Grafiker tätig. Er entwarf Signete und Schriftzüge für Firmen und Vereine. Aber auch Fahnen, Schützenabzeichen oder Wappenscheiben gehörten zu seinem Sortiment. Er war ein Pionier in den Bereichen Werbegrafik und Reklameberatung. In dieser Zeit entstanden auch Verpackungen für die Pharmaindustrie und Ricola-Bonbons, Buchillustrationen, Prospekte und Plakate. Wunderlin arbeitete auch für den Verkehrs- und Verschönerungsverein Liestal. Das von ihm entworfene Signet wurde bis vor wenigen Jahren verwendet und sein Atelier war viele Jahre die offizielle touristische Auskunftsstelle für in- und ausländische Touristen. Als Stadtführer begleitete er immer wieder Gruppen durch die Baselbieter Hauptstadt.

Der begeisterte Fasnächtler machte sich auch als Larvenbauer einen Namen und gestaltete von 1956 bis 1977 zahlreiche Plaketten. Er war Mitgründer des Fasnachtskomitees und erster Präsident.

Radiomann und Autor

In den 1960er Jahren erfolgte ein langsamer Wandel zum Schreiben und Radio. Für das Schweizer Radio entstanden ab 1966 viele Sendungen im heimat- und volkskundlichen Bereich. Zehn Jahre bevor die Sendung «Lokaljournal» gegründet wurde, war er schon mit einem eigenen Tonbandgerät für Lokalsendungen unterwegs.

Mäni Weber nannte den vielseitigen Schaffer «Wander-Wunderlin», denn am Radio verbreitete er seine Wandertipps. Daraus entstand als Nebenprodukt die Sendung «E Chratte voll Platte». Von Juni 1972 bis März 1986 stand er fast jeden Montagabend am Livemikrofon. Seltene Ausnahmen gab es nur an hohen Feiertagen. Der Erfolg beim Publikum war enorm. Vor allem Hörerinnen schickten dutzende und hunderte Karten, die seine Sendungen lobten. «S isch fast zeinewis gsi mängisch», sagte sein Sohn Dominik im Interview.

Das geschriebene Wort

Das Medium Radio faszinierte Wunderlin, weil er damit auch Informationen vermitteln und nicht nur unterhalten konnte. Das geschriebene Wort war ihm aber ebenso wichtig wie Bild und Ton. Er begann mit dem Schreiben von Kolumnen für Zeitungen. Gute und grammatikalisch korrekte Texte waren Wunderlin auch wichtig für seine Radiosendungen. Ihm war sehr daran gelegen, in Mundart zu schreiben. Das fiel ihm leichter als hochdeutsch. Später entstanden Verse, wie er seine Gedichte nannte. Diese mussten sich nicht unbedingt reimen, sondern Gedanken in rhythmischer Art wiedergeben.

Marcel Wunderlin nummerierte seine Texte durch. So erinnert sich sein Sohn, dass er «an einem Freitag einen Punkt hinter seinen letzten Text setzte. Und am Sonntag ist er gestorben.» Es war die Novelle «Giuvan», die nach seinem Tod erschien. Die Geschichte spielt im Tessin und weist autobiografische Züge auf. Illustriert wird das Buch durch seine eigenen Bilder.

Wunderlin wir etlichen Lesern noch lange in Erinnerung bleiben. Wichtig dabei ist, dass er nicht nur ein Radio-mann war, sondern mit grosser Begeisterung seinen vielfältigen Interessen nachging.

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