Was die Vergangenheit uns preisgibt

Archäologie Jahresbericht 2023 der Archäologie Baselland

Kantonsarchäologe Reto Marti (l.) und Andreas Fischer, Leiter Archive und Öffentlichkeitsarbeit.Foto: S. van Riemsdijk

Kantonsarchäologe Reto Marti (l.) und Andreas Fischer, Leiter Archive und Öffentlichkeitsarbeit.Foto: S. van Riemsdijk

In Arisdorf wurden 32 keltische Quinare gefunden. Foto: zVg

In Arisdorf wurden 32 keltische Quinare gefunden. Foto: zVg

Der erfolgreiche feierliche Abschluss der Sanierung der «Farnsburg» war zweifellos der Höhepunkt des archäologischen Jahres 2023, wie der Kantonsarchäologe Reto Marti in seinem Referat an der Medienkonferenz zum Jahresbericht 2023 erfreut mitteilen konnte. Nicht weniger als 1200 Menschen liessen den Anlass zum rauschenden Volksfest werden.

Es sind ehrenamtliche Mitarbeiter der Archäologie Baselland, sogenannte Späher, welche der Archäologie immer wieder viele Neuentdeckungen und Funde bescheren, welche eine Fülle an spannenden Informationen zur regionalen Vergangenheit preisgeben: ein alchemistisches Amulett, spezielle Münzhorte aus der keltischen sowie der römischen Epoche, einen neuen Faustkeil oder eine exotische Fibel (Gewandspange) im Hardwald bei Muttenz als Zeugnis einer sehr bewegten spätrömischen Zeit.

Fund von Silbermünzen

Die Region Basel war ein Durchgangs- und Grenzland. Entsprechend auch die die Dichte ihrer Hinterlassenschaft. Es verwundert dann auch nicht, dass der Fokus der Präsentation der Archäologie auf diese Gegend mit ihren vielen Funden und Fundstätten gelegt wurde. Die Baselbieter Mitarbeiter müssen dafür ein ungleich ausgedehnteres Territorium erforschen. Ausgerüstet mit Metalldetektoren stehen diese den Archäologen bei der Erforschung der grossflächigen Gebiete zur Seite. Immer wieder gelingt es so, archäologische Stätten zu entdecken und Gegenstände zu finden, welche sonst im Verborgenen blieben. So wurden im Gebiet Bärenfels bei Arisdorf insgesamt 32 keltische Quinare (Silbermünzen) gefunden. Da sich oberhalb der Fundstelle einige reizvolle Tümpel befinden, wird vermutet, dass das Gebiet als Naturgottheit verehrt worden sein könnte. Die Münzen könnten als Opfergabe für die lokalen Götter vergraben worden sein oder zum Versteck eines Vermögens in damaligen unruhigen Zeiten gedient haben.

Weisse Kalkspuren gegen Krankheit

Im Rahmen der Grabungen und Bauuntersuchungen konnte Andreas Fischer, Leiter Archive und Öffentlichkeitsarbeit, berichten, dass das bereits für das 14. und 15. Jahrhundert überlieferte Mühlengebäude in Ziefen, welches im Bauinventar des Kantons Baselland als «kommunal schützenswert» eingetragen ist, boden- und bauarchäologisch untersucht wurde. Dabei wies auffälligerweise praktisch das gesamte Holzwerk des Dachs weisse Kalkspuren auf. Dazumal war Reinlichkeit entscheidend im Kampf gegen das Antoniusfeuer, eine Krankheit, welche durch den giftigen Getreidepilz «Mutterkorn» ausgelöst wurde und oft zum Tod führte. «Es ist die älteste noch erhaltene Mühle im Kanton», wie Andreas Fischer ergänzte.

Bronzene Zielscheibe gefunden

Das Homburgertal ist in Hinblick auf das Frühmittelalter bislang durch eine weitgehende Fundleere aufgefallen, berichtete Reto Marti. Dies obwohl praktisch alle heutigen Orte wie Diepflingen, Rümlingen, Buckten und Häfelfingen Namen tragen, die auf Ursprünge im siebten oder achten Jahrhundert nach Christus hinweisen. Nun ist im Seitental des Eimattbachs, im bewaldeten Steilhang des Hombergs, südlich von Häfelfingen das Fragment einer bronzenen Zielscheibe gefunden worden. Der Neufund stammt nicht aus einem Grab und ist daher ohne Kontext.

Holzburg von Zunzgen

Solche exklusiven Funde als wichtige archäologische Entdeckungen im Oberbaselbiet – nebst denjenigen aus Ormalingen (Römervilla), Gelterkinden (Seltersflaschen) und Sissach (Fibel) – bringen wichtige Nachweise aus dem Leben unserer Vorfahren in dieser Region.

Am Schluss des informativen und gut bebilderten Jahresberichts bringt Reto Marti den in einer Nacht- und Nebelaktion entstanden, spontanen Bau einer Holzburg im Rahmen der 700-Jahr-Feier auf dem Büchel in Zunzgen vom August 2023 in Erinnerung. Mit einem bedauernden, etwas irritierten redaktionellen Ton zwischen den Zeilen heisst es: «Aus Sicht des Nachwuchs, welches noch etwas von dieser sensiblen altehrwürdigen, tausendjährigen Stätte haben möchte, ist es kein besonders schlauer Schachzug, die zuständige Fachstelle nicht über die angedachten Pläne zu informieren. Gemeinsam hätte man bestimmt eine nachhaltige Lösung gefunden.»

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