Ein Weltacker für alle

Nuglar Neue Möglichkeiten zur nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion

Dominique erklärt die Qualität des Bodens.Fotos: B. Eglin

Dominique erklärt die Qualität des Bodens.Fotos: B. Eglin

Hier wird die Ökobilanz von Nahrungsmitteln verglichen.

Hier wird die Ökobilanz von Nahrungsmitteln verglichen.

An den «Tagen der Agroökologie» in der ersten Novemberwoche fanden an verschiedenen Orten in der Schweiz Veranstaltungen zu diesem aktuellen Thema statt. Auch in der Umgebung von Liestal: Die ObZ verschaffte sich einen Blick in Gärten von Nuglar. Fachleute erklärten die regenerativen Anbaumethoden.

Solidarische Landwirtschaft

Die Organisation «Nuglar Gärten» betreibt solidarische Landwirtschaft, bewirtschaftet ihre Felder biodynamisch und setzt regenerative Methoden ein. Wichtig ist der Fokus auf die Bodenfruchtbarkeit, welche auf natürliche Art ohne künstliche Düngung erreicht werden soll.

In einer Solidarischen Landwirtschaft schliessen sich Produzenten und Konsumenten zusammen und tragen die Verantwortung für Risiken und Gewinne gemeinsam. Die Produzenten erhalten ein sicheres und faires Einkommen und können bei Ernteausfall auf die Solidarität der Gemeinschaft zählen. Die Konsumenten bezahlen einen fixen Beitrag und erhalten dafür frische Lebensmittel, die in der Region produziert wurden. Die Umwelt gewinnt durch eine lokale und natürliche Landwirtschaft, die auf Pestizide, Monokulturen und Grossmaschinen verzichtet.

In einem Feld wächst schöner Lauch. Die Leerflächen sollten eigentlich auch bewachsen sein, da Brachflächen für den Boden ungünstig sind. Dieser Teil sieht aber wie frisch gepflügt aus, da er kürzlich von Wildschweinen durchwühlt wurde. Die Bedeckung ist wichtig für die Bodenlebewesen. Bei Bodenbrachen müssen diese im Frühling, wenn das Wachstum wieder beginnt, zuerst neu aufgebaut werden. Als Notmass-nahmen will man diese Fläche nun mit Mulch bedecken. Neben dem Lauch werden Tiefwurzler gepflanzt, die Wasser aus der Tiefe nach oben holen. Dieses steht dann auch anderen Pflanzen zur Verfügung.

Anpflanzen nach Rudolf Steiner

Bei einem anderen Feld wurden Verbindungen zur Anthroposophie von Rudolf Steiner gezogen, der sich ebenfalls mit biologisch-dynamischer Landwirtschaft befasste. Er betrachtet den Boden als Lebewesen. Nur wenn er gesund ist, kann man anbauen. Das erreicht man durch Kompost, der erdähnlich ist. Gülle, Mist oder Dünger sind für die Pflanzen nicht wertvoll. Sie könnten geradeso gut in einer Nährlösung – also Hors-Sol – gezogen werden. Auch dass Aussäen nach einem Kalender, der Konstellation von Sonne, Mond und Planeten und der gesamte Kosmos sollen eine Auswirkung auf Pflanzen haben.

Genug Nahrung für alle

Eigentlich sollte es kein Problem sein, genügend Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung zu produzieren. Nach der Verfassung des Uno-Weltagrarberichts durch 400 Wissenschaftler entstand in Berlin 2013 der erste Weltacker, in Nuglar der erste in der Schweiz. Auf 2000 Quadratmetern soll aufgezeigt werden, welche Vielfalt angebaut werden könnte. Diese Fläche steht – mathematisch berechnet – jedem Menschen zur Verfügung. Die Schweizer Bevölkerung nutzt 2600 Quadratmeter pro Person, obwohl wegen dem Gebirge nur 500 möglich sind. Die Differenz wird anderen Menschen weggenommen. Durch Umdenken und eine bessere Ökobilanz ist ein Umschwung noch möglich. Kartoffeln statt Fleisch, regional statt weite Transportwege sind ein Teil der Lösung.

Schüler lernen

Von Mai bis Oktober werden Schulklassen von der Primar- bis zur Berufsschule und auch Erwachsene nach dem Motto «Mein Essen wächst nicht im Supermarkt» informiert. Fern vom Klassenzimmer sollen sie erleben können, Gemüse ausgraben und es in die Hände nehmen. Und dann beim Reinbeissen den frischen Geschmack geniessen.

Wenn nur noch regenerative Landwirtschaft betrieben weniger Fleisch gegessen wird und es kein Foodwaste mehr gibt, könnte man 14 Milliarden Menschen ernähren. Heute sind wir acht. Das neue Buch «Dynamischer Agroforst» von Noemi Stadler-Kaulich zeigt, wie man auf grossen und auch kleinen Flächen im eigenen Garten naturnah gärtnern kann.

Fotos und Buch zum Thema: www.presstime.ch > Natur

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