Ein Schulgarten mit Zukunft
Liestal Das Schulhaus Rotacker nimmt am Programm «GemüseAckerdemie» teil
Beim Schulhaus Rotacker in Liestal gab es immer mal wieder einen Schulgarten. Meistens wurde er von Lehrpersonen gepflegt, die selber gern gärtnerten, aber wenn sie die Schule verliessen, war Schluss damit. In letzter Zeit war alles mit Gras und Unkraut überwachsen. Drei Lehrpersonen mit ihren Klassen lassen jetzt den Schulgarten wieder aufleben – und diesmal soll es ein beständiges Projekt werden.
Unterstützung erhält die Rotacker-Schule von der «GemüseAckerdemie», einem gemeinnützigen Verein, der 2017 erstmals den Aufbau eines Schulgartens begleitet hat. Letztes Jahr waren es drei Schulen und dieses Jahr sind es bereits neun, die meisten im Raum Zürich, drei in Baselland: das Rotacker-Schulhaus, das Schulinternat Sommerau in Rümlingen und ein Kindergarten in Allschwil.
«Wir jungen Lehrpersonen fanden es schade, dass es keinen Schulgarten mehr gab, und hatten Lust, einen neuen anzulegen», erzählt Florence Itin, eine der drei Primarlehrerinnen. Aber das Wissen dazu habe ihnen schlicht gefehlt. Eine Kollegin sei dann auf das Bildungsprogramm «GemüseAckerdemie» gestossen: «Entscheidend war, dass wir betreut sind.»
Dreimal kommen die Betreuerinnen und Betreuer – oder «AckerCoaches», wie sie sich nennen – nach Liestal und instruieren Kinder und Lehrpersonen.
Jäten, mulchen, pflanzen
Schon im März hatte die Schule damit begonnen, die Beete auszuheben, zum Teil mithilfe der Stadtgärtnerei Liestal, und Unkraut zu entfernen. Im Wald holten die Schülerinnen und Schüler dürres Laub, um es als «Mulch» zu verwenden, eine Schutz- und Nährstoffschicht für die Beete.
Letzten Freitag war der zweite Pflanztermin: Die Schülerinnen und Schülern bekamen Tipps und erfuhren Wissenswertes über die Setzlinge, von Mais und Lauch über Zucchetti bis zu Sojabohnen. Anschliessend gingen sie gruppenweise an die Arbeit und setzten die jungen Pflanzen in die Erde. Pro Woche sind zwei Lektionen vorgesehen, um den Schulgarten zu pflegen. Jäten, Erde auflockern, giessen, später dann ernten – es gebe immer etwas zu tun, sagt Florence Itin. Auch in den Sommerferien werde es wohl kein Problem sein, Freiwillige zu finden: «Die Kinder sind begeistert», stellt die Lehrerin fest.
Ob im kommenden Jahr wieder drei Pflanztermine bei der «GemüseAckerdemie» in Anspruch genommen werden oder ob die Schule eine weniger eng betreute Programmstufe bucht, ist noch offen. Florence Itin hofft jedenfalls, dass sicher der Schulgarten fest etabliert und an kommende Lehrpersonen weitergegeben wird, wenn es zu personellen Wechseln kommt.
Wie im Lehrplan 21 gefordert
Die Idee zur «GemüseAckerdemie» hatten eine Lehrerin und ein Agrarwissenschaftler aus der Gegend von Berlin im Jahr 2013. Mittlerweile sind in Deutschland rund 400 Schulen involviert. Der Schweizer Verein sei vor allem von Umweltwissenschaftlern aufgebaut worden, sagt Rebekka Frick, «AckerCoach» für die Region Basel. Es gebe in der Schweiz zwar schon ähnliche Programme, aber das Spezielle an der «GemüseAckerdemie» sei, dass sie wirklich im Unterricht verankert sei. Das Bildungsprogramm fördere eine Reihe von Kompetenzen, wie sie im Lehrplan 21 definiert seien. Diese reichen von «Tiere, Pflanzen und Lebensräume erkunden und erhalten» bis zu «Grunderfahrungen, Werte und Normen erkunden und reflektieren».
«Die Schülerinnen und Schüler lernen, wo unsere Lebensmittel herkommen und was es alles braucht, damit eine Pflanze wächst», verdeutlicht Florence Itin. Sie findet es wichtig, dass Kinder nicht nur im Schulzimmer über Foodwaste oder regionale Produkte reden, sondern den Lernstoff auch praktisch erleben – auch bei Regenwetter draussen zu arbeiten; oder was es bedeutet, den Kampf gegen gefrässige Schnecken aufzunehmen. Und nicht zuletzt diene es auch der Sozialkompetenz, wenn man gemeinsam als Schule ein solches Projekt realisiere.