Ein Weltklasse-Klaviertrio

Baselbieter Konzerte Atos Trio in der Stadtkirche Liestal  

Hellwaches Zusammenspiel: Annette von Hehn, Thomas Hoppe und Stefan Heinemeyer (v. l).Foto: T. Brunnschweiler

Der 4. Abend der Baselbieter Konzerte wartete am 7. Januar mit dem berühmten Atos Trio auf. Drei Musikepochen standen auf dem Programm: Klassik, Romantik und frühe Moderne. Um es vorwegzunehmen: Das Trio brillierte punkto Virtuosität und Musikalität durch ein hingebungsvolles, präzises und insistentes Spiel, das bei aller Leidenschaftlichkeit nie unkontrolliert wirkte. Der transparente Gesamtklang genügte stets den höchsten Ansprüchen.

Als erstes Stück erklang das Klaviertrio D-Dur op.1 von Erich Wolfgang Korngold. Schon der erste Satz mit seinem weit ausgreifenden Thema offenbart die Reife dieses Wunderkinds des 20. Jahrhunderts. Arabeskenhaftes und die sich unstet bewegende Harmonik des Schönberg-Kreises gehen hier eine Symbiose ein. Das Scherzo beginnt mit einem Dur-Moll-Wechsel, und im Trio sind die Vorhalte chromatisch, dass sich eine klare Tonart kaum bestimmen lässt. Schon im Allegro warf sich Stefan Heinemeyer so ins Zeug, dass sich das eine oder andere Rosshaar vom Cellobogen löste. Das Larghetto mit seiner Pizzicato-Einlage mündet in einen schnellen Walzer. Trotz Dissonanzen und chromatischen Wendungen bleibt das Klaviertrio dem Wohlklang verpflichtet. Für das Klaviertrio B-Dur KV 502 von Wolfgang Amadé Mozart gilt das Zitat von Hugo von Hofmannsthal: «Die Tiefe muss man verstecken. Wo? An der Oberfläche.» In diesem Trio von 1786 erhalten Violine und Cello ihre Unabhängigkeit vom Klavier. Unverkennbar ist die Verwandtschaft mit der Prager Sinfonie. Im Allegro spielte Thomas Hoppe auf dem Flügel perlend und dezidiert, wogegen Stefan Heinemeyer seinem leidenschaftlich gestrichenen Cello warme Töne entlockte. Annette von Hehn bezauberte auf der Violine mit einem klaren, durchdringenden Klang. Auch im Finale begegnet einem Mozarts Helldunkel der Harmonik, das zwischen Dur und Moll changiert.

Grossartiger Mendelssohn

Nach der Pause erklang das Klaviertrio c-Moll op. 66 von Felix Mendelssohn. Das Allegro energico e con fuoco beginnt mit düsterer Dramatik. Es ist ein Wogen zwischen feurigem Aufschwung und beruhigenden Passagen. Wenn das Cello das lyrische Seitenthema spielt, scheint der Sturm gebannt. Aber Mendelssohn lässt mit Arpeggien und Läufen im Klavier den Satz in einer wilden Jagd enden. Das Andante espressivo beginnt schlicht im Klavier, Violine und Cello singen im Duett und evozieren das Bild einer idyllischen Landschaft. Nach einem Appassionato des Klaviers findet Mendelssohn zurück zum innigen Charakter des Anfangs. Das Scherzo ist «ein wilder Hexenritt in g-Moll». Hier mischen sich Spukhaftes und Fröhlich-Luftiges. Das Finale startet mit einem etwas unwirschen Tanzthema. Ein Moll-Teil ist die Vorbereitung des Chorals «Vor Deinen Thron tret ich» aus dem Genfer Psalter. Der triumphale Wechsel zu C-Dur war seit Beethovens 5. Sinfonie rhetorischer Bestandteil von c-Moll-Werken. Der grossartigen Interpretation von Mendelssohn folgte langer Applaus. Als Zugabe gab es das impressionistische Stück «Soir» von Mélanie Bonis. Das ganze Programm des Atos Trio kann man übrigens auf Youtube nachhören.

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